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Robustes Waffenmanagement

Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen dem reinen Schießen und dem absolut sicheren Beherrschen der Waffe. Insbesondere in Gefahrensituationen ist reines Schiessen können nicht genug und kann sogar lebensgefährlich sein.

Bei Berufswaffenträgern, insbesondere solchen, bei denen das Aufeinandertreffen mit bewaffneten Gegnern wahrscheinlicher ist, als bei "normalen" Soldaten oder Polizisten, reicht das Schliessen auf Papierscheiben bei weitem nicht aus, um im Umgang mit der Waffe bei einer Bedrohung handlungssicher zu sein. Diese Einsicht hat sich inzwischen in besserem Training und mehr Möglichkeiten (Schießkino, Ausbildungsgerät Schießsimulator Handwaffen/Panzerabwehrhandwaffen, größere Gewichtung des Schießens in der Ausbildung) durchgesetzt, auch wenn der Durchschnittssoldat oder -polizist davon noch genau so weit entfernt ist wie von einem optimalen funktionellen Körpertraining und einer entsprechenden kompromißlosen Fitness.

Bei Jägern gibt es durchaus vergleichbare Situationen und ich habe u.a. schon auf annehmenden Büffel, krankgeschossenes Hippo, annehmendes Schwarzwild und einen Puma, der zu entkommen versuchte, geschossen. In einigen Fällen war die Situation für mich gefährlich, in anderen ging es primär darum, das Entkommen eines verwundeten Tieres zu verhindern, das für andere Menschen und Tiere hätte gefährlich werden können.

In diesen Situationen habe ich nicht überlegt, sondern "automatisch" gehandelt, denn es war keine Zeit zum Nachdenken (man kann das in meinen Büchern nachlesen).

Genau so handelt ein erfahrener und geübter Autofahrer in einer Gefahrensituation oder ein trainierter Soldat in einem Feuerkampf. Die Grundlage dafür ist im Wesentlichen die zuvor erworbene Fähigkeit zum robusten Waffenmanagement.



Was verstehe ich unter diesem Begriff (den ich nicht selbst erfunden habe, aber hier für die Jagd einführe)? Ich meine das blinde (wörtlich genommen) Beherrschen der Waffe beim Laden/Entladen, bei allen möglichen Störungen und bei der Schussabgabe.

Man kann diese Fertigkeiten nur durch verschiedene Arten des Trainings erwerben.

Zunächst einmal geht es darum, das Muskelgedächtnis darin zu schulen, die Grundtätigkeiten auszuführen. Waffenhaltung, Laden, Entladen, Nachladen (wenn verschossen), Abziehen des Abzuges, Beherrschen von Störungen (z.B. doppelte Zuführung von Patronen oder Zündversager), im Ziel bleiben und ggf. Nachhalten für Folgeschüsse, erneute Schußabgabe etc. Dies alles kann man so gut wie nicht alleine trainieren, sondern nur mit einem erfahrenen Schießlehrer und zwar drillmäßig. Denn warum können viele von uns nach 20, 30 oder gar mehr Jahren immer noch das Sturmgewehr oder die Pistole ihrer Militärdienstzeit zerlegen und zusammensetzen? Weil wir es eingedrillt bekommen haben.

Alle diese Tätigkeiten müssen automatisiert, d.h. ohne Nachdenken abrufbar sein. Trockentraining zu Hause kann dabei das Training mit dem Schießlehrer unterstützen. So habe ich vor der Büffeljagd wieder und wieder auf eine auf mich zukommende Büffelscheibe geschossen - (aus Kostengründen) erst mit dem Wechsellauf in .308 und dann mit dem schweren Lauf in .404. Es gelang mir schließlich regelmäßig drei Treffer in die letale Zone zu bringen und in genau solch eine Situation kam ich schließlich auch.

Zu Hause habe ich mit einer Büffelscheibe und mit ungeladener Waffe viele Male repetiert und abgezogen bis mir der Abzug meiner Mauser M03 so vertraut war, wie wenig andere Dinge. Dieses Trockentraining hat mich nicht nur muskulär vorbereitet, sondern mir den Ablauf auch so eingeprägt, dass ich ihn ganz ruhig abrufen konnte.

Ähnlich ist es mit einem guten Pistolentraining. Lange, bevor man sich am präzisen Treffen auf 25 Metern mit ruhigem Zielen und Abziehen beschäftigt, sollte man Laden, Entladen, Nachladen und Störungsbeseitigung 1 (Schlag auf das Magazin, Schlitten nach hinten ziehen und zurück schnellen lassen, weiter schießen) und Störungsbeseitigung 2 (Magazin rausreißen, drei Mal Schlitten nach hinten ziehen und zurück schnellen lassen, neues Magazin rein, weiterschießen). Man sollte den Waffengriff perfektioniert haben und wieder und wieder unter allen Bedingungen reproduzieren können und man sollte alle nachsuchetypischen Komplikationen in das Training eingebaut haben (Hund zerrt an der Leine, Taschenlampe in der einen Hand, durch Unterholz kriechen, absolute Nahdistanz bei der Schußabgabe etc.). Anders als beim Sportschießen dürfen all diese Dinge von Jägern trainiert werden, denn schließlich besitzen sie die großkalibrige Kurzwaffe genau für diesen Einsatzzweck.

Ein blindes Beherrschen der Waffe setzt vorraus, dass man nicht viele verschieden Waffentypen einsetzt, sondern nur wenige - am besten eine Langwaffe und eine Kurzwaffe. Nur dann beherrscht man seine Waffen optimal und muß nicht umdenken (vom Drilling zum Repetierer, von der Pistole zum Revolver, von der SA-Pistole zur Striker Fired-Pistole).

Zu meinen unrühmlichsten Erlebnissen gehörte eine ungewollte Schußabgabe in Schweden bei der zum Glück niemand und nichts zu schaden kam. Ich hatte damals meine Vorderschaftrepetierflinte mitgenommen anstatt der Bockflinte und war mit der Waffe einfach nicht vertraut genug.

Dass ein solches Training zwar rechtlich absolut zulässig und auch gewollt ist (schnelles und sicheres Töten schon aus Gründen der Tierschutzkonformität) und auch Standzulassungen dem in aller Regel nicht entgegenstehen (meistens Begrenzung bezüglich Geschossenergie und Geschossart) ist eine Sache. Dass Standaufsichten und Standbetreiber aber genau damit überfordert sind, ist eine andere Sache. Hier bleiben u.a. das Training im liberaleren Ausland oder bei Kursen oder im Schießkino oder bei eigens angemieteten Ständen mit eigenem Trainer Alternativen.

Hier geht es zu einem Beitrag über die Auswahl der richtigen Pistole.