Marschieren als Ausdauersport

Es gibt einen unbestreitbaren Grund, warum Marschieren für einen Auslandsjäger der prädestinierte Ausdauersport ist: Marschieren ist die Hauptbewegungsart auf jeder sportlichen Jagdreise - egal ob im Busch, in den Highlands, den Pyrenäen oder woanders.
Für sportliche Jagdreisen ist allenfalls noch das Reiten als Fortbewegungsart eine Option - insbesondere auf Gebirgsjagden in Asien, Wildnisjagden in Kanada, Alaska oder Argentinien. Aber auch als Vorbereitung für solche Reisen ist Marschtraining (neben dem Reiten) eine gute Idee.


In den Pyrenäen im Spätherbst


Marschtraining
Das Marschtraining habe ich bereits mehrfach aus verschiedenen Blickwinkeln beschrieben. Anders als in vorangegangenen Texten, die sich mit einer spezifischen Reisevorbereitung beschäftigten, möchte ich allerdings in diesem Beitrag das Marschtraining als allgemeinen Ausdauersport beschreiben, den man 12 Monate im Jahr zur Verbesserung der Grundlagenausdauer betreiben kann.

Hitze, Kälte oder Regen spielen dabei keine Rolle, denn die Gewöhnung an Wind und Wetter ist ja gerade ein erwünschter Nebeneffekt. Zwar erfordert insbesondere der Marsch bei Hitze einige Besonderheiten (wie hier beschrieben), stellt aber bei entsprechender Gesundheit und Gewöhnung auch kein unüberwindliches Problem dar.

Marschieren trainiert man am besten, indem man marschiert und zwar mit zunehmenden Gewicht (Rucksack, Gewichtsmanschetten, Waffensimulation), zunehmender Distanz und zunehmender Steigung.

Insbesondere beim Marsch mit Gewicht muss man - in Abhängigkeit von den körperlichen Voraussetzungen - Vorsicht walten lassen, um kein Überlastungserscheinungen zu verursachen. Grenzen, die man dabei nicht regelmäßig überschreiten sollte, findet man am besten selbst durch vorsichtiges Ausprobieren heraus.
So kann ich beispielsweise ohne Weiteres zwei Mal pro Woche Strecken zwischen jeweils 12 und 20 km mit 10 bis 12 kg Gepäck absolvieren. Mache ich daraus aber drei Märsche, merke ich meine Knie und muss zwei, drei Wochen pausieren, um wieder ganz beschwerdefrei zu sein.
Mein dritter oder vierter Trainingsimpuls muss also etwas für den Bewegungsapparat Schonenderes sein, etwa Indoor Rowing, Fahrradfahren oder das Fahrradergometer.

Das bedeutet allerdings nicht, dass man nicht auch kurzzeitig Belastungsspitzen über zwei oder drei Tage trainieren sollte. Solche Phasen, die ja am ehesten der Belastung auf der Jagd entsprechen, müssen sorgfältig in das "normale" Trainingsprogramm integriert werden.

Kleinere Marschprobleme, kann man wie beschrieben, oft selbst kurieren oder beherrschen. Das Wichtigste zur Vorbeugung von Beschwerden bleibt jedoch die Gewöhnung - was auch wieder für ein 12-Monats-Hobby spricht. Marschgewohnte Füße in erprobten Socken und perfekt eingelaufen Stiefeln bekommen keine Blasen.


Die Pyrenäen sind aus gutem Grund auch Trainingsgelände der Fremdenlegion


Ausrüstung
Marschieren kostet nichts - mit Ausnahme guter Stiefel, die man ohnehin für die Jagd, speziell die Gebirgsjagd, braucht (das Einlaufen und Pflegen von Stiefeln habe ich hier beschrieben). Bei Socken gibt es unterschiedliche Vorlieben: ich nehme gepolsterte Laufsocken von Falke und dicke Jagdstrümpfe von Meindl.

Hinzu kommen Kleidungsstücke, die man ohnehin für die sportliche Jagd braucht: Funktionsunterwäsche (die nicht beim Marschieren scheuert), eine Fleecejacke oder einen Faserpelz darüber sowie - je nach Witterung - einen Schutz gegen Wind und Regen sowie eine Mütze. Näheres dazu findet man hier.

In Bezug auf Rucksäcke sollte man sowohl mit Tagesrucksack von maximal 30 l, als auch mit einem schwereren Rucksack mit größeren Volumen trainieren (auch in Abhängigkeit zu den Anforderungen der Reise). Man kann darüber hinaus mit Gewichtsmannschetten an Händen und oder Füßen weitere Ausrüstung (z.B. Schneeschuhe) oder die Anforderungen von Steigung im Gebirge simulieren.
Ein Ast von 3 bis 5 kg, den man im Wald abschneidet, genügt, um das Waffengewicht darzustellen. Alternativ kann man einfach eine 5 kg-Hantel in der Hand mitführen (Durchwechseln der Hände in regelmäßigen Abständen nicht vergessen).

Das Marschieren ist auch von den Kosten her eine empfehlenswerte Sportart. Man braucht nichts, was man nicht ohnehin für die Jagd anschaffen würde - außer, dass die Stiefel schneller abnutzen und der Erwerb von mindestens zwei Paar gleicher Stiefel ratsam ist.


Der Winter ändert die Anforderungen an Ausrüstung und Bekleidung erheblich


Marschveranstaltungen
Wenn man über einige Wochen eine ausreichendes Maß an Marschtraining absolviert hat und problemlos 20 oder 30 km am Tag mit einem Gepäck von 10 kg schafft, kann man zur Motivation an kommerziellen oder militärischen Marschveranstaltungen im In- und Ausland teilnehmen. Manche sind eintägig, andere dauern drei oder sogar mehr Tage. Man kann sich dort mit anderen Athleten vergleichen, schöne Touren erleben und nebenbei alleine oder mit Freunden ein schönes Freizeitprogramm absolvieren.

Solche Marschveranstaltungen haben entweder einen militärischen Hintergrund wie z.B. der Hürtgenwaldmarsch jedes Jahr im Oktober (mit über 700 Teilnehmern) oder der Nimwegen-Marsch jedes Jahr im April (mit über 50.000 Teilnehmern) oder sie sind rein kommerzielle und eher sportlich orientierte Veranstaltungen wie die vielen 24 Stunden- oder 100 km-Märsche, die es seit einigen Jahren in Deutschland gibt.

Es ist eine gute Idee, seinen Leistungsstand mindestens einmal im Frühjahr und einmal im Herbst zu überprüfen. Sowohl der Winter, als auch der Sommer bieten in der Regel genug Ausreden, das Training zu vernachlässigen - angefangen von den Temperaturen bis hin zu den vielen Ernte- und Drückjagden ...