Einer der größten Fitness-Fehler ist, nicht das eigene Ziel zu kennen bzw. nicht entsprechend des eigenen Zieles zu trainieren. Die Vorbereitung auf eine Extremjagd hat wenig mit anderem, sportspezifischen Training oder mit allgemeinem Gesundheitstraining zu tun.
In Ergänzung zu dem, was ich an anderer Stelle geschrieben habe (sei es sehr ambitioniertes Training oder eher behutsames, alterskonformes Training), gibt es einige extremjagdspezifische Trainingstipps, die ich im Folgenden teilen möchte.
In Ergänzung zu dem, was ich an anderer Stelle geschrieben habe (sei es sehr ambitioniertes Training oder eher behutsames, alterskonformes Training), gibt es einige extremjagdspezifische Trainingstipps, die ich im Folgenden teilen möchte.
Lappland: Kein Pflastertreten |
Gebirgstraining
Auf meiner Trainingsstrecke sind einige Steigungen. Das ist gut, aber nicht genug, um die Belastung durch permanentes Bergaufgehen zu simulieren.
Also mache ich folgendes:
1) Nach dem Marsch oder Geländelauf gehe ich zu einem relativ kurzen, aber steilen Stück Straße und laufe dieses immer wieder rauf und runter. Auch das Bergablaufen fordert die Muskulatur erheblich. In diesem extrem gut aufgewärmten Zustand und ohne ständige Belastung (ich mache diese Übung nicht bei jedem Lauf), sind mir bis jetzt Verletzungen erspart geblieben.
An meinem alten Wohnort gab es kein solches Straßenstück, wohl aber eine ewig lange Treppe mit einer Rollstuhlrampe an der Seite, die zu einer S-Bahn-Station führte. Hier konnte man fast noch besser trainieren: Treppe rauf und Rampe runter. Immer wieder.
2) Bei manchen Läufen (wenn ich bereits sehr gut im Training bin), marschiere ich mit jeweils einem 500 Gramm Gewicht am Fuß. Dies mache ich nur auf kurzen Märschen bis 12 oder 14 km.
Gewichtsmanschette 500 Gramm |
3) Besonders gerne mag ich während einer solchen Trainingsvorbereitung Treppenhäuser. Ich ziehe sie dann, wann immer möglich, dem Aufzug oder der Rolltreppe vor. So kann ich sogar während der Arbeitszeit ein bisschen was tun.
Waffengewicht simulieren
Zwar trage ich meine Waffe in der Regel über der Schulter, aber phasenweise muss ich sie je nach Gelände und Situation auch in der Hand tragen. Manchmal trage ich auch den Rucksack links und die Waffe rechts (beispielsweise in der Annäherungsphase).
Das Waffengewicht simuliere ich auf Märschen mit einem entsprechend schweren Ast (den ich auch wie eine Waffe und nicht wie einen Spazierstock trage) und manchmal alternativ auch mit Gewichtsmanschetten links und rechts.
Zwar trage ich meine Waffe in der Regel über der Schulter, aber phasenweise muss ich sie je nach Gelände und Situation auch in der Hand tragen. Manchmal trage ich auch den Rucksack links und die Waffe rechts (beispielsweise in der Annäherungsphase).
Das Waffengewicht simuliere ich auf Märschen mit einem entsprechend schweren Ast (den ich auch wie eine Waffe und nicht wie einen Spazierstock trage) und manchmal alternativ auch mit Gewichtsmanschetten links und rechts.
Komplette "Trainingsausstattung" für einen 12 km-Marsch |
Rucksackgewicht simulieren
Man kann zwar öfter einen Rucksack tragen, als nur zum eigentlichen Training (z.B. indem man seinen Lebensmitteleinkauf zu Fuß und mit dem Rucksack macht anstatt mit dem Auto), aber ich weite die Möglichkeiten, mich unter Last zu bewegen durch eine spezielle Gewichtsweste aus.* Man kommt sich ein bisschen wie mit einer ballistischen Weste vor und muß auch darauf achten, die Belastung des Bewegungsapparates nicht zu übertreiben, denn die Gewichte sind anders verteilt, als bei einem guten Rucksack mit Beckengurt, wo der überwiegende Teil des Gewichts vom Becken getragen wird.
Dennoch ist die Weste eine gute Hilfe für Gelegenheiten, wo ein Rucksack unpassend wäre.
Fuß- und Rumpfgymnastik
Seit einer Sprungverletzung während der Dienstzeit und einem Bandscheibenvorfall viele Jahre später, mache ich regelmäßig Gymnastik zur Stärkung der Rumpf- und Rückenmuskulatur. Vor der Trainingszeit intensiviere ich dieses erheblich. Auch bei völlig gesunden Menschen, ist diese Muskulatur häufig eine Schwachstelle - spätestens dann, wenn ein Rucksack ins Spiel kommt.
Hinzu kommen noch Kräftigungsübungen für die Fußmuskulatur, die täglich jeweils nur wenige Minuten in Anspruch nehmen.
Beste Ausrüstung kaufen
Wenn Sie hart trainieren oder jagen, sollten Sie die best möglich Ausrüstung kaufen, die Sie sich leisten können. Besonders gilt das für Stiefel, Rucksack und Nässeschutz. In schlechten oder schlecht sitzenden Schuhen, mit einem schlecht sitzenden Rucksack oder, wenn Sie nass werden, können Sie sich bei Training und auf der Reise erheblich und irreparabel schädigen oder krank werden. Es ist schwer möglich, konkrete Produkt-Tipps zu geben, da jeder Fuß und jede Wirbelsäule anders ist. Vor allem "Produkttipps" im Internet sind häufig getarnte Werbung und/oder beruhen nicht auf wirklich harten Tests. Ein Rucksack beispielsweise, der cool aussieht, aber nicht für Ihren Körper paßt und/oder schnell seine Form verliert, ist Geldverschwendung und Gesundheitsgefahr.
Waffengewicht simulieren bis es nicht mehr auffällt |
Train as you fight
An anderer Stelle habe ich schon geschrieben, dass es wenig Sinn ergibt, sich auf eine harte Marschbelastung nur durch Jogging (und schlimmer noch: Jogging auf dem Laufband oder Training auf dem Fahrrad-Ergometer) vorzubereiten. Ganz ähnlich unsinnig ist es, wenn man nur in Trainingskleidung und mit Laufschuhen trainiert und nicht auch ab und zu in der Jagdkleidung. Erstens besteht zwischen dem Gewicht und dem Gefühl in Bergschuhen und Laufschuhen ein erheblicher Unterschied. Man sollte nicht nur irgendwelche Bergschuhe tragen, sondern auch noch die, die man auch auf der Jagd anhat, denn Druckstellen und spezifische Belastungen (Sohlenaufbau eines Bergschuhs) sind nicht vergleichbar. Man sollte seine Füße sozusagen "Härten", also an die Belastung durch Marsch und Stiefel gewöhnen.
Ganz ähnlich ist es mit der Oberbekleidung. Wer z.B. in einer weiten bequemen Hose trainiert und sich dann in einer enger anliegenden Jagdhose oder in der Kombination lange Unterhose und Jagdhose einen "Wolf" läuft, hat sich selbst vermeidbare Probleme verschafft.
Querfeldein
Schließlich sollte man seine Märsche nicht nur auf Asphalt oder Schotterwege beschränken, wenn man jagdlich querfeldein läuft. Natürlich kann man im Training umknicken (insbesondere, wenn man unvorsichtig oder in falschem Schuhwerk läuft), aber es ist meiner Meinung nach schlimmer, auf der Jagdreise nicht zurecht zu kommen, weil der Bewegungsapparat gar nicht auf unebenes Gelände vorbereitet ist.
* Empfehlenswert ist beispielsweise die für rund 100 Euro von Adidas, die sich variabel bis 10 kg bestücken läßt und robust genug ist, einem jahrelang bei hartem Training zu helfen. Allerdings dürften stark übergewichtige Menschen Schwierigkeiten haben, diese one-size Weste zu tragen, obwohl sie verstellbar ist.
Diese Tipps für das Marschtraining beruhen auf meinen persönlichen Erfahrungen als Soldat und Jäger. Konsultieren Sie einen Arzt, bevor Sie zu trainieren beginnen und passen Sie Ihr Training an Ihre Konstitution und Ihre Reiseziel an.