Überlegungen zur Drückjagd

Um dieses Jahr erfolgreicher auf den Drückjagden zu sein, habe ich nicht nur meine eigenen Fehler analysiert, sondern auch "Rat" von Experten dazu eingeholt, also mich durch Bücher und Videos gearbeitet, aber auch erfahrene Mitjäger befragt und geschaut, welche Tipps für mich nützlich sein könnten.

Richtig sitzen
Das Problem entsteht nicht so sehr, wenn es Drückjagdböcke gibt, die insbesondere bei der Forst UVV-konform und damit erhöht, trittsicher, mit markierter Schussrichtung und damit gut brauchbar sind. Aber ich stand beispielsweise auf einer "Abstauberjagd", die in einem privaten Revier neben einem Landesforst durchgeführt wurde, einfach so auf einem Wechsel am Boden. Allein schon das unbequeme Stehen über die drei Stunden führte zur Unaufmerksamkeit. Die Lösung "Sitzstock" oder gar "Klappstuhl" ist nicht perfekt, weil man dann zu tief sitzt und einem der Überblick fehlt. Jemand riet mit, einen hohen schwedischen Walkstool (das Modell mit 75 cm Höhe) und tatsächlich sitze ich erstens damit so hoch, dass ich einen guten Überblick habe, gleichzeitig aber entspannt genug, um aufmerksam zu bleiben und der Stuhl ist zwar äußerst robust, aber so leicht, dass ich ihn bequem im Rucksack mitführen kann.

Mit schwerer Waffe schießen
Diesen Tipp habe ich einem Interview mit Franz-Albrecht Oettingen Spielberg entnommen, der scheinbar das gleiche Problem hat wie ich: Händezittern wegen der großen Aufregung. Letztes Wochenende habe ich es wieder gemerkt: Erst war ich ganz cool und hatte entspannt meinen Drückjagdbock bezogen, aber schon wenige Minuten nach Beginn des Treibens kam Bewegung in die Jagd und Schüsse, Hundegebell und ein querendes Wildschwein nahmen mich so mit, dass mir vor Aufregung die Hände so zitterten, dass man es deutlich auf dem kleinen Film sieht, den ich für die Kinder, die am Sammelplatz auf mich warteten, gemacht habe. Meine Waffe ist jedoch trotz des leichten Glases wegen eines Kick-Stopps so schwer, dass ich sie viel ruhiger halten kann, als das Mobiltelefon, mit dem ich filmte. Für die 8x 57 IS wäre der Kick-Stopp gar nicht nötig, aber mir hilft eine schwere Waffe, mich besser zu kontrollieren. Ich muss dann allerdings etwas für meine Arm- und Schultermuskulatur tun, bevor die Drückjagdsaison beginnt.
 

Trockentraining absolvieren
Viele Schiesslehrer schwören auf Trockentraining und ich habe insbesondere vor den gefährlichen Jagden in Afrika intensiv mit der (leeren) Waffe zu Hause trainiert. Ich hatte dafür im Keller ein Plakat mit einem Cape Buffalo (vom Verlag Safari Press) und habe immer wieder ins Ziel gehen, Abziehen, im Anschlag Nachladen und Nachschießen geübt und damit mein Muskelgedächtnis vorbereitet. Genau das Gleiche hat mir bei der Drückjagd geholfen. Hier jedoch fahre ich mit der Waffe Linien entlang, beispielsweise die Linie des Sofas. Ich trainiere damit die Muskeln das "Überholen" des Wildes und das Halten der Linie. Es kommt mir regelrecht so vor, als automatisiere mich dieses Training.

Auf Wind achten
Viele Leute denken, Wind spiele auf der Drückjagd keine Rolle, weil man den Stand nicht aussuchen und auch nicht die Richtung des Treibens beeinflussen kann. Ich saß letztens aber beispielsweise so, dass ich sowohl vor mir, als auch hinter mir jeweils eine vielversprechende Dickung hatte. Die Jagd übergriff vier Reviere, dauerte vergleichsweise lange und es gab allerhand Unordnung mit den unterschiedlichen Treibern und Hunde und viele Fehlschüsse, also verlief das Ganze ziemlich chaotisch und Wild konnte im Prinzip aus allen Richtungen kommen und ich durfte auch vor beide Dickungen schießen. Die Richtung, für die der Wind schlecht stand, wurde nicht angelaufen, die andere jedoch sehr stark und zwar sowohl durch hochflüchtiges, als auch durch vertrautes Wild. Gerade, wenn das Treiben nicht kontinuierlich ist, orientiert sich Wild wie sonst auch am Wind und somit spielt es natürlich bei mehreren Alternativen eine entscheidende Rolle, wohin man als Schütze seine Aufmerksamkeit konzentriert.


Auf Kugelfang achten
Zwar wird es immer wieder gesagt, aber natürlich hält sich am Ende nicht jeder daran. Es muss auf natürlichen Kugelfang geachtet werden. Der Wildkörper oder eine Dickung sind kein Kugelfang. Auf dem Weg zum Anstellen sagte mir letzte Woche ein Mitjäger noch, er sei Revierinhaber und super verantwortungsbewußt. Er lasse lieber den Finger gerade, bevor er was riskiere. 20 Minuten später schoss er vom Stand neben mir aus mehrfach in Richtung einer Dickung hinter der nicht nur ein Weg lag, sondern wo auch unsere Autos standen. Zwar schoss er nicht so weit, dass es gefährlich werden konnte, für mich verbietet sich aber in einem solchen Fall die ganze Richtung. Wie leicht kann man beispielsweise beim Nachschießen schlicht zu hoch zielen. Sicher ist sicher.

Die richtige Optik verwenden
Ein Freund von mir gibt nicht gerne Geld aus und verwendet immer die gleiche Waffe, egal wo er hinfährt. Ich verstehe das nicht, aber gut. Wenn er allerdings auf der Drückjagd mit seinem langen 3-12 x 52 Glas auftaucht - und zwar in dem Revier, wo es in dem dichten Wald nur enge Schneisen und kurze Entfernungen gibt, ergibt das wirklich gar keinen Sinn mehr. Wenn er keine Zweitwaffe will, könnte er sich doch eine zweite Optik kaufen - irgend ein Ampoint oder Docter Sight, das er problemlos auf seinen geliebten K98 machen kann.


Die richtige Waffe verwenden
Es geht mir hier gar nicht so sehr darum, welcher Waffentyp der richtige ist, sondern darum, welcher einem vertraut ist. Ein Mitjäger erklärte mir diesen Herbst, er habe wegen des schlechten Wetters seine Bockbüchse mitgenommen, mit der er nie schieße. Es sei seine erste Waffe gewesen, etwas schwergängig, aber es mache ihm eben nichts, wenn die nass werde. Sonst schieße er eine R93. Vielleicht war das der Grund, warum er so viele Fehlschüsse produzierte. Ich jedenfalls habe zwei identische M03 und schieße nur diese Waffe, mit einem riesigen "Ofenrohr" beim Ansitz und vor allem auf weite Distanzen auf der Auslandsjagd und mit einem Drückjagdglas auf kurze Distanz in Afrika und auf der Drückjagd. Diese Waffe ist mir absolut vertraut: die Abzugscharakteristik, wie meine Wange aufliegen muss, die ganzen Handbewegungen beim Laden und in den Anschlag gehen usw. Ich würde nicht auf die Idee kommen, gerade auf der Drückjagd, wo ich schnell und instinktiv handeln muss, eine ganz andere Art Waffe einzusetzen.

Eine passende Waffe verwenden
Mein Flintenlehrer hält es zu recht für inakzeptabel, wenn ein halbwegs ambitionierter Flintenschütze sich seine Waffe nicht maßschäften lässt. Recht hat er. Er beweist immer wieder an neuen Schülern, dass sie ihre Waffen nicht auf Anhieb richtig in Anschlag bringen können.
Norbert Klups weißt in seinem empfehlenswerten Büchlein "Drückjagd mit Erfolg" darauf hin, dass die ideale Drückjagdwaffe auch maßgeschneidert sein sollte, da der Durchschnittsrepetierer für die Verwendung eines für die Ansitzjagd passenden Glases geschäftet ist. Auch er hat Recht. Man muss einfach einmal eine einem passende Waffe mit einer "von der Stange" vergleichen. Die Zeit, die man damit verliert, richtig in Anschlag zu gehen ist beträchtlich - zu lang, wenn Wild eine Schneise quert.


Den Riemen demontieren
Neulich im Winterwald schauten die anderen Jäger in meiner Rotte wieder, als ich meine Waffe am langen Arm trug. Zugegebenermaßen ist es schwierig, das mit offenem Verschluss zu tun und ich ließ ihn irgendwann geschlossen. Natürlich hätte ich den Riemen auch erst am Stand entfernen können, aber ich bin sparsam und habe für meine zwei M03 nur einen Riemen. Klar ist: mich stört ein Gewehrriemen oder auch nur ein Riemenbügel am Vorderschaft bei der Waffenhandhabung wenn es schnell gehen muss.

Nachbemerkung
Dass ich einen Repetierer mit Flintenabzug verwende, im Schießkino und mit dem laufenden Keiler trainiere (die beide Schwächen bezüglich der Realität haben), mit Jacke und Mütze in "blaze orange" erscheine sowie nicht schieße, wenn ich mir meines Schusses nicht absolut sicher bin, versteht sich von selbst.
Ich habe hier auch nicht die Perspektive des Jagdleiters eingenommen. Die Organisation einer Drückjagd ist ein eigenes Thema ...
Ich wollte einige Anregungen für die Schützen in der schönsten Jagdzeit des Jahres geben ...