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Abfangmesser: Wild Pig Hunter (Tops Knives)

Das Abfangen mit der Blankwaffe hat in Deutschland durch die Zunahme des Schwarzwildes und der Bewegungsjagden deutlich an Akzeptanz gewonnen. Viele Klingen, die man auf Drückjagden bei den Schützen sieht, erfüllen aber nicht die Anforderungen an ein Abfangmesser. Mit dem "Wild Pig Hunter" von Tops Knives steht jedoch ein belastbares und zugleich schönes Werkzeug zur Verfügung.
Das erst 1998 gegründete Unternehmen aus dem US-Bundesstaat Idaho liegt unweit der Rocky Mountains und wurde von einer Gruppe Vietnam-Veteranen gegründet. Auch heute spielen enge Beziehungen zu ex-Soldaten, aber auch bekannten Outdoor-Größen und Jägern eine wichtige Rolle wie viele Designs und Kooperationen verraten.

Tops Knives ist besonders bekannt für seine extrem belastbaren feststehenden Messer für Soldaten, Jäger und Outdoor-Freunde, die meist aus 1095-Kohlenstoff-Stahl hergestellt sind. Die Härtung dieses Stahls ist eines der besonderen Erfolgskriterien von Tops. Die Innovationsstärke ein weiteres. Es vergeht kein Jahr, wo nicht hochinteressante neue Messer auf den Markt gebracht werden - meist zur Shot Show oder Knife Show, den beiden großen Leitmessen für Schußwaffen und Messer in den USA.

Ich habe für verschiedene Zwecke in diesem Blog schon drei Messer von Tops besprochen, die ich jetzt jeweils einige Jahre im Einsatz hatte: das Kodiac Jack, das Longhorn Bowie und das Tanimboca Puuko. Als erprobtes Abfangmesser will ich hier das Wild Pig Hunter vorschlagen.




Wann Abfangen mit der Blankwaffe?
Das Abfangen mit der blanken Waffe ist dann geboten, wenn  Menschen und/oder Tiere (z.B. Jagdhunde) durch einen Schusswaffeneinsatz gefährdet wären. Denn das Bundesjagdgesetz schreibt vor, krankgeschossenem Wild vermeidbare Schmerzen oder Leiden zu ersparen und es deshalb unverzüglich zu erlegen. Unverzügliches kann bedeutet, dass man zur Blankwaffe greift, wenn es keine andere Möglichkeit (Büchse oder Kurzwaffe) gibt.

In  Freverts Buch "Jagdliches Brauchtum" heißt es dazu: "Noch ein Wort an die Gegner des Abfangens mit der blanken Waffe: Haben Sie einmal einen scharfen Hund gehabt, der so viel Schneid hatte, dass er ein krankes Stück nicht nur stellte, sondern auch niederzog, und haben Sie dann als Gegner des Abfangens hilflos dabeigestanden, wie der Drahthaar an dem Stück unaufhörlich herumriss, oder wie sich zwei Teckel mit dem todwunden Stück herumbalgten, und Sie konnten keinen Fangschuss abgeben, ohne die Hunde zu gefährden? Wenn Sie das erlebt haben, dann lernen Sie morgen das Abfangen des Schalenwildes mit der blanken Waffe, und zwar zunächst am verendeten Stück".

Das Abfangen mit der blanken Waffe sollte intensiv - am besten an einem erlegten Stück - geübt und nach Möglichkeit auch im realen Einsatz bei einem erfahrenen Nachsuchenführer mitverfolgt werden. Damit ist dem Gebot des Tierschutzgesetzes, ein Wirbeltier nur töten zu dürfen, wenn man dazu die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten hat, entsprochen.




Anforderungen an Abfangmesser
Zieht man viele Quellen zu Rate (also erfahrene Nachsuchenführer, aber auch Artikel in Jagdzeitschriften) kann man als geneinsame Anforderung an ein Abfangmesser formulieren:
  • Klinge mindestens 20 cm lang (nicht wesentlich länger, um damit in Streßsituationen noch schnell und sicher arbeiten zu können)
  • mindestens eine Seite geschliffen (am besten zusätzlich das erste Drittel der Rückseite)
  • Klinge muss breit und dick genug für einen großen Wundkanal und möglichst viel Gewebezerstörung sein, muss aber dennoch durch die Rippen dringen können
  • extreme Stabilität des Messers, um ein Brechen der Klinge im Wildkörper zu verhindern (stellt nicht nur Anforderungen an die Härte des Stahls, sondern bedeutet nach Möglichkeit auch einen durchgehenden Erl)
  • mit Parierelement (um ein Abrutschen zu verhindern)
  • mit Griffmaterial, das auch bei Schweiß und Schmutz gut zu halten ist

Das Wild Pig Hunter
Dieses Messer erfüllt die genannten Kriterien und ist für mich wegen seiner extremen Zuverlässigkeit die erste Wahl als Abfangmesser.

Es ist aus 1095er-Stahl und verfügt mit dem Black River Wash von Tops über ein Finish, das es unempfindlicher macht. Es bleibt allerdings nicht rostfrei. Ich muss dazu allerdings sagen, dass ich meine Tops-Messer nicht sehr pflege und sie oft nach Gebrauch nur am Hosenbein trocken wische. Nur ab und zu wenn ich z.B. an einem ruhigen Samstagmorgen Zeit habe, öle ich sie alle auf einmal ein. Gerostet ist noch dennoch noch keines.

Die Klinge ist 20 cm lang, 3,3 cm breit und 6 mm dick. Mit 400 Gramm Gesamtgewicht ist das Messer in seiner Lederscheide gut mitzuführen und einzusetzen. Die Scheide hat am unteren Ende eine Schlaufe, so dass man sie am Oberschenkel befestigen kann. Mich stört eine solche Befestigung zwar, bei schnellem Laufen oder Kriechen ist sie jedoch hilfreich, damit das Messer an seinem Platz bleibt.

Der Griff aus Micarta ist mir fast zu grob strukturiert, liegt aber rutschfest in der Hand. Stundenlang Arbeiten wird man mit einem Abfangmesser ohnehin nicht. Für ein Universaloutdoor-Messer wäre mir der Griff zu unbequem.

Das Messer ist gut nachzuschärfen. Selbst feldmässig mit einem schlechten Wetzstein. Nur die Falsche Schneide auf der Klingenrückseite benötigt eine Schleifmaschine, um richtig scharf zu werden. Ich habe sie nicht scharf geschliffen. In der Regel wird die Penetrationsfähigkeit einer Klinge im Schwarzwildkörper erheblich unterschätzt und mit zu viel Kraftaufwand gearbeitet. Ich konnte keinen Unterschied zwischen dem Wild Pig Hunter und dem auf der Rückseite im ersten Drittel geschärften "All Purpose Fighting Knife" von Randall feststellen.

Das Messer verfügt über einen durchgehenden Erl und ich kann mir nicht vorstellen, dass es in einem Wildkörper abbricht. Nicht einmal die Spitze ist so filigran, dass sie sich beim Eintreiben in hartes Holz verbiegt. Für solchen Missbrauch sind die Härte, die Stahlauswahl und die Klingenstärke gemacht.

Online gibt es das Messer für knapp unter 200 Euro.