Namibia: (K)ein Land für Afrikaeinsteiger

In den Katalogen mancher Jagdreisevermittler wird Namibia als Land für den "Einstieg" in die Afrikajagd angeboten. Ich halte das für gleichzeitig richtig und falsch. Richtig ist es insofern, als dass man in der Tat vergleichsweise einfach das "Standardprogramm", also eine Woche auf Oryx, Kudu und Warzenschwein absolvieren kann. Aber es ist gleichzeitig falsch.
Man kann in Namibia nicht nur nur einige der anspruchsvollsten Jagden überhaupt erleben, sondern dort beginnt oft auch eine lebenslange Liebe zu Afrika, zur Jagd in Afrika und zur Begegnung mit den Menschen dieses phantastischen Kontinents.
Aber selbst das "Standardprogramm" ist für die meisten europäischen Jäger vollkommen ungewohnt und aufregend und bedarf einiger Vorbereitungen.

Aber der Reihe nach. Eine Jagdreise nach Namibia ist für vergleichsweise kleines Geld zu haben und verläuft in der Regel ohne viele der anderorts typischen Probleme. Der Flug mit Air Namibia oder Lufthansa ist günstig, die Waffeneinfuhr problemlos und unbürokratisch, die staatlich geprüften Guides und Berufsjäger sind in aller Regel hervorragend ausgebildet und äußerst integer und der Reichtum an frei lebenden Wild sprichwörtlich.


Namibia im März


Namibia selbst ist vergleichsweise sicher, Polizei und Behörden sind weit weniger korrupt und fähiger, als in jedem Nachbarland und die Führung, oft ehemalige SWAPO-Kader, die sich keiner funktionierenden Opposition gegenüber sehen, lenkt zwar durch Symbolpolitik, wie die Umbenennung deutscher Straßen- und Ortsnamen aus der Kolonialzeit von vielen tatsächlichen Problemen ab, ist aber faktisch sehr viel fähiger, mit Problemen umzugehen und die wirtschaftliche Lage stabil zu halten, als etwa das vielgerühmte Südafrika unter den ehemaligen ANC-Bossen. Ich würde sagen, Namibia wird sehr viel ruhiger und pragmatischer regiert, als Südafrika und erst recht als Staaten wie Simbabwe oder Angola, die sich in der Dauerkrise befinden.

Ich glaube nicht, dass es Auswüchse wie das Canned Hunting extra gezüchteter Tiere in Kleinstgattern in Namibia außer vielleicht in kriminellen Einzefällen gibt und selbst wilddicht gezäunte Farmen sind die Ausnahme. Die anders gearteten Zäune auf Rinderfarmen lassen Wild nicht nur hindurchschlüpfen, sondern sie können auch übersprungen werden. Ich habe das erst nicht recht glauben wollen, aber dann mehrfach selbst gesehen.

Was kann also eine Jagd in Namibia schwierig machen? Das Jagdwild und das Jagdgebiet. Ein paar Beispiele: Eine Leopardenjagd ist überall gefährlich, eine Jagd auf Bergzebra ist immer anstrengend und weite Schüsse auf Springböcke in der Kalahari sind immer schwierig. Aber es müssen nicht diese Extreme sein.




Schon die stundenlange Fußpirsch ist etwas, was die meisten europäischen Jäger nicht kennen und für die man über ein Mindestmaß an Kondition verfügen sollte. Auch das Schießen über das Zwei- oder Dreibein ist für die meisten höchst ungewohnt und selten geübt. Gleiches gilt für die meist größeren oder rasanteren Kaliber.

Die Schußhärte des afrikanischen Wildes ist vielleicht nicht so legendär, wie behauptet wird, aber immer noch sehr viel beachtlicher als die allen europäischen Wildes. Wie beschrieben, kann ein Oryx selbst einen Lungenschuß überleben und ein Gnu eine ganze Reihe Treffer wegstecken, bis es liegt. Nachsuchen oder die Verfolgung krank geschossenen Wildes können äußerst langwierig, hart und schließlich dennoch erfolglos sein.

Und letztlich kommt es auf den Jäger selbst an, wie schwer oder leicht ihm die Jagd in Namibia fällt. Wer von Anfang an klar macht, dass er so wenig wie möglich fahren und so viel wie möglich zu Fuß pirschen möchte, wer das Ansitzen und erst recht das am Wasserloch ablehnt, wer die ein oder andere schon wegen ihrer geringen Körpergröße schwierigere Wildart wie z.B. einen Duiker oder ein Dik-Dik jagt, wer nicht nur schießt, sondern auch die Bergung des Wildes mitmacht und auch sonst alles tut, um etwas dazu zu lernen und sich die Anerkennung von Guide, Tracker (Spurensucher) und all den anderen Mitgliedern des Teams zu erwerben, wird einen schwierigeren, aber ungleich schöneren Aufenthalt haben.


Ich empfehle zur Vorbereitung mein Buch "Afrikanerherz. Jagderlebnisse im südlichen Afrika 2010-2014." Es beinhaltet nicht nur Jagderlebnisse aus sechs Reisen (Plains Game, Hippo und Büffel), sondern auch Kapitel mit Tipps zur Vorbereitung, Ausrüstung etc.