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Rucksack, Chest Rig, Battle Belt etc. - Gepäck auf der Jagd

Auf Jagdreise zu gehen, bedeutet in mehrfacher Hinsicht Gepäck zu transportieren und zwar auf dem Weg zum Reiseziel und zurück und während der Jagd selbst. Es bedeutet, sowohl die gesamte Ausrüstung, Wäsche, Waffe, Munition und ggf. Trophäe mitzuführen, als auch alles nötige für einen oder mehrere Jagdtage am Mann zu haben. Welche Möglichkeiten gibt es dafür?

1. Hin- und Rückreise
Bestimmende Faktoren auf der Hin- und Rückreise sind die Transportart und das Recht des Abflug- und Ziellandes sowie ggf. das von Transitländern.

a) Waffe und Munition
Im Flugzeug gibt es nicht nur Regeln für das Gewicht des Gepäcks, sondern auch für die Verpackung von Waffen und Munition. In aller Regel müssen Waffen und Munition getrennt von einander und jeweils abgeschlossen aufgegeben werden. Ich verwende für die Waffen einen Hartschalenkoffer, der innen gepolstert ist, und für die Munition eine kleine, abschließbare Box aus hartem Kunststoff, die ich in meinem großen Koffer transportiere. Beide haben Vorhängeschlösser. Die Munition lasse ich in Originalverpackung, weil das von manchen Airlines bzw. Ländern gefordert wird. In manchen Ländern gibt es zudem eine mengenmäßige Begrenzung von Munition bzw. bei manchen Airlines eine vom Munitionsgewicht. Mit meinen jeweils 60 Schuß habe ich noch nirgendwo gegen diese Regeln verstoßen. So viel nehme ich mit für den Fall, dass ich die Waffe neu einschießen muß oder es viel Wild, eine harte Nachsuche oder sonst einen unvorhersehbaren Zwischenfall gibt (Ende 2018 habe ich wie hier beschrieben beispielsweise in Anatolien einen annehmenden Keiler bei der Tagespirsch mit schwieriger Nachsuche im hohen Schnee mit sieben Schuß erlegen müssen).


Bergstock, Waffe, Rucksack auf der Bergjagd im Winter


Die Regeln dazu, wer sich am Ankunfts- und Abflughafen die Waffen ansieht, variieren nicht nur je Land, sondern auch innerhalb von Deutschland. Verallgemeinert gesagt, gehe ich beim Abflug an den Airline-Schalter und frage dort nach weiteren Schritten. Meistens kontrolliert dann die Bundespolizei die Waffennummer und vergleicht diese mit meinen Papieren und danach geht es zum Sperrgepäckschalter, wo Waffenkoffer und großer Koffer (wegen der Munitionsbox darin) aufgegeben werden. Man muß auf jeden Fall genug Zeit einplanen. Ich würde sagen, eine Stunde mehr als ohnehin üblich. Bei der Rückkehr bringt die Airline den Koffer meistens selbst zum Zoll und ich gehe dorthin für den Vergleich von Waffennummer und Papieren. Während die Bundespolizisten bislang durchweg korrekt und freundlich waren, hatte ich beim Zoll hier und da ein paar Erschwernisse (einmal wollte der Airlinemitarbeiter dabei stehen und die Waffe sehen, was ich ablehnte, einmal wollte der Zöllner mit mir über die Fairnis der Jagd mit einer Waffe mit Zielfernrohr diskutieren, was ich ebenfalls ablehnte und einmal wurden sogar Socken aufgerollt, da ich aus Kanada einreiste und - natürlich zu Unrecht - verdächtigt wurde, Lachs oder irgendetwas anderes einzuschmuggeln).

Im Zielland, selbst innerhalb der EU, weichen die Regeln so von einander ab, dass man sich im Vorfeld erkundigen muß. Wenn man über einen deutschen Reisevermittler bucht, werden solche Informationen stets zur Verfügung gestellt. In Schweden braucht man beispielsweise eine mehrwöchige Voranmeldung der Waffe (und muss diese beim Rücktransport so zerlegen, das sie nicht einsetzbar ist, wie ich anhand eines lustigen Erlebnissen hier beschrieben habe), in Irland ebenso (wobei sogar der Europäische Feuerwaffenpaß im Original eingeschickt werden muß) und in Spanien dauern Einreisen wegen umfangreicher Wartezeiten oft stundenlang. In Italien oder Frankreich hingegen hat sich niemand für meine Waffen interessiert und in Kroatien, Litauen und Estland blieb es bei einem gelangweilten Blick auf Waffennummer und Papiere - um nur einige Beispiele zu nennen. In Südafrika ist man super bürokratisch und genau, während man in Namibia sehr unkompliziert und schnell ist.

Der Transport mit der Bahn, der Fähre oder dem Auto folgt teilweise besonderen Regeln, auf die ich hier nicht alle eingehen kann. Wann immer möglich, nehme ich das Auto (z.B. Frankreich, England, Österreich, Slowenien, in den östlichen Nachbarländern jage ich nicht, aber dort ist es ebenfalls leicht machbar) und prüfe das auch für Länder, auf die man nicht auf den ersten Blick kommen würde (z.B. kommt man ins Baltikum oder nach Schweden auch mit einer Fähre, sofern die Fährgesellschaft die Waffenmitnahme nicht verbietet).

Die Mitnahme von Waffen im Flugzeug hört sich schwieriger an, als sie ist und ich bevorzuge die eigene Waffe vor Leihwaffen. Ich habe nur einmal schlechte Erfahrungen mit einer Leihwaffe gemacht und zwar ausgerechnet bei Blaser Safaris, aber ich möchte so einen Dilettantismus nicht noch einmal erleben.
Man muß bezüglich der Mitnahme im Flugzeug nur die Hinweise des Reisevermittlers genau lesen, die Waffe bei der Airline anmelden und höflich, aber bestimmt bleiben.

b) Ausrüstung und Wäsche
Das Problem ist hierbei in erster Linie eine Gewichtsbegrenzung von in der Regel 23 kg und die Beschränkung auf ein Gepäckstück (jedenfalls auf den billigen Plätzen).
Man kann Gewicht sparen, wenn man schwere Sachen anzieht (z.B. die Bergstiefel oder eine schwere Jacke) oder sie ins Handgepäck gibt. Das Handgepäck darf zwar eigentlich nur 8 kg wiegen, aber erstens wird das so gut wie nie nachgewogen und zweitens sind 8 kg eine ganze Menge. Ich nehme dazu immer meinen Jagdrucksack (erspare mir so ein weiteres Gepäckstück und habe die Hände frei) und packe u.a. die schweren Stiefel und das Fernglas hinein. Für unvorhergesehene Wartezeiten habe ich auch immer etwas zu essen und Lektüre darin, sowie eine warme Jacke (in Flugzeugen ist es oft kalt, selbst mit der dünnen Decke, die man auf langen Flügen bekommt).

c) Trophäen
Von außerhalb der EU nehme ich keine Trophäen mit, weil das in den allermeisten Fällen nicht geht und ich diese nicht beim "Erwischtwerden" verlieren will. Das war früher anders und mitunter will einem der Outfitter die Trophäen auch heute noch sofort mitgeben, um sie los zu sein. Aber ich bestehe auf eine korrekte Abwicklung mit Papieren. Ich habe innerhalb der EU im Auto und im Flugzeug problemlos beispielsweise schon ganzes aufgebrochenes Wild, Häupter von Gamswild, Keilerwaffen, aufgebrochenes Flugwild etc. mitgeführt und zwar im aufgegebenen Gepäck und im Handgepäck oder eben im Auto. Man sollte dafür eine Bescheinigung des Outfitters dabei haben, einmal in all den Jahren habe ich sie tatsächlich gebraucht, als mein gescannter Rucksack einen Gamsschädel zeigte.
Zur Wahl des richtigen Präparators, die ggf. Auch den Transport bestimmt, habe ich hier im Blog geschrieben.


2. Auf der Jagd
Mit "auf der Jagd" ist nicht nur die Zeit gemeint, während der man tatsächlich rein jagdlich unterwegs ist, sondern auch der Anmarsch, Abmarsch und Aufenthalt im unmittelbaren Jagdgebiet, der je nach Reise auch mehrere Tage dauern kann (Pferdejagd, Hubschraubertransport, Marsch zu Fuß in unwegsamem Gelände).

a) Rucksack
Ich will an dieser Stelle nicht auf die allgemeinen Anforderungen für einen Rucksack eingehen oder wie man ihn packt, das kann man in vielen Blogs zum Wandern und Tracking nachlesen. Ich möchte an dieser Stelle nur darauf hinweisen, dass der Rucksack einem passen muss und man das Marschieren damit - wie mehrfach beschrieben - üben muss und zwar mit dem Gewicht, das man auch auf der Jagd mitführt.
Worum es mir geht sind Besonderheiten der Jagdreise. Die Auswahl des Rucksacks folgt dabei meiner Meinung nach zwei Fragen:
  • Wie viel Gewicht und Volumen will ich in dem Rucksack transportieren?
  • Welche Folgen haben Klima und Gelände für meine Auswahl?

Zur ersten Frage: Benötige ich beispielsweise einen Tagesrucksack für das Gebirge (wie bei einer Gamsjagd im Sommer oder Herbst ohne Schnee und große Kälte) oder einen Rucksack für eine mehrtägige Tour, wo ich bis zum Schlafsack und Essen alles dabei haben muß (wie bei einer Jagd auf Schneeziege in Kanada). Ich habe hier verschiedentlich Ausrüstungslisten veröffentlicht (hier zur Bergjagd in Kanada und hier zur Tagespirsch im Winter in Anatolien).


Arceryx LEAF 30 Liter


Ich habe dazu einen 60 Liter-Rucksack und einen 30 Liter-Rucksack sowie den alten Jägerrucksack der Bundeswehr und einen kleinen Rucksack, der mehr oder weniger nur für eine Trinkblase und eine gut komprimierbare Daunenjacke und ein paar Kleinigkeiten reicht. Die Ausrüstungsmenge und das Gewicht geben vor, welchen ich wähle.
Der 60er und der 30er verfügen natürlich über einen Beckengurt (um das Gewicht zu verteilen), einen Brustgurt (um den Rucksack ohne "Gewackel" zu tragen und die Riemen an der richtigen Stelle zu halten) und sind zwar stabil, aber nicht zu schwer (in meinem Fall sind es Arcteryx LEAF-Rucksäcke und nicht etwa die schwereren Eberlestock).
Allerdings gibt es noch eine Besonderheit: Wenn ich tagelang unterwegs bin, komme ich nicht an einem Rucksack mit großem Volumen vorbei. Da dann aber Pirschgänge von einer Art Camp (z.B. Flycamp mit Zelt) aus unternommen werden, zu dem man abends zurückkehrt, habe ich dann außer dem großen Rucksack noch einen kleinen für das nötigste am Tag. Dafür nehme ich einen ultraleichten Rucksack, der eigentlich für das Eisklettern gemacht ist, um mein Gesamtgewicht möglichst gering zu halten. Es kommt gerade bei einer Mehrtagestour buchstäblich auf jedes Gramm an.
Ich trage übrigens selbst an heißen Tagen immer wenigstens ein Funktionsunterhemd und eine Weste aus synthetischem Material (Faserpelz) um mich gegen den Rucksack und seine Riemen zu polstern.


Arcteryx LEAF von der Seite


Zur zweiten Frage: Wenn ich in einem Gelände unterwegs bin, in dem viel Bewuchs ist, brauche ich eine flache Silhouette, dann stört der hoch sitzende 30 Liter-Rucksack von Arcteryx LEAF und ich nehme lieber den alten Bundeswehrrucksack, der eng am Körper sitzt. Oder wenn ich klettern muß, muß der Rucksack fester sitzen, als bei einem reinen Marsch, wo das nicht der Fall ist, also wäre dann der Bundeswehrrucksack, der keinen richtigen Bauch- und Brustgurt hat, nachteilig. Man sollte sich beide Fragen stellen und die zu erwartende Situation im Geiste durchgehen, um hier zu einer richtigen Auswahl zu kommen.



Trinkrucksack von Eberlestock


So etwas wie der Trinkrucksack von Eberlestock kommt im Prinzip nur in Frage, wenn ich entweder so gut wie nichts mitnehmen muß (wobei ich gerade im Berg oder der Wildnis immer für alle Eventualitäten gerüstet sein möchte und wie hier beschrieben ein kleines Survival- und Erste Hilfe-Kit immer dabei ist) oder, wenn ich noch andere Transportmöglichkeiten wie ein Chest Rig oder einen Battle Belt habe.




b) Battle Belt
Ein Battle Belt ist ein aus dem Militärischen stammender Ausrüstungsgürtel, der die wesentlichsten, für das Gefecht relevantesten Dinge, die man im schnellen Zugriff benötigt, bereitstellt. In der Regel zählen dazu u.a. Magazine für Primär- und Sekundärwaffe, die Sekundärwaffe selbst (in der Regel eine Pistole), ein Tourniquet bzw. ein Individual First Aid Kit und ein Multitool oder Messer. Diese Gegenstände werden durch Molle- oder andere Befestigungssysteme an einem breiten, bequem zu tragenden Holster angebracht.
Im Prinzip ist der Battle Belt eine Art Weiterentwicklung des Koppels mit mehr Befestigungsmöglichkeiten und bequemer zu tragen.


Battle Belt


Da ich mehrfach erlebt habe, bei plötzlich notwendigen Nachsuchen oder auf Bergungen meinen Bergrucksack nicht dabei zu haben, habe ich mir einen Battle Belt beschafft, mit dem ich außer Munition und meinem Entfernungsmesser mein Erste Hilfe-Set und eine kleines Überlebenspaket immer mitführen kann (beide für das jeweilige Jagdland ausgelegt). Den Battle Belt lege ich dann wirklich nur bei einer geplanten Rast ab.


Battle Belt in seitlicher Ansicht


Ich habe den Battle Belt so organisiert und gepackt, dass er mich weder stört, wenn ich auf dem Bauch liege, noch beim Sitzen. Durch die kleinen Taschen und das Molle-System kann ich ihn modular erweitern (z.B. noch eine Feldflasche daran anbringen). Man kann beim tiefen Sitz eines Battle Belts zusätzlich noch einen Rucksack tragen.

c) Chest Rig
Ein Chest Rig ist ähnlich wie der Battle Belt ein Transportsystem für militärische Ausrüstung, der allerdings anders als der Gürtel nicht auf der Hüfte sitzt, sondern ähnlich wie ein militärisches Koppeltragegestell über die Schulter getragen und so am Körper gehalten wird.  Ich würde ihn als eine Art Hybrid aus Kampfmittelweste und Koppel mit Ausrüstung bezeichnen. Er kann im Zeitalter des ballistischen Schutzes für den einzelnen Soldaten leicht abgelegt und auch weiter gestellt und über einem Plattenträger getragen werden. Wegen der speziellen Befestigung und Gewichtsverteilung kann man höhere Lasten transportieren und über das eben beschriebene hinaus mehr Munition und Kampfmittel mitführen, die man ebenfalls schnell im Zugriff hat als mit einem Battle Bett. Auch mit dem Chest Rig, kann man zusätzlich einen Rucksack einsetzen.


Chest Rig ohne Taschen


d) Waffenfutteral
Es gibt zwei gute Gründe, ein nicht zu schweres Waffenfutteral mit auf Reisen zu nehmen, denn erstens ist es nicht überall erlaubt oder gerne gesehen, wenn man eine (auch ungeladene) Waffe offen führt (in Anatolien bin ich mit fertig geladener Waffe auf dem Schoß problemlos durch einen Check-point der Polizei gefahren, in den meisten europäischen Ländern wären Polizisten und Jagdführer vermutlich in Ohnmacht gefallen).
Und zweitens schützt so ein Futteral wenigstens etwas die Waffe und die Optik vor Dreck, Staub, Regen und dem Stoß gegen andere Ausrüstung oder die Inneneinrichtung eines Fahrzeugs oder Boots.
Um das Gesamtgewicht auf dem Transport nicht erheblich zu erhöhen, nehme ich ein dünnes Futteral aus Loden mit.

e) Tragetasche
Ich habe in allen möglichen Ländern verständnislose Blicke geerntet, wenn wir mit einem Geländewagen nahe ans Jagdgebiet gefahren sind und ich außer dem, was ich tatsächlich später mit raus nahm und einer Waffe noch eine kleine olivgrüne Segeltuchtasche mit ins Fahrzeug genommen habe. Aber wenn man von einem Auto aus startet, ist es einfach besser in Notfällen oder auch sofort bei der Rückkehr bestimmte Dinge zur Verfügung zu haben, als erst in der Unterkunft oder im nächsten Ort. Dazu zähle ich Medikamente, die nicht im Erste Hilfe-Set sind, ein Waffenreinigungsgerät, zusätzliche Getränke, Unterwäsche und Munition und ein Waffenreinigungsgerät. Das Fahrzeug ist meine erste Möglichkeit, Ausrüstung nachzuführen und es kostet mich keine Mühe, einfach morgens eine solche Tasche mitzunehmen, die ich ja nicht tragen muß.