Ausrüstung für eine Bergjagd in British Columbia

Im Folgenden beschreibe ich die Ausrüstung, die ich für eine Jagd auf Schneeziege (Rocky Mountain Goat) im September über Monate hinweg beschafft und getestet habe. Die Ausrüstung ist darauf ausgelegt, zunächst ein Basiscamp mit Blockhütten zu erreichen und dann im Marsch zu Fuß in den Bergen ein Biwak zu beziehen, von dem aus man zu Tagestouren aufbricht.
Je nach Wetter und Wildbewegungen wird man das Biwak auch verlegen müssen. Man kann also zunächst Ausrüstung, die man nicht unbedingt braucht, im Basiscamp zurücklassen und muß dann alles, was man für das Biwak (also zur Übernachtung und zum Essen etc.) und die Jagd braucht, mitführen.
Dafür braucht man einen großen Rucksack und muß bereits streng auf das Gewicht achten. Weiterhin braucht man einen Tagesrucksack, mit dem man dann auf die eigentliche Jagd geht. Da die Jagd im Hochgebirge stattfindet, spielt bei der Tagestour das Gewicht eine noch wichtigere Rolle.


Größenvergleich von links: Jägerrucksack (Bundeswehr), Khard, Cyclops (Bundeswehr)


Großer Rucksack: Ich suchte mir den Arcteryx Khard 60 aus, der vom Volumen (60 l) her völlig ausreicht und mit einem Eigengewicht von 2,2 kg auch leicht genug ist, um ihn ins Biwak zu tragen. Ab etwa zwei Monate vor Reiseantritt trainierte ich bei meinen Übungsmärschen zwei Mal die Woche mit genau diesem Rucksack und der "echten" Beladung von rund 15 Kilogramm. Der Khard verfügt über den dringend notwendigen Beckengurt und läßt sich von oben und von der Vorderseite her befüllen (umlaufender Reißverschluss).

Kleiner Rucksack: Der Tagesrucksack muß bis zum Basislager in dem großen Rucksack mitgeführt werden und sollte deshalb leicht und gut verpackbar sein. Andererseits muss er robust genug sein, um die Anforderungen einer harte Bergjagd "auszuhalten". Ich entschied mich für den Alpha FL Pack 30 l von Arcteryx, einen leichten und wetterfesten Rucksack für das Eis- und Felsklettern. Er wiegt nur 610 Gramm und ist nur von oben zu befüllen. Er trägt sich mit dem wenigen Gepäck, die ich für einen Tag brauche angenehm.


Alpha FL und Khard 60


Waffe: Meine bewährte Mauser M03 im Kaliber .300 Winchester Magnum und Zeiss-Glas. Die Waffe ist für eine Gebirgsjagd sehr schwer, aber ich bin an sie gewöhnt und das auf der einen Seite störende Gewicht ermöglicht auf der anderen Seite ein ruhiges und rückstoßarmes Schießen.

Patrone: Ich hatte noch nie eine Schneeziege geschossen und verließ mich deshalb auf Craig Boddingtons Buch über nordamerikanisches Wild ("The Perfect Shot. North America"). Zuerst überlegte ich, ob ich zwei Sorten Patronen mitnehmen sollte, da es noch möglich war, auf Schwarzbären zu treffen. Aber ich wollte die Waffe nicht neu einschießen, das Gewicht sprach dagegen und vielleicht würde ich ohnehin überraschend auf Bären treffen, so dass ein Munitionswechsel nur schwer möglich sein würde. Deshalb entschied ich mich für das Geschoss Nosler Partition (in der Patrone von Hornady).

Entfernungsmesser: Mein alter Nikon Entfernungsmesser genügte für geplante Schußentfernungen bis 300 Meter völlig. Wie alle Geräte führte ich neue Batterien plus einen zusätzlichen Satz zum Verbleib im Basislager mit.

Fernglas: Ich nehme das bewährte Zeis 8x30 Pirschglas mit, kein zusätzliches Spektiv. Lampen: Ich habe eine kleine, bewährte Fenix-Lampe mitgenommen sowie eine Stirnlampe von Petzl und in meinem Survival Kit zusätzlich eine sehr kleine Petzl-Notlampe für die Stirne.

Survival Kit: In meinem Survival Kit befinden sich Dinge zum Warmbleiben und Feuermachen: Eine Rettungsdecke, ein Notfeuerzeug, ein nässegeschütztes Bic Feuerzeug, zwei Stücke Wet Tinder, die genannte Petzl Notlampe, etwas Paracord, eine Sicherheitsnadel, zwei Teelichte mit langer Brenndauer.

(Not)verpflegung: Ich nehme zum täglichen Einsatz Traubenzucker, Elektrolyt-Tabletten und Energieriegel mit, sowie drei Nalgene Trinkflaschen für je 1 Liter und einen Be Free Wasserfilter und einen Spork (Gabel/Löffel-Kombination). Für Notfälle habe ich einen kleinen Esbitkocher (mit innenliegenden Esbit-Tabletten), ein Titanbecher von Esbit sowie eine gefriergetrocknete Mahlzeit. Das Thema Not-/Marschverpflegung erfordert einen eigenen Beitrag.

Bergstiefel: Nach Experimenten mit einem super leichten Bergschuh von Meindl und dem schweren Aku Bergstiefel der Schweizer Armee blieb ich bei meinem Haix KSK 3000. Auf den hunderten Kilometern Übungsmarsch und 2 Bergtouren im Januar und Juli hatten sich sich mit dem schweren Rucksack auch mit den seltenen Fuß- und Fersenproblemen gut bewährt und sie bieten mir trotz guten Sitzes nach wie vor auch große Bequemlichkeit. Das Gewicht liegt zwischen den beiden anderen Modellen. Natürlich hatte ich das Paar (wie hier beschrieben) perfekt eingelaufen.

Schlafsack: Der Schlafsack muß Temperaturen bis um die Null Grad standhalten. Am zuverlässigsten, gerade auch für einen ermüdeten und hungrigen Jäger, ist für die Einschätzung die Komforttemperatur. Ich habe auf einen Schlafsack mit Daunenfüllung von Yeti zurückgegriffen (Passion Five). Er wiegt nur 790 Gramm und ist extrem klein verpackbar. Die Komforttemperatur beträgt laut Herstellerangabe -2 Grad. Mein Carinthia Defense 1 wäre zwar nur rund 250 Gramm schwerer, hat allerdings ein erheblich größeres Packmaß und seine Komforttemperatur ließe keine Reserven zu. Der Defense 4 wäre ein ganzes Kilo schwerer und noch größer - und außerdem vermutlich zu warm. Dieser Vorteil des Yeti ist mit einem dreifach höheren Preis allerdings teuer bezahlt. Der Yeti-Daunenschlafsack im Vergleich zum Carinthia mit ähnlicher Wärmeleistung.


Yeti und Defense 4


Bivy Bag: Ich entschied mich für den neuen und vergleichsweise leichten und atmungsaktiven Expedition Cover Gore von Carinthia, der nur 600 Gramm wiegt.

Isomatte: Auch hier gab ich viel Geld aus und kaufte eine leichte und dennoch vergleichsweise dicke Matte, die Therm a Rest Neo Air X-Lite, mit nur 345 Gramm Gewicht, die eine Dicke von 6 cm aufweist.

Dry Bag: Ich habe mir zwei Dry Bags besorgt, um wichtigste Wäsche auf jeden Fall trocken transportieren zu können. Beide sind extrem leicht, wobei diejenige von Ortlieb wesentlich robuster ist, als die von Sea to Summit. Letztere ist für Notfälle in einem leuchtenden Orange. Drybags verhindern nicht nur, dass Wäsche und Ausrüstung nass werden, sondern auch, dass bereits nasse Wäsche, die man im Rucksack transportiert andere Dinge ebenfalls nass macht.

Jagdkleidung: Ich trage am Körper Netzunterwäsche von Brynje, damit ich so gut wie möglich trocken bleibe und darüber leichte Hose/Jacke von Kuiu. Die Socken sind gepolsterte Falke Laufsocken und darüber Meindl Jagdstrümpfe. Die Regenkleidung (Hose und Jacke) ist auch von Kuiu und bleibt zunächst im Rucksack. Für nachts und den Fall eines Kälteeinbruchs nehme ich dicke lange Unterwäsche von Odlo mit sowie ein paar zusätzliche lange Socken mit Merino-Anteil (hier gibt es einen Überblicksartikel dazu)

Messer: Das Messer muss so robust wie nötig (Skinnen, Zerwirken, im Notfall Batoning) und so leicht wie möglich sein.Obwohl es leichtere Messer gibt, habe icg das rund 200 Gramm schwere Grohmann "Survival" mitgenommen. Es ist schließlich das kanadische Survivalmesser schlechthin.

Sanitätsausrüstung: Ich habe 2 Sanitätssets zusammengestellt, eines zum Mitführen ins Biwak/auf die Jagd, eines zum Verbleib im Basislager. Das zum Mitführen auf die Jagd umfaßt u.a. ein Tourniquet, eine Israeli Bandage und eine wichtige Medikamente. Zusätzlich nehme ich eine Sam Splint-Schiene mit. Das zum Verbleib beinhaltet weitere Medikamente und Verbandsmaterial. Das Thema Sanitätsmaterial ist gerade bei einer Wildnisjagd so wichtig, dass ich ihm einen umfangreichen eigenen Artikel widmen werde.