Obwohl Frankreich nicht nur Deutschlands Nachbar, sondern auch ein attraktives Urlaubsland ist, findet man Jagdreisen nach Frankreich nur selten in den Katalogen der Jagdreiseveranstalter oder auf der Messe "Jagd und Hund" in Dortmund. Ich selbst war fünf Mal zur Jagd in Frankreich. Es hat sich jede einzelne Reise gelohnt.
Ich jagte zwei Mal in den Pyrenäen (Gams- und Muffelwild), drei Mal in der Gascogne (Reh- und Schwarzwild) und ein Mal in den Cevennen (Muffel).
Die Pyrenäen sind ein steiles Gebirge und diese beiden jeweils mehrtägigen Bergjagden waren körperlich fordernd. Die Jagd in der Gascogne, eine klassische Pirsch im Sommer in der Morgen- und Abenddämmerung, war hingegen entspannend. Die Cevennen, noch am ehesten ein klassisches Urlaubsziel mit phantastischen Felsformationen und Schluchten, sind jedenfalls an der Stelle, wo ich jagte, gut begehbar und nicht zu steil.
Alle Reisen zeichneten sich neben der spannende Jagd auf die an sich vertrauten Wildarten (die Pyrenäengams ist allerdings nicht mit der Alpengams vergleichbar, sondern unterscheidet sich in Farbe und Gestalt) vor allem durch die gute Küche (abgesehen von dem oft im wahrsten Sinne des Wortes altbackenen Frühstück) und die Geselligkeit nach den Jagdtagen aus. Vor allem das Essen ist mir in den letzten Jahren immer wichtiger geworden und ich bin stets mit einer großen Kühlbox und reichlich Käse und Wurst abgereist.
Anders als früher sind heute Kaliber, die auch vom Militär genutzt werden wie .308, 30-06 oder 8x57 IS, nicht mehr verboten und deshalb interessiert auch niemanden, was für eine Waffe man führt. Auf Drückjagden sind Selbstlader mit 2-Schuss-Magazin kein Problem gewesen. Im Gegenteil hat man mir manchmal einen Selbstlader statt meinem Repetierer aufgenötigt.
Auch eine Ängstlichkeit der Öffentlichkeit wie mancherorts in Skandinavien oder England und erst recht bei uns, die dazu führt, dass man die Waffe nur versteckt ins Revier transportieren kann, ist mir nicht begegnet.
Meine französischen Jagdführer sprachen jeweils nur Französisch und allenfalls ein paar Brocken Englisch. Das gleiche galt für meine Gastgeber in den Berghütten oder den kleinen Familienhotels (chambre d'hôte). Sie waren meist nicht so professionell wie die schottischen Stalker oder afrikanischen Berufsjäger, sondern führten Jagdgäste entweder nebenbei oder als Saisonarbeit. Es gab an ihrer Fitness oder Kenntnis des Jagdgebiets aber gar nichts auzusetzen und darüber hinaus habe ich mich mit allen gut verstanden.
Die Waffeneinfuhr war sowohl mit dem Flugzeug, als auch mit dem Auto völlig problemlos. Genauer gesagt hat sich unaufgefordert niemand mit mir beschäftigt. An der Landgrenze habe ich nur einmal überhaupt Uniformierte gesehen und geflogen bin ich auch nur einmal - nach Toulouse. Dort hat der Gendarm am
Flughafen nur gelangweilt abgewunken, als ich mit meinem Waffenkoffer zu
ihm wollte.
Wenn ich mit dem Auto gefahren bin, habe ich die An- oder Abreise immer auch für ein bisschen Sightseeing genutzt. Und da gibt es unendlich viel zu sehen, zum Beispiel Orleans, die Normandie, die Atlantikküste mit einem Tag am Meer oder die Provence.
Ich habe den Eindruck, dass die Jagd in Frankreich sehr viel anerkannter ist. Sie ist, dort wo ich war, bodenständiger, fast bäuerlich und sehr gesellig. Viele Menschen in Frankreich jagen irgendwann im Jahr irgendetwas: die Bauern zu Schaden gehendes Schwarzwild, ganze Dörfer zu bestimmten Zeitpunkten im Jahr Tauben, Jagdclubs (es gibt ja kein Revier- sondern ein Lizenzsystem) Reh- und Schwarzwild auf der Drückjagd, wenige Spezialisten Bergwild und ein paar Herrenjäger Fasane und Rotwild. Und natürlich spielt Wildverwertung eine große Rolle.
Sobald es eine Gesellschaftsjagd war, wurde die Jagd für unsere Verhältnisse chaotisch organisiert. So haben bei meinen Drückjagden alle in alle Richtungen geschossen und man konnte oft nicht nur seine Nachbarn nicht sehen, sondern auch zum Abfangen einfach mittendrin den Stand verlassen - einen Drückjagdbock oder markierte Schussbereiche gab es natürlich nicht. Wie in meinem Buch beschrieben, war mir manchmal lieber, einen dicken Baum im Rücken zu haben, wenn das wilde Geknatter losging und die oft lautlos jagenden Hunden an ihren klirrenden Glöckchen um uns herum rannten.
Alles in allem ist Frankreich ein unkompliziertes und gut zu erreichenden Jagdland mit in meinen Augen dem höchsten Freizeitwert Europas. Ich werde weiter nach Möglichkeit jedes Jahr dorthin reisen und bei Jagdreiseveranstaltern, über die Plattform Bookyourhunt.com und direkt bei Outfittern "buchen".