Feuermachen in Extremsituationen auf der Jagd

Wenn ich eine anspruchsvolle Jagdreise mache, ist der Umgang mit den dort herrschenden Bedingungen wie große Kälte oder extreme Höhe kein Selbstzweck. Mein Ziel ist es vielmehr, unter den besonderen Rahmenbedingungen des Jagdlandes Wild zu erlegen. Dabei kann es passieren, dass ich in eine Notlage gerate, in der ich ein Wärmefeuer benötige.
In einem solchen Notfall geht es nicht darum, großartige Bushcraft-Fähigkeiten zu trainieren oder zu demonstrieren, sondern einzig und allein darum, schnell und sicher Feuer zu haben. Deshalb ist jedes Hilfsmittel, das ich mitführen kann, um dieses Ziel zu erreichen, willkommen.

Zunder

Es kann verschiedene Gründe geben, warum ich Feuer brauche: ich bin nass (durch starken Regen oder Kentern mit dem Boot) oder drohe aus anderen Gründen auszukühlen (weil ich mich z.B. verlaufen habe und nun die Nacht draußen verbringen muß) oder ich muss Retter auf mich aufmerksam machen.

Andere Anforderungen an ein Feuer treffen in einer solchen Situation nicht zu bzw. widersprechen ihr sogar, etwa dass ich mit dem Feuer kochen oder es dem Blick von Beobachtern entziehen muss.

Wenn ich meine Ausrüstung richtig zusammenstelle und mitführe, kann es auch so gut wie nicht passieren, dass ich das Feuer ohne Hilfsmittel machen muss. So habe ich an meinem Jagdgürtel immer und überall ein Messer, eine kleine Patronentasche und eine weitere kleine Tasche mit dem absoluten Minimum an notfallmedizinischer Ausrüstung und wenigstens zwei zuverlässige Methoden, um ein Feuer zu starten.

Erwärmt im Notfall: Rettungsdecke mit Teelicht und Sturmfeuerzeug

An erster Stelle steht dabei ein solides, wasserdichtes und mit Gas betriebenes Notfeuerzeug mit dem auch Rettungsboote ausgestattet sind. Nasswerden und Sturm behindern den Einsatz nicht. Das zweite ist ein handelsübliches Bic-Feuerzeug, das ich in eine kleine Plastiktüte wasserdicht verpackt habe. Hinzu kommen zwei Teelichte mit langer Brenndauer und zwei Stück "wet tinder" - eine Art Zunder der auch nass funktioniert.

In meinem Rucksack habe ich manchmal noch zusätzlich Zunder von Petromax, der zwar leicht und wasserdicht verpackt ist, aber in der Verpackung leider raschelt. Er kommt also mit Stoff umwickelt (z.B. einem Unterhemd, das trocken bleiben soll) in einen dry bag.

Ein Feuerstahl ist nicht dabei, denn der funktioniert zwar immer und zündet viele tausend mal, aber die Feuerzeuge können ebenfalls nicht durch Regen, Schweiß oder Kentern außer Gefecht gesetzt werden. Der Unterschied ist, dass das Feuermachen länger dauert und - insbesondere mit kalten Händen - schwieriger ist. In einen Notfall, der Eile erfordert, kann dies gefährlich sein.

Das bedeutet nicht, dass ich nicht auch mit dem Feuerstahl trainieren würde. Die Abhängigkeit von Funken und das wiederholte Üben, natürlichen Zunder und alle weiteren Bestandteile eines gelungenen Feuerstarts und der Unterhaltung des Feuers aufzutreiben und zu benutzen, lehrt einen die für das Feuermachen notwendige Demut und die dazu notwendigen Fertigkeiten. Auch Trainings in Regen und Schnee sind sehr hilfreich, schließlich tritt ein Notfall mit der Notwendigkeit eines Wärmfeuers nicht im Hochsommer ein.

Im Falle von bereits eingetretener Unterkühlung oder von Erfrierungen ist es übrigens mit einem Feuer nicht getan. Es kann im Gegenteil lebensgefährlich sein, einen solchen Patienten einfach durch ein Feuer zu erwärmen zu versuchen. Diesem Thema widme ich mich zu einem späteren Zeitpunkt. Hier ging es um Vermeidung von Unterkühlung oder Erfrierung.