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Jagdmesser Randall Knives "Hunter"

Ich habe an anderer Stelle bereits über Randall Made Knives aus Orlando, Florida, geschrieben. Heute geht es jedoch um ein Messer, das, anders als meine beiden bisherigen Randall-Messer, die speziellere Aufgaben haben, ein quasi universelles Jagdmesser ist: das Randall Modell 3, "Hunter".

Schon der Umstand, dass das Hunter das dritte Messer in Randalls Katalog ist, deutet an, dass es sich um ein altes Modell handelt. Und tatsächlich stammt es aus Bo Randalls zweiter Schaffensperiode, der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Vor dem Krieg hatte er, selbst Jäger, Angler und Outdoor-Enthusiast, Jagd- und Outdoor-Messer erschaffen, die vom Design her noch sehr stark an die Messer von William Scagel erinnerten und sich dann mit dem Kriegseintritt der USA auf Kampfmesser konzentriert.

Im Standardwerk "Randall Made Knives: The History of the Man and the Blades." von Robert L. Gaddis heißt es dazu: "In November 1943, Bo decided to redesign one of his Scagel-style hunting knives to use the same hilt, handle, and butt cap as his fighters. The blade shape was similar to the number 9 style shown in the first catalog. This in turn was a direct descendant of the original knife made from his sketch of Litch Steinman's William Scagel hunter. The blade width, tang shape, and length of this new hunter were the same as those of his fighting knives. This allowed use of the rough hilt, leather disks, vulcanized fiber spacers, and aluminum butt cap that went onto the Fighter or Stiletto. The top quillion was removed from the hilt before finishing the handle to basically the same size and shape as the Fighter. Randall Knives now had a hunting knife that could be fabricated right along with the two combat types without disrupting the flow of orders from servicemen. Bo called this new model simply 'The Hunter.'"

Im heutigen Katalog wird es zu Recht als all-around, heavy-duty sportsman's knife beschrieben. Es ist mit einer Klingenlänge von 7 inch (17,78 cm) und einem Gewicht von 8 oz (227 Gramm) wirklich robust und von der Form her bestens als Jagdmesser sowohl für kleineres Wild, aber durchaus auch für Großwild geeignet. Das zeigt sich gerade im Vergleich zum kleineren "Fischerman Hunter", das ich für Reh- und Gamswild sowie vergleichbare Aufgaben bevorzuge und das mit kürzerer Klinge und weniger Gewicht für die Bergjagd geeigneter ist. Es gibt das Hunter allerdings auch kleiner in 5 oder 6 inch und entsprechend leichter.


"Fisherman Hunter" (oben) und "Hunter" im Vergleich


Während ich meine anderen beiden Randall-Messer nicht direkt in Orlando gekauft habe, sondern teurer bei einem spezialisierten Händler in den USA, habe ich das Hunter tatsächlich vor fast sechs Jahren bestellt und damals eine Anzahlung von 50 Dollar geleistet. Dass man endlich sein Messer bekommt, wenn man schon gar nicht mehr daran denkt, gehört zweifellos zu den wenigen Vorzügen des Älterwerdens. Aber so wie für manche Autobesitzer die Auslieferung des neuen Wagen ein besonderes Ereignis ist, so ist es nach so langer Zeit auch etwas Besonderes, wenn der Postbote das kleine Paket aus den USA ausliefert. Mir wäre lieber gewesen, ich hätte es wie andere Lieferungen wieder beim Zoll abholen müssen und dafür hätte niemand mein Messer angefaßt und mehr schlecht als recht das Paket nach der Kontrolle wieder verschlossen, aber es kam einfach so an die Haustüre.




Anders als alle anderen hier besprochenen Messer, habe ich das Hunter noch nicht umfangreich geführt. Es soll als erstes eine besondere Aufgabe bei einer besonderen Reise bekommen und dann erst beim Aufbrechen heimischen Schalenwildes verwendet werden. Die zeitlose Schönheit des Hunter, das ich in der Version aus Kohlenstoffstahl genommen habe, reichte mir für diesen Beitrag aus.


Das Messer kommt standardmäßig in der Lederscheide Typ "A"



Die handgearbeitete Lederscheide, hier in der Version mit Schleifstein, ist ebenso ansehnlich wie das Messer selbst. Jagdlich bevorzuge ich wegen der Geräuschlosigkeit bei der Berührung Leder, auch wenn Kydex o.ä. natürlich unempfindler wäre. Je nach Umgebung und Aufgabe (Regen, Blut, Luftfeuchtigkeit) hätte man sich aus reinen Praktikabilitätsgründen (geringere Pflegebedürftigkeit) besser die Version in (nicht näher bezeichnetem) "stainless steel" gekauft. Mir geht es bei diesem Messer aber zugegebenermaßen auch um Ästethik und Geschichte.

Hier geht es zu einem Überblicksartikel zu Randall made knives.

Hier habe ich mein Randall #28 "Woodsmann" besprochen.

Nachtrag: Ich hatte das Hunter mehrfach auf Reisen dabei, u.a. im Juni 2022 in British Columbia. Mein Outfitter und ich zerwirkten damit zwei Schwarzbären. Es ging einmalig leicht. Auch dieser erfahrene Mann (mit über 20 Jahren Jagd auf diese Tiere) meinte, das "Hunter" sei das beste Messer, das ihm dafür begegnet sei.