British Army Golok-Machete

Eine Golok ist ursprünglich eine südostasiatische Blankwaffe bzw. ein Werkzeug (Indonesien, Malaysia), das bis heute verwendet wird und den Briten bei ihrem kolonialen Engagement in der Region begegnete.

Die Schneidenformen britischer Macheten variieren in den letzten 120 Jahren, wie in der (online verfügbaren) Sammlung des britischen Imperial War Museum oder in dem Buch "Knives of War" dokumentiert ist (siehe Literaturverzeichnis unten), aber seit den 60er Jahren erinnert ihre Schneide an eine Sheepfoot-Klinge und folgt einem ostasiatischen Vorbild.

Diese Machete wird von der englischen Firma Martindale hergestellt, die seit 1874 besteht und seit mindestens dem Ersten Weltkrieg Macheten verschiedener Form an die britische Armee liefert. Martindale liefert darüber hinaus einfache landwirtschaftliche Werkzeuge in alle Welt.


Markenzeichen von Martindale ist das Krokodil.
Während der auf den Erl genietete Griff der Machete aus deutscher Buche ist, wird für die Klinge lediglich "british high carbon steel" mit einer Härte von 45-50 Rockwell angegeben.
Die Klinge ist 30 cm lang, von denen 27 cm scharf sind, und 4 mm dick. 
Der Griff ist wenig sauber gearbeitet und die Machete ist bei Lieferung mit einer dicken schützenden Fettschicht überzogen. An einer Stelle war meine Klinge schartig.
Ich habe die Martindale für rund 50 Euro in einem Outdoor-Geschäft in den Niederlanden gekauft.


Die schwarze Scheide lässt sich am Gürtel befestigen, hält die Klinge aber nicht fest. Wenn man sich bückt, kann man eine am Gürtel getragene Machete also verlieren.
Eine Feile zum Schärfen liegt bei. Das Segeltuch der Scheide besitzt keinen innenliegenden Schutz aus Kunststoff, so dass es durch die Klinge verletzt werden kann.


Die Arbeit mit einer Machete ist gefährlich - für den Nutzer genau so wie für Menschen und Tiere in der Nähe, denn hierbei wird eine 20 cm lange Klinge mit der Verlängerung des Arms geschwungen oder zum Hacken verwendet.
Wenn ich früher beim Angeln mit meinem Sohn Uferbewuchs mit meiner dünnen und rasiermesserscharfen Silky-Machete geschnitten habe, damit wir Zugang zum Wasser hatten und unsere Fliegenschnüre sich nicht verhedderten, habe ich dem Jungen nicht nur diese Gefahr klar gemacht, sondern ihn auch gut sichtbar weit genug weg von mir platziert. Weit genug bedeutet so viel Abstand, dass er sich nicht schnell in meine Reichweite hineingegeben kann.

Sicheres Arbeiten verlangt darüber hinaus einen Auftreffwinkel von rund 45 Grad auf das Schneidgut und ein Schwingen, bei dem die gesamte Bewegung, also auch das Durchschwingen nach Auftreffen auf das Schneidgut, weg vom eigenen Körper stattfindet. Somit verbietet sich z.B. das Überkreuzschlagen.


Es ist kein Wunder, dass die Machete historisch immer wieder auch als Waffe eingesetzt worden ist, obwohl sie ihrer Bestimmung nach ein Werkzeug für bestimmte landwirtschaftliche Aufgaben (insbesondere die Zuckerrohrernte) und Urbarmachung von Land ist (bei der Jagd in Südafrika haben wir damit z.B. dem Fahrzeug den Weg gebahnt, wenn wir schweres Wild im dichten Busch erlegt hatten). Erstens stand sie wegen ihrer massenhaften Verbreitung insbesondere in Asien, Afrika und Südamerika nahezu unbegrenzt zur Verfügung und ihre Benutzer waren in ihrem Gebrauch geübt, da die Machete für sie ein Alltagsgegenstand war wie Martina Sprague in ihrem Buch "Machete, Kris, and Throwing Iron" zutreffend beschreibt. Zweitens sind 20 cm scharfer Stahl mit einer dünnen Klinge wegen ihrer Reichweite und der Möglichkeit, damit schnelle Hiebe zu führen nicht nur im Nahkampf gefährlich, sondern auch psychologisch extrem wirkungsvoll.
Auf einem Messerseminar mit Jim Wagner in den 2010er Jahren haben wir versucht, mit einem Machetenangriff von Jim mit einer Kunststoffwaffe umzugehen. Obwohl einige der Abwehrtechniken gegen Messer geeignet sind, wenigstens eine geringe Überlebenschance zu haben, auch, wenn schwere Verletzungen nahezu unvermeidlich sind, waren wir gegen die Machete absolut chancenlos.


Der Rechtsstatus einer Machete in Deutschland ist unsicher. Zwar ist sie ihrer Bestimmung nach als Werkzeug einzustufen und deshalb ohne Altersbeschränkung frei zu erwerben, ob man sie aber führen darf, selbst auf dem Weg zu einer bestimmungsgemäßen Verwendung wie dem Roden von Unterholz, ist umstritten und diese Frage dürfte in der Regel den durchschnittlichen Polizisten überfordern. Es ist deshalb ratsam, dieses Werkzeug nicht offen und zugriffsbereit mitzuführen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Martindale Golok-Machete als authentisches Stück langjähriger britischer Militärausrüstung ein grob gearbeitetes, solides und äußerst belastbares Werkzeug ist, für das es sich lohnt, eine vernünftige Scheide anfertigen zu lassen. Ich wüsste nicht, warum man fast 200 Euro mehr investieren sollte um die ähnlich gestaltete Replika von Svord ("British Army Pattern") zu kaufen.

Literatur: