Sommerjagd in Grönland: Ausrüstung und Vorbereitung

Ich hatte bei einer Winterjagd auf Moschusochsen (hier beschrieben) Grönland kennen und lieben gelernt und immer den Plan gehabt, dorthin im Sommer zurückzukehren. Weil die Pandemie die meisten weiter entfernt gelegenen Reiseziele auf meiner Liste immer noch schwer oder unmöglich zu erreichen machte, kehrte ich im September 2021 nach Grönland zurück, um ein Karibu zu schießen.

In gewisser Weise weist eine Sommerjagd in Grönland Ähnlichkeit mit der Frühjahrs- oder Herbstjagd in Kanada oder Alaska auf, denn das Wetter kann bereits kälter und nass sein. Zwar regnete es während meiner Reise nicht, aber es war nicht wärmer als drei oder vier Grad und sobald die Sonne verschwunden war oder auf dem Boot, das wir täglich nutzten, war es deutlich kälter. Selbst Schnee ist nicht unwahrscheinlich. Und tatsächlich schneite es am Tag meiner Abreise Ende September.



Man übernachtet in einem Camp in der Wildnis, zu dem man seine komplette Ausrüstung tragen muss. Das einzige, das entfällt, sind Schlafsack und Zelt, sofern der Outfitter dies vorhält (wovon man sich unbedingt vergewissern sollte). Ein Schlafsackinlet aus Merinowolle an Stelle der warmen langen Unterwäsche wäre sinnvoll gewesen, aber ich hatte keines mit. Zudem ist die Unterwäsche zwar etwas schwerer, aber man kann sie notfalls auch tagsüber benutzen, wenn man zu nass wurde, um die Sachen komplett über Nacht zu trocknen.

Ich entschloss mich deshalb mit einem Tagesrucksack (30 l) einem mittelgroßen Rucksack (60 l) und dem Waffenkoffer nach Kopenhagen und weiter nach Kangerlussaq zu fliegen und dann den Waffenkoffer und den Tagesrucksack mit allem, was ich im Camp und bei der Jagd nicht brauchte, im Boot zurückzulassen, mit dem wir die erste Strecke zurücklegten.

Ein Wort noch zum großen Rucksack: Ich nahm den "Khard" mit 60 l von Arcteryx mit, der vergleichsweise leicht ist. Da ich ihn jede Woche schwer beladen benutze, ist er inzwischen an einem Riemen leicht eingerissen und ich habe nach meiner Rückkehr seinen Nachfolger bestellt. Da man den Khard nicht mehr bekommt, habe ich den "Kite Pack" von Eberlestock gekauft, der ähnlich leicht ist. Mir ist lieber, ich erspare mir ein bis drei Kilo Gewicht (im Vergleich zu anderen Rucksäcken dieser Größe) und habe dafür einen etwas weniger robusten Rucksack. Er muss den Transport mit dem Flugzeug und den ganzen Jagdaufenthalt aushalten. Aber er muss nicht so "heavy duty" sein, dass er mich jahrelang begleitet. Darüber hinaus ist mir wichtig, dass er verstellbar ist, gute Hüftgurte hat und der ganzen Länge nach geöffnet werden kann (für schnelles und präzises Be- und Entladen).


Kite Pack (l) und Khard (r) im Größenvergleich


Meine Ausrüstung umfaßte:

  • Bergstiefel aus Leder (gut geputzt und imprägniert) und wasserdichte Gamaschen
  • Handschuhe, Schlauchtuch, Mütze
  • atmungsaktive Regenhose und -jacke (von Kuiu)
  • ultraleichte Daunenjacke (von Kuiu)
  • dicker Fleecepullover
  • Ersatzhose
  • Bundeswehrhandtuch und kleine feste Seife
  • langes und kurzes Funktionsunterhemd und -hose
  • Socken lang und kurz
  • dicke lange Unterhose und leichter Merinohoodie zum Schlafen (im Drybag)
  • ultraleichter (und wasserdichter) Eiskletterrucksack von Arcteryx (diesen nahm ich als Tagesrucksack und Schießauflage mit raus)
  • ultraleichte Beanbag als Schießauflage
  • Jagdausrüstung für die Tagestouren in mittlerer Tasmanien Tiger-Gürteltasche (Rettungsdecke, Israeli Bandage, Tourniquet, Feuerzeug, Teelicht, Boresnake/kleines Tuch zum Waffenreinigen, Petzl-Not-Stirnlampe, Paracetamol, Pflaster, Nasentropfen, Imodium, Bergsteigerriegel)
  • großes Erste Hilfe-Set mit Medikamenten
  • Sam Splint und Bandage (für Bein-/Fußverletzungen)
  • aktiver Gehörschutz (ich schoss nicht mit Schalldämpfer) und Gehörschutzstopfen (als Back-up und vor allem, um in Ruhe im Zelt zu schlafen)
  • Entfernungsmesser und Munitionstasche in kleiner Tasmanien Tiger-Gürteltasche (ich nahm 40 Schuss mit - für den Fall, das ich die Waffe neu einschiessen musste und etwas unvorhergesehenes passierte - benötigte aber nur 2)
  • Fernglas 8x30
  • leere Kunststoff-Feldflasche von Nalgene
  • 4 weitere Bergsteigerriegel und Traubenzucker sowie 2 kleine Päckchen Turkey Jerky
  • Desinfektionstücher/FFP2-Maske
  • 2 Taschen- und eine Stirnlampe
  • Zahnpasta/-bürste
  • mittelgroßes Messer
  • starke Powerbank (für mein Mobiltelefon)

Alle Bekleidung war in Dry Bags gegen Nässe geschützt.

Auf dem Flug nach Kopenhagen trug ich meine normale "Zivilkleidung" und hatte neben meinem fertig gepackten 60 Liter-Rucksack den 30 Liter-Rucksack mit meiner Jagdkleidung dabei, die ich - Stiefel inbegriffen - am Folgetag auf dem Weiterflug nach Grönland trug. Von dort an blieb ich die folgenden Tage in genau diesem Outfit und ließ alles, was ich im Camp und auf der Jagd nicht unmittelbar brauchte in dem kleinen Rucksack zurück.

Das Tragen des Gepäcks erwies sich als absolut unproblematisch, da es nicht mehr als 12 kg wog (zuzüglich meiner schweren Waffe von etwa 5 kg) - allerdings war ich -  wie in meinem entsprechenden Buch beschrieben - Gepäckmärsche trainiert und führte sie seit Jahren mit diesem Gewicht mehrfach im Monat durch.
Das Tragen der beiden Trophäen und noch nassen Häute auf der 22 km-Strecke erwies sich zwar als erheblich schwerer, aber ging wegen des guten Trainings ebenfalls ohne, dass ich an meiner Leistungsgrenze war.

Das einzige, das ich vermisste, war mein Harris-Zweibein, aber ich konnte mir eins im Camp leihen. Überlebenswichtig war es nicht, denn die Schussentfernungen lagen nicht über 200 m.

Neben gut eingelaufenen Stiefeln und Gamaschen erwiesen sich schnelltrocknende Kleidung sowie eine wasser- und winddichte sowie eine warme Schicht als unverzichtbar, denn auf Anstrengung (Marschieren, Pirschen, Bergen) folgte Stillsitzen (im Boot, beim Abglasen, beim Schießen - ich wartete einmal sehr lange).

Genaue Einzelheiten zur Reise und viele Bilder wird es Mitte 2022 in einem neuen eBook geben. Bis jetzt behandelt es eine Winterjagd auf Puma in Kanada, eine neue Gamsjagd in Slowenien und eine auf Rehwild in Südfrankreich. Einzelheiten 2022 hier in diesem Blog.