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"Jagd ist eine win-win-Situation für alle". Interview mit Reinald von Meurers

"Buffalo, Elephant and Bongo" war eines der ersten Bücher über die Jagd in Afrika, das ich mir vor vielen Jahren gekauft hatte und bleibt unter meinen Top 10 (hier beschrieben). Es ist nach wie vor bei Safari Press erhältlich. Wie erstaunt war ich, als ich sah, dass es ein deutscher Arzt war, Dr. Reinald von Meurers, der es über seine selbst organisierten Jagden in Kamerun geschrieben hatte. Lange habe ich ihn interviewen wollen und hier sind nun seine Antworten auf einige Fragen.

Herr von Meurers, Sie haben neben anderen zahlreichen Reisen 34 selbst organisierte Safaris nach Kamerun unternommen - zu einer Zeit, als Fernreisen und erst Recht Jagdreisen sehr viel seltener waren als heute. Wie haben Sie sich damals informiert und vorbereitet?

"Als ich 1978 begann, Jagdreisen nach Schwarzafrika zu machen, waren die Informationsquellen sehr spärlich und eigentlich auf Jagdreiseveranstalter und deren gesponserte Publikationen in Jagdzeitungen beschränkt, es gab kein Internet. Also blieb nur das Studium von alten Büchern, Landkarten, Satellitenbildern, welche angaben, wie stark „erschlossen“ (Verkehrswege, Siedlungen – je weniger, desto aussichtsreicher) und das direkte Anschreiben von Jagdministerien, mit relativ wenig Antwort.

Ich arbeitete damals in Algerien und rüstete einen Unimog aus. Das Ziel war Zentralafrika, wo es noch möglich war, auf eigene Faust zu jagen. Als ich die Sahara durchquert hatte und dort und in der Elfenbeinküste gejagt hatte, erhielt ich in Kamerun die Information, daß es jagen auf eigene Faust ab sofort in der Zentralafrikanischen Republik nur noch per Jagdveranstalter möglich war, in Kamerun sehr wohl aber weiterhin selbst durchgeführt.

Ich hatte in Mittelkamerun Missionare kennengelernt, die mir Informationen über ein weites, unbesiedeltes, wildreiches Gebiet gaben. Dies war nur mit mehrtägigen Fußmärschen zu erreichen. Da ich fließend Französisch sprach und Erfahrungen mit selbst organisierten Jagdreisen im Nahen Osten hatte,  änderte ich meine Pläne, heuerte in abgelegenen Dörfern Träger und Führer an und marschierte mit Trägerkarawane ein-, zweimal im Jahr für mehrere Wochen in den Urwald oder abgelegene Bergregionen im Norden.

Bei meinen späteren Expeditionen waren mir die Vorkriegs-Bücher von E. A. Zwilling immer noch eine wertvolle Informationsquelle, auch bei Reisen in die Osttürkei war entsprechende Literatur in Kombination mit Satellitenbildern und Landkarten sehr hilfreich."

 

Welche Informationsmöglichkeiten empfehlen Sie Jagdreisenden heute? Und was macht eine gute Vorbereitung aus?

"Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Aus der Jagdpresse kann man fast nur gesponsorte Informationen über Gebiete, die von Jagdreise-Anbietern vermittelt werden, bekommen. Auch hier ist das Studium der seriösen Jagdliteratur oft hilfreich. Es lohnt sich in jedem Fall die zuständigen Stellen (Wildbehörde, Forstverwaltung) zu kontaktieren. Da bekommt man oft günstige und seriöse Angebote.

So jagte ich mit hohem Erinnerungswert in Schottland bei der der Forstverwaltung. Sehr effektiv ist es, den Kontakt zu einheimischen Jägern durch Kleinanzeigen in der jeweiligen Jagdpresse herzustellen. Wenn man dann einen Tausch anbieten kann, hat man oft schnell Kontakte, aus denen langjährige Jagdfreundschaften werden."

 


Mit den Jahrzehnten Jagdreiseerfahrung in zahlreichen Ländern - wie lassen sich die positiven Effekte auf Wild und lokale Bevölkerung zusammenfassen?

"Na ja, das ist für Kamerun und fast alle Jagdländer einfach zu beantworten: Jagd ist eine Win Win-Situation für alle: Der Staat bekommt Einnahmen für Jagdlizenzen, die örtliche Bevölkerung erhält direkte Einnahmen durch das Anwerben der Träger, Führer etc. Und dazu erhalten die Einheimischen meistens das Wildbret gratis. Die weitverbreitete Wilderei in Afrika wird dadurch allerdings nicht eingeschränkt. Dort ist jeder sich selbst der Nächste…

In der Region des Dja und Djerem, in der ich die ersten 12 Safaris organisierte, glaubten die Einheimischen felsenfest, daß Elefanten unter Wasser im Fluß lebten und daher eine unerschöpfliche Quelle für die Jagd seien – heute, nach 30 Jahren gibt es dort wegen maximaler Wilderei fast keine Elefanten mehr… Ein positiver Effekt für den Schutz des Wildes würde höchstens bei einer integren staatlichen Verwaltung auftreten, die den Wert der Jagdeinnahmen schätzt."

 

Reisen und besonders Jagdreisen bedeuten meistens auch den Wunsch nach Abenteuer. Welchen Rat haben Sie für den heutigen Jagdreisenden, um trotz Versicherungen, Pauschalpreisen und durchorganisierten Reisen etc. Abenteuer zu erleben.

"Oh jeh, das ist heute mit den extremen Restriktionen und auch der zunehmenden unsicheren Lage in zahlreichen, früher friedlichen Jagdländern der Dritten Welt sehr schwierig. Am ehesten sollte man Kontakte zu Landsleuten im Zielland suchen. (Hilfsorganisationen, kirchliche Stellen, Entwicklungshilfe)."

 

Europäische und erst Recht deutsche Jagdeisende sind sehr viel schlechter organisiert und repräsentiert als US-amerikanische Jagdreisende. Gleichzeitig wachsen Beschränkungen wie Exporthemmnisse für Jagdwaffen und Trophäen. Wie kann man sich ihrer Meinung nach dennoch über die Auslandsjagd informieren?

"Nun gut, da ist das Internet mit seinen Foren die zuverlässigste Quelle, wenn auch mühsam die Spreu vom Weizen gefiltert werden muß."

 

Literatur:

Reinald von Meurers: Buffalo, Elephant and Bongo. Long Beach 1999. (Safari Press) Hier erhältlich.