Seiten

Sicherheitsausrüstung für Jagd, Schießen und Holzarbeiten

Als ich jung war, trug man beim Fahrradfahren keinen Helm, beim Skifahren oder Reiten keine Protektoren für die Wirbelsäule und beim Schießen keinen Gehörschutz. Soldaten hatten keine ballistischen Schutzwesten und als ich in den ersten Einsatz ging und wir die schweren Bristolwesten bekamen, zogen wir sie zwar widerwillig an, aber verzichteten auf den Helm und den Unterleibsschutz der Bristol. Das alles war ziemlich dumm.
Ich bin heute nicht deshalb vorsichtiger, weil ich älter bin, sondern, weil ich im Laufe der Jahre eine ganze Reihe unschöner Unfälle und Verletzungen beim Umgang mit Schußwaffen, Forstgerät und Klingen oder auf der Jagd gesehen habe (auf einige Erfahrungen weise ich in den Links hin), die man vermeiden oder deren Folgen man hätte minimieren können.


Jagd
Auf jeder Jagdreise führe ich eine leichte Warnweste und ein Erste Hilfe- und ein kleines Überlebenspaket mit.
Diese beiden Ausrüstungsgegenstände mitzuführen und mich in ihrer Anwendung auszukennen, ist für mich eine absolut elementare Sicherheitsmaßnahme, so wie der Abschluss einer Versicherung, die mich notfalls verletzt nach Hause bringt.
Mit der Warnweste habe ich zwei Absichten: Erstens sollen mich damit Retter finden, wenn ich irgendwo im Gebirge oder Wildnis verunfallen sollte und zweitens kann ich mich damit sichtbar machen, wenn andere Jäger in der Nähe sind und ich beispielsweise Wild bergen muß und befürchte in ihre Schußrichtung zu geraten. Verunfallt bin ich selbst zum Glück in dieser Form noch nicht, wohl aber ein Jagdkamerad, den wir auch nur schwer finden konnten. Tarn-, loden-, oliv- und erdfarbene Jagdkleidung erschwert das Auffinden eines Verletzten und deshalb eine Bergung natürlich.
Und ich bin zwei oder drei Mal in abgelegenen Gebieten gewesen, wo ich trotzdem auf andere Jäger stieß, beispielsweise in den Cevennen, als ich zur Bergung eines Muffels die Schussschneise einer sehr weit auseinandergezogenen Gesellschaftsjagd queren musste. Diese Jäger standen jeweils auf hohen Geländepunkten und schossen in die von dort einsehbaren Schluchten. Nachdem ich auf mich aufmerksam gemacht hatte, konnten sie meine Bewegung anhand der orangen Weste gut nachverfolgen.

In unübersichtlichem Gelände ist nicht nur ein Mobiltelefon für mich überlebenswichtig (ich habe immer zwei dabei und oft auch ein Akku), dessen Notruffunktion auch funktioniert, wo man kein Empfang hat, sondern auch Hilfsmittel zur Orientierung. Wer mit einem Kompass nicht umgehen kann oder auf Nummer sicher gehen will, kann auch mit einer App auf dem Mobiltelefon (die aber ggf. abhängig vom Empfang ist) oder besser einem eigenen satellitengestützten GPS-Gerät sicherstellen, dass er nicht verloren geht.

Auf der Drückjagd trage ich nicht nur ein oranges Hutband, sondern eine orange Mütze und eine orange Jacke. Wenn Drückjagden im Ausland unübersichtlich sind und es keine klar definierten Stände gibt, stehe ich darüber hinaus am liebsten mit dem Rücken in eine sichere Richtung.




Schießen
Beim Schießen mit der Kurzwaffe trage ich eine Schießbrille, nachdem ich beim Abfeuern eines Revolvers schon kleine Verbrennungen durch heiße Partikel im Gesicht erlitten habe.
Und ich trage einen aktiven Gehörschutz (in meinem Falle einen äußerst bewährten MSA Sordine Super Pro X), weil ich nicht nur beim Militär, sondern auch danach auf der Jagd Knalltraumata erlitten habe, die mir durch einen anschließenden Dauerton große Schwierigkeiten verursacht haben. Da meine einzige Waffe mit Schalldämpfer, die das Kaliber .300 Win Mag hat, trotz des Dämpfers nicht leise genug ist, verwende ich sogar dabei einen Gehörschutz. Natürlich ist es lästig, ihn immer mitzuschleppen, gerade im Gebirge, aber ich habe mich daran gewöhnt und bei großer Kälte war ich schon manchmal froh, dass er meine Ohren gewärmt hat.
Und schließlich trage ich beim intensiven Schießen mit der Kurzwaffe auch Schießhandschuhe. Wenn ich mir die Narben und Verbrennungen an meinen Handschuhen ansehe, freue ich mich, dass ich nichts davon an den Händen habe.




Forst-/Revierarbeiten
Wenn ich mit der Motorsäge arbeite, trage ich nicht nur eine Schnittschutzhose und schützende und entsprechend klassifizierte Handschuhe und Stiefel, sondern auch eine Schnittschutzjacke und einen Helm mit Visier zum Schutz der Augen sowie integriertem Gehörschutz. Die 150 Euro für die in den Unfallverhütungsvorschriften gar nicht vorgesehene Schnittschutzjacke, sind es mir wert, meine Sicherheitsmaßnahmen zu erhöhen. Ich besitze auch ausschließlich Markensägen von Stihl und Husquarna, die die aktuellen Sicherheitselemente verbaut haben, und achte in Handhabung der Säge und dem ganzen Aufbau des Standortes auf die aktuellen Sicherheitshinweise. Als ich neulich nur bei meinem Nachbarn drüben war, der mir Holz geschenkt hat, das ich zum Transport auf mein Grundstück noch weiter zerkleinern mußte und ich in voller Montur kam, hat er gelacht. Er hat aber auch noch nie einen Unfall mit der Motorsäge und die fürchterlichen Wunden gesehen, vor denen in einem Moment der Unachtsamkeit oder bei einfach sehr nachteiligen Rahmenbedingungen, auch die "größte Erfahrung" nicht schützt. Im Gegenteil macht diese Erfahrung manchmal geradezu immun gegen Vorsicht, weil "noch nie etwas passiert ist".
Noch mehr Sorglosigkeit als beim Einsatz der Motorsäge habe ich beim Freischneider erlebt. Ich habe nicht übermäßig damit gearbeitet, aber in den Jahren bisher bestimmt an die zehn Mal kleine Steinchen, Holzpartikel oder andere Splitter schmerzhaft im Gesicht gespürt. Wenn einer davon Richtung Auge geflogen wäre, wäre das bei mir nicht schlimm gewesen, denn ich trug eine Schutzbrille (keine optische Brille, sondern eine, die dafür gemacht ist). Wen ein solcher Partikel im Auge trifft, der wird nämlich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf diesem Auge erblinden!




Nachdem ich mir mit einer manuellen Handsäge mehrfach in die Hand und einmal auch ins Bein nahe der Schlagader gesägt habe, trage ich jetzt auch dabei Schnittschutzhandschuhe und benutze einen hölzernen Sägebock, bei dem die Säge ins Holz greift, wenn das Schneidegut durchgesägt ist und nicht ins Leere und dann vielleicht mein Bein gerät.
Beim Batoning verwende ich ein Schlagholz und hacke nicht mit der Klinge selbst.




Sport
Beim Fahrradfahren trage ich einen Helm und einen Rückenprotektor und das gleiche gilt beim Reiten. Zwar hat beides nicht unmittelbar etwas mit der Jagd zu tun, aber wie beschrieben nutze ich das Mountainbike zur Trainingsvorbereitung und die Pferdejagd ist in Kanada oder Asien nichts ungewöhnliches.
Körperliche Belastung bei Sport (wie auch auf der Jagd) bedeutet im Übrigen nicht nur ausreichnede und gute Ernährung und Nachschlaf, sondern vor allem Hydrierung, also ein an die Belastung und das Klima angepaßtes Trinken.


Gebirge
Im Gebirge achte ich ausser auf geeignetes und minutiös eingelaufenes Schuhwerk sowie einen Bergstock auch auf einen Karabiner und eine Repschnur, um entweder mich selbst an einem Standplatz zu sichern oder beim Bergabschiessen meine Waffe. Natürlich beherrsche ich die dazu geeigneten Knoten.


Wetter
Außer dem naheliegenden Schutz vor Regen und Nässe (den ich in diesem Blog z.B. hier und hier intensiv behandelt habe), möchte ich vor allem auf den Schutz vor Sonne hinweisen, der nicht nur im südlichen Afrika, sondern inzwischen natürlich auch in Europa wichtig ist, um kurzfristige Folgen wie Hitzeschäden und langfristige Folgen wie Hautkrebs zu vermeiden. Zu effektivem Sonnenschutz gehört für mich zwingend eine schützende Kopfbedeckung, eine Sonnenbrille (die auch vor Staub und Fahrtwind schützt) und ausreichend starke Sonnencreme. Ich habe es in Namibia geschafft, schon in einer Viertelstunde während einer kurzen Rast an einer Tankstelle einen Sonnenbrand zu bekommen und ich habe in Afrika, aber auch in Kanada auf einem Motorschlitten Zweige ins Gesicht bekommen, die ohne Brille (meine Sonnenbrille war zugleich eine ballistische Schutzbrille und auf dem Schneemobil oder Quad trage ich einen Skibrille) leicht mein Augenlicht hätten kosten können.
Ergänzend nennen möchte ich noch ein Hilfsmittel zum Staubschutz wie z.B. ein Shemag oder ein Schlauchtuch sowie Gamaschen, die nicht nur vor Nässe und Schnee im Schuh schützen, sondern auch vor Ungeziefer.

Weniger zum Wetter, aber zum Klima und fernen Ländern passt mein letzter Rat an dieser Stelle: die Impfung.
Ich bin nicht nur als Kind und dann beim Eintritt in die Bundeswehr, sondern auch vor meinen Einsätzen und vor all den Fernreisen komplett so geimpft worden, wie es empfohlen wurde. Ich bin nicht erkrankt, obwohl ich mich oft in Risikogebieten und abseits touristischer Pfade aufgehalten habe und habe auch keinen Impfschaden erlitten.
Wer trotz dem weitestgehenden Verschwinden von Diphterie, Masern, Pocken, Röteln und anderer gefährlicher Erkrankungen und angesichts der Existenz dieser Impfstoffe seit rund 100 oder "nur" 50 Jahren, in denen man Spätfolgen natürlich erkannt hätte, ohne anerkannte wissenschaftliche Evidenz Impfgegner ist, ist in meinen Augen ein nicht ernstzunehmender Verschwörungstheoretiker. Und wer als Jäger auf Impfschutz gegen FSME, Tetanus und Tollwut verzichtet, ist zumindest erstaunlich unbedarft. Das gleiche gilt für Reisende in Risikoländer, die sich nicht ausschließlich im umzäunten Ferienclub aufhalten.