Es ist deshalb meiner Ansicht nach nicht damit getan, sich auf den meist lange zurückliegende und inhaltlich begrenzte Erste Hilfe-Kurs beim Erwerb des Führerscheins zu verlassen. Und es genügt auch nicht, sich ein gutes Erste Hilfe-Kit mit auf die Jagdreise zu nehmen oder über eine gute Möglichkeit des Rücktransports bzw. der medizinischen Versorgung zu beschaffen.
Angesichts der möglichen Vielzahl und Schwere von Unfällen halte ich eine solide Ausbildung in Erster Hilfe und erweiterter Erster Hilfe sowie entsprechende Auffrischung für notwendig.
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Ich habe als Basisausbildung den Kurs "Sofortmaßnahmen am Unfallort" wiederholt, denn solche Ausbildungen durch die großen Hilfsorganisationen gibt es fast überall zu günstigen, d.h. berufsverträglichen Zeiten wie abends und am Wochenende. Diesen Kurs mache ich alle zwei Jahre.
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Dann habe ich mehrere Kurse in der erweiterten Ersten Hilfe besucht, nicht nur (als Reservist) an der Sanitätsakademie der Bundeswehr in München, sondern auch bei kommerziellen zivilen Anbietern. Dort unterrichteten aktive oder ehemalige Soldaten aus dem Bereich Spezialkräfte mit exzellenter Ausbildung und natürlich Praxiserfahrung. Diese Kurse dauerten meist zwei oder drei Tage. Naturgemäß stand das Beherrschen großer Blutungen im Vordergrund und es wurde nach militärischen Schemata gearbeitet. Internistische Probleme sowie Hitze-, Kälte- und Überlastungsschäden wurden nur am Rande behandelt.
Ich habe nicht alle der hier aufgeführten Kurse selbst besucht, halte sie aber aufgrund der Berichte von Teilnehmern für gut geeigneten, erweiterte Erste Hilfe zu vermitteln:
- "Outdoor First Responder" bei Long Range Germany
- Kurse bei Tactical Responder von Jerry Meyer
- "Tactical Lifesaver" bei Project Gecko
- Kurse wie "Ersthelfer Jagd" o.ä. bei Jagd- oder Jagdaufseherverbänden oder privaten Jagdschulen
Dass ein großer Teil der Kurse und Literatur aus dem militärischen Bereich kommt, darf nicht verwundern, denn die Situation lebensgefährlicher Verletzungen, die unter schwierigen Bedingungen und ohne ausgebildetes Fachpersonal erstversorgt oder gar über einen längeren Zeitraum begleitet werden müssen, kommt angesichts der guten Infrastruktur Deutschlands eben hauptsächlich bei militärischen Auslandseinsätzen vor.
Zwar ist nicht alles auf einen jagdlichen oder forstlichen Unfall übertragbar und natürlich gelten in Deutschland auch andere Regeln, als auf einer Jagdreise im asiatischen Hochgebirge, aber bei einer schweren Verletzung durch eine Motorsäge oder einen aggressiven, krankgeschossenen Keiler, hat der Ersthelfer möglicherweise wenig andere Möglichkeiten, als ein Combat First Responder in Afghanistan bei einem ähnlichen Verletzungsbild.
Genau ein solcher Fall (schwere Blutung nach Angriff eines Keilers in unwegsamem Gelände in Deutschland ) ist in der aktuellen Ausgabe von Taktik & Medizin sogar beschrieben...