Erste Hilfe-Kit für Jagdreisen

Nicht nur Jagdreisen in die Wildnis Nordamerikas oder Afrikas erfordern ein solides Erste Hilfe-Kit. Schon bei einer schweren Verletzung in Deutschland, etwa auf der Drückjagd, dem Schießstand, bei Revierarbeiten oder der Nachsuche, kann professionelle Hilfe zu spät kommen. Erst recht gilt dies bei der Bergjagd oder in anderen abgelegenen Gebieten in Deutschland oder Europa.
Grundsätzlich gilt, dass ein Erste Hilfe-Kit auf das Reiseland und den oder die potenzielle Patienten ausgerichtet sein muss. In der Regel nehme ich unter Berücksichtigung dieser Anforderungen mindestens zwei Erste Hilfe-Kits mit: eines bleibt ständig bei mir, in der Regel in meinem Jagdrucksack, und eines lasse ich in der Unterkunft oder dem Camp zurück.

Inhalt der Erste Hilfe-Kits
Das Kit für den Jagdrucksack enthält das Material, das ich entweder bei einem lebensbedrohlichen Notfall oder bei häufiger auftretenden Schwierigkeiten (wie z.B. Magen-Darm-Beschwerden) brauche. Dazu zählt beispielsweise:
  • Tourniquet (zum Abbinden bei großen Wunden/schwerem Blutverlust)
  • Control Wrap (Verband u.a. zur Blutstillung, der mit Klettverschluss leichter zu kontrollieren und einhändig anzuwenden ist)
  • Celox (Mittel zur Blutstillung)
  • Gauze (zum Austamponieren tiefer Wunden)
  • Rettungsdecke (zum Wärmeerhalt des Verletzten sowie für Notfälle gegen Unterkühlung)
  • Aspirin
  • Ibuprofen (verschreibungspflichtig, entzündungshemmende und schmerzstillende Tabletten)
  • Imodium (Tabletten gegen akuten Durchfall)
  • Formigran* (Tabletten gegen Migräne)
  • Pinzette zum Entfernen von Dornen (insbesondere im Afrika), Zecken und Splittern Einweghandschuhe (zur Behandlung anderer Menschen mit blutenden Wunden und für die rote Arbeit)
  • Pflaster (zum Zuschneiden)
  • Hirschtalk-Salbe

Zusätzlich nehme ich eine SamSplint-Schiene mit, die nicht in das Kit selbst hineinpaßt. Eine Mini-Stirnlampe von Petzl befindet sich in einem kleinen Survival-Kit (nebst Ausrüstung zum Feuermachen).
Das größere Kit umfasst:
  • Ciprofloxacin (verschreibungspflichtig, Tabletten bei bakteriellen Infektionen)
  • Lefax* (Tabletten gegen Blähungen)
  • Fieberthermometer
  • Augentropfen gegen bakterielle Infektionen
  • Nasentropfen zur Einmalverwendung (u.a. für den Flug)
  • Betaisodona Lösung (zur Wunddesinfektion)
  • Sterile Wundauflagen
  • Mullbinden

Für Afrika führe ich je nach Gegend ein Malaria-Medikament mit (denn es muss durchgängig an einem bestimmten Tag genommen werden) sowie ein Insektenschutzmittel (Spray).


Kleines Erste Hilfe-Kit und Tourniquet am Gürtel


Weitere medizinische Vorbereitungen
Egal, ob die Reise nach Schweden oder Kanada geht - ich gehe vorher sowohl zum Zahnarzt, als auch zum Allgemeinmediziner zum Check-up. Den Allgemeinmediziner besuche ich bereits vor Beginn eines härteren Trainings. Dann kann man auch bereits den Impftstatus in Bezug auf das Reiseziel prüfen. Denn man benötigt oft nicht nur Zeit zum Beschaffen des Impfstoffs, sondern auch, wenn mehrere zeitlich auf einander abgestimmte Impfungen notwendig sind.
Den Zahnarzt besuche ich mit so viel Abstand zur Reise, dass man an einem möglichen zweiten Termin ggf. noch zumindest eine provisorische Behandlung vornehmen kann.
Für eine medizinische Behandlung im Ausland schließe ich eine Auslandsreisekrankenversicherung ab und für eine möglicherweise nötige medizinische Evakuierung (insbesondere aus der Wildnis oder unter anderen schwierigen Rahmenbedingungen), schließe ich einen Vertrag mit Global Rescue ab, da dies in der Regel Auslandsreisekrankenversicherungen nicht abdecken können und es auch meist nicht mitversichert ist.


Erste Hilfe-Ausbildung
Klar ist, dass das beste Erste Hilfe-Kit nicht reicht, wenn man damit nicht umgehen kann. Eine solide Basis stellt ein "normaler" Erster Hilfe-Kurs dar, wie er von vielen Hilfsorganisationen angeboten wird. Einen solchen Kurs besuche ich alle zwei bis drei Jahre.
Darüber hinaus sind Kurse ratsam, die erweiterte Erste Hilfe bei Schuß-, Stich- und anderen schweren Verletzungen lehren. Die Namen dafür sind unterschiedlich (z.B. "First Responder"), aber ihnen ist gemeinsam, dass sie häufig aus der militärischen Medizin kommen (dem Combat Casualty Care) und von (ehemaligen) Soldaten aus diesem Bereich gelehrt werden. Es ist ratsam, sich genau zu erkundigen, wer mit welcher Qualifikation die Kurse gibt.
Ich habe zwei dieser Kurse besucht und fühle mich bei allem, was schwere und schwerste Verletzungen ausmacht, heute sehr viel handlungssicherer, als nur mit einem normalen Kurs. Beide Kurse dauerten zwei bzw. drei Tage und waren sehr viel realistischer, als beispielsweise der einwöchige Kurs "Ersthelfer A", den ich eine ganze Woche lang an der Sanitätsakademie der Bundeswehr in München absolvierte. Der Schwachpunkt dieser Ausbildung, das muß man klar sagen, sind internistische Erkrankungen. Allerdings versuche ich solche Gefahren bei mir selbst dadurch auszuschließen, dass ich mich regelmäßig untersuchen lasse (z.B. inklusive eines Belastungs-EKG).


Hinweise
  • Ich bin kein Arzt und gebe keinen medizinischen Rat. Diese Beschreibung meines persönlichen Erste Hilfe-Materials stellt demzufolge auch keine medizinische Beratung oder Handlungsempfehlung dar. Konsultieren Sie Ihren Arzt bei der Frage, was Sie für Ihre Konstitution und Ihr Reiseziel mitnehmen sollten.
  • Alles Material darf nur von entsprechend ausgebildetem Personal eingesetzt werden.
  • Zur Begleitung/zum Nacharbeiten eines First Responder Kurses empfiehlt sich folgendes Buch: Carsten Dombrowksi: Taktische Verwundetenversorgung für Militär und Spezialeinheiten der Polizei. Bildatlas und Praxisbuch. 2012.
  • Diese mit * gekennzeichneten Medikamente führe ich aufgrund meiner persönlichen Bedürfnisse mit, hier ist eine individuelle Anpassung notwendig.