Prather War Bowie (Tops Knives)

Es gibt Messer, die stehen jahrelang auf meiner gedanklichen Einkaufsliste ohne dass ich sie kaufe. Sie gefallen mir zwar, aber irgendetwas fehlt oder stört mich. So war es mit dem Prather War Bowie von Tops Knives. Als ich es dann kaufte, war es ganz anders, als ich gedacht hätte.
Das Messer verfügt über eine klassische Bowie-Form mit einer 18,4 cm langen und sehr bauchigen Entenschnabelklinge. Insgesamt ist das Messer 32 cm lang. Man kann es für rund 200 Euro im Internet finden.




Als ich es zum ersten Mal in der Hand hielt, dachte ich, es sei schwerer als mein Lieblingsmesser, das Longhorn Bowie. Aber in Wirklichkeit ist es sogar geringfügig leichter. Der Eindruck ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass das Gewicht anders verteilt ist. Der Schwerpunkt liegt weiter vorne als beim Longhorn Bowie.

Das Prather War Bowie verfügt durch die Klingenform über einen ausgeprägten Handschutz. Man kann gerade deshalb aber nicht so nah am Schneidgut arbeiten, wie man dies mit dem Longhorn Bowie kann, wenn man auf die Fehlschärfe der Klinge greift. Diese Klingenform leitet sich auch daraus ab, dass der Designer Jeff Prather, ein ehemaliger Angehöriger verschiedener militärischer und polizeilicher Spezialeinheiten, das Messer ausdrücklich (aber nicht nur) für den Nahkampf designt hat. Der Name "War Bowie" ist zumindest nach deutschem Waffenrecht nicht unproblematisch, da das Messer trotz seiner Eignung für schwere Arbeiten draußen damit auch eine Art Waffenwidmung hat, die es zusammen mit anderen Faktoren (z.B. schwarze Beschichtung) schwierig macht, es selbst mit der Begründung "Bushcraft" zu führen.


Groß, aber nicht zu groß: War Bowie mit Silky Gomboy


Das Messer verfügt über ausgezeichnete Daumenrillen auf dem Klingenrücken, die weniger grob sind als beispielsweise beim Longhorn Bowie. Der Griff ist aus Micarta und verfügt über die relativ grobe Struktur, die Tops "Rocky Mountain Thread" nennt. Mir ist eine feinere Struktur zwar lieber, aber beim War Bowie stört mich aufgrund der Griffform diese Oberfläche nicht so sehr wie bei anderen Topsmessern.


Kein Problem: Relativ frischer Buchenast


Ich habe das War Bowie jetzt einige Male mit draußen gehabt und damit Feuerholz gemacht. Aufgrund seines Gewichtes und der Gewichtsverteilung eignet es sich naturgemäß gut zum Hacken - auch ohne Schlagholz. Die Klingenform ist zum Arbeiten mit Schlagholz zwar nicht optimal, aber wegen ihrer Dicke einigermaßen geeignet. Deshalb ging Batoning auch gut von der Hand. Die Beschichtung ist relativ robust, aber nicht unverwüstlich.
Das Messer erwies sich gerade aufgrund der Klingenform vorne als gut auch für feine Arbeiten, etwa zum Anfertigen von Lockenstäben oder Abtrennen feiner Holz- oder Kienholzsplitter.
Da der Erl durchgehend ist und am Ende des Griffstücks etwas herausragt, kann man das Messer zur Nutzung als "Schneidemaschine" auch in einen Holzklotz oder Baumstumpf treiben.


Man kann von dieser Klinge auch beim Zustechen kaum abrutschen


Für das Abfangen ist das Messer bedingt geeignet. Es ist zwar hervorragend für den Stich geeignet und zerstört durch seine bauchige Klinge auch massiv Gewebe, aber es ist nicht lang genug für starkes Schwarzwild. Da würden der Klinge 4 bis 5 cm mehr Länge gut tun, die es zugleich aber noch nicht zu unhandlich machten. Allerdings würde das Messer durch das zusätzliche Gewicht damit noch unpassender für den Alltagsgebrauch.

Versorgt wird das Messer ist einer jener Nylonscheiden, für die Tops zu Recht kritisiert wird. Das ist um so unverständlicher, als dass Tops bei anderen Messern gute Leder- oder Kydexscheiden anbietet. Gerade bei einem "War Bowie" ist das unverständlich, weil es konzeptionell auch fallweise schnell gezogen werden muss. Die Maßanfertigung einer Leder- oder Kydexscheide bzw. der Kauf einer Kydexscheide in den USA (einige Händler haben Kydexscheiden für das "War Bowie" fertig im Sortiment) ist nicht nur umständlich, sondern erhöht den Preis auch noch eimal um rund 50 Euro.

Dass mir das Prather War Bowie so gefällt, hängt auch damit zusammen, dass es ein Bowiemesser ist und ich den ganzen Mythos von Jim Bowie und dem amerikanischen Westen sehr mag.
James Bowie lebte von 1796 bis 1836 und war einer der bekanntesten Westernhelden überhaupt. Eine der Geschichten, die Bowie berühmt machten, war der Kampf auf einer Sandbank im Missisipi nahe der Stadt Natchez, wo 1827 mehrere Männer in der Folge eines Duells aneinandergerieten. Bowie überlebte schwerverletzt und tötete mehrere Kontrahenten mit einem großen Messer, das fortan sein Markenzeichen wurde. Bowie gehörte auch zu den Verteidigern der ehemaligen Mission Alamo, die beim Unabhängigkeitskampf der Texaner von Mexiko unter General Santa Anna 13 Tage lang belagert und schließlich gestürmt wurde wobei die Verteidiger bis zum letzten Mann niedergemacht wurden.




Zwar musste ich über zwei Monate auf eine after-market Kydexscheide aus den USA warten, aber die Vorteile in Bezug auf Tragekomfort und Aussehen sind im Vergleich zur Nylonscheide von Tops so offensichtlich, dass sich das Warten gelohnt hat.
Das (Tarn-)Muster der Scheide ist das "Mandrake"-Muster von Kryptek ("Mandrake excels in Darfur, Forest surroundings."). Sie ist handgemacht von Lino's Sheathworks.