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Jagdmesser: Mark 1 und USMC Fighting Knife

Diese Beitragsserie sollte besser "Messer für die Jagd" heißen, denn es geht nicht ausschließlich um Werkzeuge für die rote Arbeit, das Aufbrechen und Verwerten von Wild. Messer auf der Jagd, insbesondere auf der Auslandsjagd, haben weit mehr Aufgaben: Feuerholz vorbereiten, Lager bauen, Wild erlösen, wenn kein Schuss angetragen werden kann, als Werkzeug und notfalls als Waffe dienen. Für diese Aufgaben kommen viele Messer in Frage.
Aber einigen Jägern, die ich kenne, gefallen Messer darüber hinaus einfach auch aus ästhetischen Gründen. Auch, wenn sie nicht so weit gehen wie ich, mir für jede Reise ein neues zu kaufen, haben sie Interesse an "felderprobten" Messern. Vielleicht auch wie ich solchen, die etwas mehr als reine Funktionalität aufweisen. Die vielleicht etwas Geschichte erlebt haben oder von einem besonderen Hersteller sind ...

Wenn Messer Geschichte erlebt haben, dann solche, die viele Jahre Militärdienst gesehen haben und von vielen tausend Soldaten verwendet worden sind. Die beiden Messer, die ich eingangs besprechen möchte, sind nicht Militärmesser, die Jäger für sich entdeckt haben, sondern umgekehrt Jagdmesser, die zigtausendfach militärisch verwendet worden sind und zwar inoffiziell und offiziell im Zweiten Weltkrieg, in Korea, Vietnam und sogar noch vereinzelt heute.
In mehreren Museen in der Normandie (Frankreich), die die alliierte Landung im Juni 1944 thematisieren, bin ich vielfach auf beide Messertypen gestoßen. Sie haben ganz offensichtlich eine wichtige Rolle als Ausrüstungsgegenstand amerikanischer G.I.s gespielt.
 
USMC (oben) und Mark 1 aus moderner Fertigung

Es handelt sich um das USMC Fighting Knife und das Mark 1. Beide werden heute von der Firma Kabar, aber auch von anderen Herstellern produziert. Die beiden Messer, die ich habe, sind von Kabar und waren außergewöhnlich preisgünstig und robust. Sind sind jeweils für zwischen 90 und 100 Euro im Internet erhältlich.

Mark 1
Das Mark 1, oder genauer "U.S.N. Mark 1", wurde im Zweiten Weltkrieg in zahlreichen Varianten von der US-Marine ausgegeben, fand aber auch Verwendung in anderen Teilstreitkräften. Es wurde u.a. mit blanker und schwarz beschichteter Klinge, mit Leder- oder Hartgummigriff, mit unterschiedlichem Handschutz und unterschiedlicher Scheide hergestellt. Das Messer ist nicht nur "very much like a commercial hunting knife"*, sondern ähnelt auch den vielen privat beschafften Messern der US-Soldaten - in der Regel Jagdmesser und mehr Allzweckwerkzeug als Waffe.

Das hier vorliegende Messer von Kabar hat eine Klinge mit einer Länge von 13 mm und einer Breite von 4 mm. Sie ist aus 1095 Kohlenstoffstahl.
Ich habe das Mark 1 auf eine Jagdreise auf Rotwild nach Schottland mitgenommen und sein leichtes Gewicht und seine Größe waren zum permanenten Mitführen und für alle anfallenden Arbeiten gut geeignet.
Trotz seines geringen Gewichts, konnte ich zum Beispiel gut genug damit hacken, um einen Bergstock anzufertigen. Schnitzen kann man mit den Flachschliff sehr gut. Und für das Aufbrechen von Rotwild ist das Messer absolut nicht überdimensioniert. Rost stellte trotz des Einsatzes im strömenden Regen kein Problem dar. Zum einen ist das Messer beschichtet, zum anderen wische ich es nach Gebrauch stets trocken. Eingeölt habe ich es auf der Jagdreise nicht.
Der Griff des Mark 1 ist im Verhältnis zur Klingenlänge recht dick. Mit mittelgroßen Händen komme ich damit aber gut zurecht.

Mark 1 (oben) und USMC mit Scheiden

USMC Fighting Knife
Das USMC Fighting Knife ist bei mir seit rund 3 Jahren als Werkzeug zum Holzspalten im Einsatz. Selten habe ich es draußen geführt. Aber ich habe jeden Winter damit unzählige Scheite gespalten (Batoning), Späne zum Anzünden des Ofens geschnitzt, Äste abgeschnitten und vieles mehr. Das Messer war von Anfang an als Werkzeug gedacht und ich habe es nicht geschont.
Es liegt exzellent in der Hand und ist lang genug, damit Spalte für meinen Ofen batonen zu können.
Inzwischen ist die Spitze etwas verbogen, die Beschichtung ist an einigen Stellen abgegangen und ich habe es zwei, drei Mal nachschleifen müssen. Aber angesichts dessen, was ich mit dem Messer angestellt habe, ist es in einem erstaunlich guten Zustand.

Ursprünglich  wurde es kurz nach Kriegseintritt der USA von Union Cutlery Company (der heutigen Firma Kabar) in Zusammenarbeit mit dem Marine Quartermaster Department entwickelt. Man orientierte sich dabei eng an traditionelle Jagdmesserformen, verlängerte die Klinge jedoch und sparte Gewicht durch eine Hohlkehle ein. Weitere Firmen wie u.a. Camillus Cutlery und Ontario Knife Company stellten das Messer ebenfalls her. Französische Verbände, an die die USA das Messer ebenfalls abgaben, nannten es dementsprechend "Camillus". Alleine Kabar produzierte bis 1945 über eine Million Stück. Auch heute noch findet es sich vereinzelt privat beschafft bei US- und anderen Soldaten im Einsatz.**

USMC eingesetzt während der Kämpfe 1944


Das Messer verfügt über eine Klinge von 178 mm Länge und 4,3 mm Klingenstärke aus 1095 Kohlenstoffstahl. Der Griff ist mit Leder umwickelt und die Messerscheide ist ebenfalls aus Leder. Zwar gibt es heute auch Ausführungen mit Kunststoffgriff und -scheide sowie anderen Klingenformen. Aber "das echte" USMC Fighting Knife ist dieses und kein anderes.

Mark 1 von 1944


Weitergehende Informationen:
- Review auf Youtube zum Mark 1 hier.
- Review zum USMC hier.
Beide Reviewer empfehlen die Messer ausdrücklich.
- Mein Review der modernen Version des Messers der US-Marine-Pioniere "Seabees" von Bark River hier.

Aber weder diese Reviews, noch meine Verwendung (obwohl das jahrelange Holzspalten sicher eine besondere Herausforderung ist), können mehr aussagen, als der jahrelange millionenfache Gebrauch durch amerikanische Soldaten im Einsatz.

Trageweise bei US-Fallschirmjägern 1944

Anmerkungen:
* Gordon Hughes, Barry Jenkins, Robert A. Buerlein: Knives of War. An International Guide to Military Knives from World War 1 to the present. 2006.
** Dietmar Pohl: Messer im Kampfeinsatz. 2009.