Die .338 Winchester Magnum

Die Patrone .338 Winchester Magnum (8,6x64) hat seit ihrer Einführung 1958 in Deutschland nie so viele Freunde gewonnen wie in den USA. Aufgrund ihrer hervorragenden Leistungen auf schweres Wild auch auf weite Entfernung und wegen der Vielzahl von Laborierungen stellt dieser Abkömmling der .458 Win Mag trotz vieler Alternativen eine gute Wahl dar. Ich habe als Freund klassischer Kaliber immer von dieser Lösung zwischen meiner .375 Holland & Holland und meiner .300 Winchester Magnum geträumt. Mit dem Kauf einer gebrauchten McMillan war es so weit.

Die .338 Win Mag ist nichts für den Jäger, der ausschließlich in Deutschland Rehwild jagt und eine einzige Langwaffe für ausreichend hält. Aber schon eine gelegentliche Jagdreise oder ein Schwarzwildrevier und der Besitz einer ersten Langwaffe kleineren Kalibers lassen die .338 Win Mag in die engere Wahl kommen.
Zunächst einmal gilt: Wer in Nordamerika starkes Wild jagt oder in Afrika Plains Game oder in Europa Elchwild oder starkes Rotwild oder Bären, der sollte einen Einsatz dieser Patrone in Erwägung ziehen. Mit Geschossgewichten von 180 bis 250 Grains und deutlich weniger Rückstoß als die .375 Holland & Holland soll sie den Raum zwischen diesem Afrikaklassiker und den .300er Magnums besetzen. Genau das gelingt ihr auch.



Chuck Hawks beschreibt den Ursprung der Patrone wie folgt:

"The .338 Winchester Magnum is the most popular medium bore cartridge in North America, and the only one for which a truly wide range of rifles is available. Winchester introduced the .338 in a Model 70 rifle named the 'Alaskan' and it has become the most popular caliber used by professional guides in that vast state."

Die .338 Win Mag ist vom Rückstoß her absolut beherrschbar. Wer empfindlich ist oder viel schießt sollte die Anschaffung einer Mündungsbremse oder eines Laufs mit Magnaport erwägen. Dann ist die .338 Win Mag wirklich keine Herausforderung mehr.
  
Grenzen der .338 Win Mag
Eine Einschränkung hat die .338 Win Mag in Nordamerika: den Grizzly oder Braunbären. Entsprechend 
ernüchternd ist die Auffassung vieler moderner Outfitter, die ihre Klienten auf den Grizzly führen, das gefährlichste nordamerikanische Großwild. In der exzellenten Übersicht "Ask the Grizzly/Brown Bear Guides" überwiegen die Empfehlungen der .375 Holland & Holland. Die .338 ist meistens erst zweite Wahl:

"My second choice is the .338 Winchester, especially if the hunter uses fairly heavy bullets. ... Someone did a survey here at Kodiak a few years ago and found that about 85 percent of brown bear guides here use the .375 as their primary weapon".

Nur einer der Befragten Outfitter empfiehlt als primäres Kaliber die .338 - allerdings nur im Frühling, wenn auf weitere Distanz geschossen wird: "I like to use a .338 with 225-grain Swift A-Frame bullets. It does the job."


Norma Oryx .338, geborgen aus Karpatenrotwild


In Afrika ist die Grenze, die die .338 Win Mag nicht überschreiten kann, das wehrhafte Großwild. Nicht nur aufgrund der gesetzlichen Beschränkungen, sondern auch wegen zu geringer Enegieabgabe und Geschoßmasse. Craig Boddington sagt in der Neuauflage von "Safari Rifles":

"The .338 Winchester Magnum is one of my favorite cartridges, a most useful safari caliber. Except in some very specialised circumstances, it is not a sensible one-gun battery, but it makes a fine choice as the lighter rifle of a two-gun outfit, or the heavier rifle on a safari, that does not include thick-skinned game".
  
Papierballistik
Die vierte Ausgabe von "Ammo & Ballistics" listet für die .338 Win Mag 24 kommerzielle Laborierungen auf, die erhältlich sind. Sie reichen von 180 Grains (Federal und Nosler; beide mit Nosler Accu Bond- Geschoß) bis 250 Grains (Nosler Partition). Im Folgenden vergleichen wir die .338 Win Mag mit der .300 Win Mag und .375 Holland und Holland.

Höhenabweichung auf 300 Yards bei Büchse, die auf 200 Yards Fleck eingeschossen ist
a) .338 Win Mag: bei leichten Geschossen -6,4 bzw. -6,6 Inch (180 Grains) und bei schweren Geschossen -9,2 Inch (250 Grains)
b) .300 Win Mag: -5,0 Inch (130 Grains) bzw. -6,1 (150 Grains) und -8,0 (200 Grains).
c) .375 H&H: -8,7 Inch (235 Grains) bzw. -9,8 (300 Grains).

Knock-out Index
Man berechnet den Knock-out Index nach John "Pondoro" Taylor wie folgt: Geschoßgewicht (in Grains) x Geschoßgeschwindigkeit (in Feet/per second) x Geschoßdiameter (in Inch) geteilt durch 7.000. Egal wie viel Kritik es an diesem Konzept gibt, so hilft es doch bei einer besseren Vergleichbarkeit von Munition unterschiedlicher Kaliber und Laborierung.

a) .338 Win Mag: 180 Grains = 27,1 bzw. 29,9; 250 Grains = 32,6
b) .300 Win Mag: 130 Grains = 20,0; 150 Grains = 21,7, 200 Grains = 24,9
c) .375 H&H: 235 Grains = 35,3; 270 Grains = 39,2; 300 Grains = 43,5
 
Schlußfolgerung: Die .338 Win Mag ist auch für weitere Entfernung eine gute Wahl. Mit den leichtesten Geschossen ist die Differenz zur .300 Win Mag jagdlich gesehen gering, die Geschoßmasse aber größer (180 Grains vs. 150 Grains mit 0,5 inch Abweichung).
Wenn es schwierig wird, fehlt allerdings auch mit der schwersten Laborierung an Knock-out-Power zur .375 H&H. Man kann Boddington insofern eingeschränkt zustimmen. Als zweite, leichtere Waffe ist die .338 Win Mag absolut geeignet - vor allem mit mittelschweren Geschossen. Als alleinige Waffe fehlt ihr allerdings einiges für gefährliche Situationen und zwar nicht nur auf den Grizzly, sondern auch auf schußharte Großantilopen.
  
Heimat

Manfred Rosenberger sagt zwar, die .338 Win Mag sei für hiesige Reviere von Ausnahmen abgesehen "zweifellos übermotorisiert", konstatiert aber speziell vor dem Hintergrund von Jagdreisen, es sei Winchester "mit dieser Patrone gelungen, neuerlich einen Treffer zu landen". Dem mag man nicht uneingeschränkt zustimmen, denn schon für Schwarzwild jenseits der 100 Kg-Klasse oder starkes Rotwild ist die .338 Win Mag "enough gun".

Aber nicht nur als Schwarzwildstopper im Wald is die .338 Win Mag "heimattauglich".
Wie wir gesehen haben, eignet sich die .338 Win Mag durchaus auch für größere Distanzen heimischer Feldreviere. Unterschiedliche Laborierungen und erst recht das Wiederladen machen sie sehr vielseitig.
Das einzige wirkliche "Problem" dürfte in Deutschland wieder einmal sein, dass irgend jemand aus der großen Anzahl von "Jagdexperten" eine .338 Win Mag beim Abendansitz im Nachbarrevier oder bei der Drückjagd irritierend oder nicht waidgerecht etc. findet. Diesen Leuten sei gesagt: Man kann mit einer solchen Waffe schnell schießen und repetieren - wie sonst könnte man mit einer .416 oder .404 annehmendes Großwild stoppen? Und: Die Wildbretentwertung hält sich mit dem geeigneten Geschoß und gutem Treffersitz durchaus in Grenzen. Als Jäger entscheiden wir selbst, welche Patrone wir nehmen. Die .338 Win Mag ist für viele Situationen die richtige.
   
Verweise
- Craig Boddington: Safari Rifles II. Long Beach 2009.
- Robert Forker: Ammo & Ballistics 4. Long Beach 2010.
Chuck Hawks über das Wiederladen der .338 Win Mag
J.Y. Jones: Ask the Grizzly/Brown Bear Guides. Long Beach 2011.
- Norbert Klups: Wiederladen für Jäger. Melsungen 2009.
- Manfred R. Rosenberger: Jagdpatronen. Stuttgart 2005.