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Das Faltrad als Trainingsgerät

Ich habe zwar immer schon Sport getrieben, aber einen besonderen Schwerpunkt auf intensiven Ausdauersport habe ich jahrelang eigentlich nur in der Reisevorbereitung gelegt. Vor zwei oder drei Jahren hat sich der Ausdauersport dann "verselbständigt" und zwar zunächst in Form des Marschierens und dann zusätzlich als Radfahren. Da es inzwischen nicht mehr ohne Radfahren geht, habe ich mir ein Faltrad gekauft.
Wenn ich nicht krank bin oder andere schwerwiegende Hinderungsgründe habe, betreibe ich wenigstens drei, meistens jedoch vier bis sechs Mal die Woche Ausdauersport.
Zwei Mal marschiere ich und je nach Jahreszeit (frühe Dunkelheit) nutze ich wie beschrieben zusätzlich das Fahrrad, das Fahrradergometer oder das Rudergerät.




Seltener jogge ich, denn gerade bei höherer Belastungsintensität oder häufigerem Joggen bekomme ich Schwierigkeiten mit der Achillesferse oder den Knien.

Marschieren ist, wie ich in meinem entsprechenden Buch geschrieben habe, hingegen sehr viel schonender für den Bewegungsapperat. Ich achte jedoch darauf, nicht an aufeinanderfolgenden Tagen zu Marschieren und brauche deshalb eine Alternativsportart: das Radfahren. Dazu braucht man ein Fahrrad, also einen vergleichsweise sperrigen, schweren Gegenstand.




Eine Schwierigkeit besteht dann, wenn ich verreist bin, gerade, wenn es nur wenige Tage sind, denn dann lohnt sich oft keine umfangreiche Suche nach einem Fahrradverleih und ich kann mein eigenes Fahrrad auch nicht gut mitführen (ein entsprechender Träger am Auto verlangsamt die Fahrtgeschwindigkeit erheblich).

Zudem habe ich auch zu Hause gelegentlich ein zweites Fahrrad gebraucht, denn mein Mountainbike war allein in diesem Frühjahr drei Mal zur Reparatur und ich konnte jeweils eine Woche nicht darauf zurückgreifen. Ein zweites Mountainbike ist darüber hinaus auch dann erforderlich, wenn ich einen Trainingspartner ohne ein solches Rad, etwa eins meiner Kinder, mitnehmen möchte.


Größenvergleich mit meinem normalen Rad


Also entschloss ich mich, ein zweites Fahrrad zu kaufen und zwar eines, das ich leicht auf Reisen mitnehmen kann - im Auto, in der Bahn und sogar als Übergepäck im Flugzeug.
Als Jugendlicher in den 70er Jahren hatte ich ein Klapprad, ein kleines Fahrrad, dessen Rahmenstange ein Scharnier aufwies und das aus heutiger Sicht nicht für eine harte Beanspruchung geschaffen gewesen ist. Ich nahm an, dass es inzwischen etwas Größeres und Robusteres geben mußte und fand im Internet die amerikanische Marke Montague.

Diese 1987 gegründete Firma hat sich auf Falträder spezialisiert. Sie nutzt den Begriff Faltrad in Abgrenzung zum Klapprad, da die Räder nicht am Rahmen mit einem Scharnier geklappt, sondern unterhalb des Sattels auf Größe eines Rades gefaltet werden. Das Vorderrad wird dabei abgenommen. Es wiegt rund 13,5 kg und ist damit zusammengefaltet noch in einer Tasche mitführbar.

Montague hat 1997 im Auftrag des US-Militärs (elektrische) Falträder entwickelt, die auch im Einsatz in Afghanistan und Syrien gewesen sein sollen, und führt das aktuelle Modell "Paratrooper" auf diese Entwicklungen zurück.

Die Idee, Soldaten mit Fahrrädern auszurüsten, also entweder als Radfahrtruppen oder zum Mitführen für Luftlandetruppen ist nicht neu und die Vorteile liegen auf der Hand. Nicht nur die Schweiz hatte bis 2001 Radfahrtruppen und schon britische Fallschirmjäger haben im Zweiten Weltkrieg teilweise Klappräder bei Luftlandungen mitgeführt.
Als ich im Frühjahr 2020 mein Buch über das Marschieren fertigstellte, habe ich für einige Strecken mit und ohne Gepäck meine Zeiten ermittelt und auch teilweise Vergleichswerte mit dem Fahrrad erhoben, die dort nachgelesen werden können. Der Fahrradfahrer schlägt den reinen Infanteristen in der Marschgeschwindigkeit erheblich. Und er kommt weit weniger beansprucht am Einsatzort an.

Ich habe für fast 1.500 Euro ein Montague-Rad aus der Serie "Paratrooper" gekauft und zwar das Modell "Highline", das nicht nur eine gehobenere Ausstattung hat, als die Basismodelle, sondern auch größer ist. Ausserdem sieht es " ziviler" auf (die anderen sind matt olivgrün und schwarz). Das einfachste Rad kostet rund 1.200 Euro. Bislang bin ich mit dem Rad nur meine üblichen Strecken gefahren, ich werde es aber demnächst auf Jagdreise nach Frankreich und Slowenien im Auto mitführen. Ich spiele sogar mit dem Gedanken, das Rad zum Erreichen des Jagdgebietes (von der Unterkunft aus) und zum Erkunden desselben einzusetzen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Fahrrad faltbar und damit in einem großen Kombi gut transportabel ist. In einem normalen Pkw wäre allerdings dann die Rückbank voll belegt, denn in viele Kofferräume dürfte es nicht passen.
Damit aus einem Flugzeug abspringen oder es in einem Zug mitnehmen möchte ich nicht, dazu ist es nach wie vor zu sperrig und auch zu schwer. Es kommt vom Fahrgefühl nicht an mein normales Fahrrad heran, schlägt aber jedes kleine Klapprad für die Stadt um Längen. Der Lenker ist mir zu niedrig und zu kurz und die Reifen sind mir zu klein. Der Rahmen und die Sattelhöhe sind hingegen normal und die Gangschaltung ist exzellent. Das Rad ist eben ein Kompromiss und zwar ein teurer. Für mich jedoch besser als gar kein Fahrrad oder der umständliche Transport eines normalen Rades.




Nachtrag
Inzwischen habe ich das Rad mehrere Wochen lang intensiv gefahren, weil mein eigentliches Mountainbike zur Reparatur musste. Ich habe mich an die etwas andere Geometrie gewöhnt und der Kauf hat sich insofern schon gelohnt, als dass ich ohne dieses Fahrrad hätte pausieren müssen. Das positivste ist nach wie vor die Gangschaltung, die es mir fast schon wieder zu leicht macht, meine härteste Steigung zu bewältigen. Da das Rad leichter ist, als das andere, habe ich einen neuen Trainingsreiz hinzugefügt, indem ich das Rad schultere (statt schiebe), wenn ich meine spezielle Zusatzsteigung abseits des Weges bewältige. Dass das Rad unkompliziert im Auto mitzuführen ist, hat sich inzwischen auch schon auf einem Schiesswochenende bewährt, wo ich so an den drei Tagen wenigstens etwas Ausdauertraining nach einem der langen Schiesstage absolvieren konnte.

Erneuter Nachtrag
Das Rad ist jetzt die ganze Wintersaison 2020/21 im Einsatz. Das bedeutet weniger Schnee, als vielmehr Nässe und Schlamm. Ich habe das Rad entweder direkt nach der eineinhalb bis zweistündigen Fahrt mit dem Gartenschlauch gereinigt oder einen oder zwei Tage später.




Bis jetzt hat das Rad einen Reflektor an der Pedale und einen rückwärtigen verloren, aber ansonsten mit Ausnahme von etwas Flugrost nicht gelitten und ist voll einsatzfähig für seine zwei Touren pro Woche. Allerdings habe ich die Kette nach jeder Reinigung mit Kettenspray eingeölt.