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Silky-Sägen in der Revierarbeit und auf Jagdreisen

Silky-Sägen sind ohne Zweifel erstklassige Werkzeuge. Aber sie sind auch hochpreisig und man muß ein oder zwei Dinge wissen, bevor man mit ihnen arbeitet.

Warum manche Produkte von den einschlägigen Youtube-Kanälen so eindeutig und unreflektiert empfohlen werden, weiß ich nicht. Sind diese Reviews mehr oder weniger bezahlte Werbung oder geht es zum Generieren von Clicks darum, möglichst spektakuläre Produkte, die scheinbar alles können, vorzustellen?

Jedenfalls gibt es zur großen 50 cm-Klappsäge Silky Katana Boy genau so viele Jubel-Reviews wie beispielsweise zu den Carinthia-Schlafsäcken oder den Optimus-Kochern, obwohl die Katana Boy die Mehrzahl der Zuseher schlicht überfordern dürfte.
Ich befasse mich an anderer Stelle mit der begrenzten Aussagekraft von Produkt-Reviews und meinen Vorstellungen zur Auswahl von Ausrüstung, deshalb will ich diese Gedanken hier nicht näher vertiefen.


Katanaboy, Natanoko, Gomboy, Pocketboy, Laplander, 30 cm Vergleichsmaßstab


Für den Bau jagdlicher Einrichtungen für den Dauereinsatz ist zweifelsohne eine Motorsäge geeigneter. Sie kann mit viel weniger Aufwand sehr viel schneller sägen. Zwar stellt eine Motorsäge ein größeres Gefahrenpotenzial da, als eine Handsäge, aber mit der richtigen Schnittschutzkleidung, Helm, Gesichtsschutz und entsprechenden Stiefeln sowie einem oder besser mehreren Kursen (mindestens Sägen von liegendem Holz, Fällen kleinerer Bäume), lassen sich die durch die drohenden Gefahren minimieren.

Eine Klapp- oder Handsäge kann man aber erstens leichter mitführen und immer dabei haben (auch in schwerstem Gelände). Zweitens arbeitet man damit leiser und weniger aufwändig (etwa, wenn es nur um das Freischneiden von Schußfeld oder eine kleine Reparatur an einer jagdlichen Einrichtung geht). Drittens kann man sie im aufgegeben Gepäck mit ins Flugzeug nehmen. Und viertens ist man von Strom bzw. Treibstoff/Kettenöl unabhängig.
Ich habe inzwischen bei jedem einzelnen Gang in den Wald eine Klappsäge bei mir - egal ob zu Hause oder im Ausland.


Die selben Sägen eingeklappt bzw. im Holster


Silky ist ein japanischer Hersteller von Forst- und Gartengerät aus Spezialstählen. Bevor ich diesen Hersteller für mich entdeckte, hatte ich jahrelang u.a. eine Bhaco Lapplander.
Die preiswerte Lapplander (ca. 30 Euro; ca. 400 Gramm) habe ich trotz ihrer geringen Größe mehrere Sommer lang intensiv eingesetzt und an einer schwer zugänglichen Stelle im Wald viele Raummeter Holz, meist Buchenholz, damit klein gesägt. Sie ist immer in meinem Auto und bleibt die Säge meiner Wahl für gröbere Arbeiten oder zum Verleihen. Für ein paar Jahre hielt ich sie für das non plus ultra im Bereich kleine Klappsägen. Bis ich auf Silky stieß.

Im direkten Vergleich zur ähnlich großen Silky Gomboy (ca. 65 Euro; 310 Gramm) schneidet die Lapplander jedoch schlechter und mit mehr Kraftaufwand. Die Gomboy verträgt ohne jede Pflege auch Einsätze im Wasser (z.B. beim Entfernen von Treibholzstapeln). Sie ist aber eine reine Zugsäge und hat zwar ein phantastisches Blatt, das allerdings schnell verbiegt - beispielsweise, wenn man nicht gerade sägt oder das Blatt vom Holz eingeklemmt wird. Ich gebe sie deshalb nicht gerne aus der Hand. Allerdings säge ich jetzt seit zwei Jahren mit ihr und habe das Prinzip der Zugsäge auch meinen Kindern mit der Gomboy erklärt und sie damit viel sägen lassen. Die Säge ist vollkommen unbeschädigt.
Die Silky Gomboy ist heute meine Säge der Wahl für meinen Rucksack bei Ansitz und Pirsch.


Katana Boy: Ein Gigant


Für eine anstrengende Pirschjagd in Kanada kaufte ich mir vor einem Jahr die noch kleinere Fassung, die Pocketboy (ca. 40 Euro; 170 Gramm), ebenfalls eine Zugsäge, die durch das kürzere Sägeblatt weniger kann als die Gomboy, aber auch weniger anfällig für das Verbiegen ist. Sie ist meine Säge der Wahl, bei Reisen mit extremer körperlicher Beanspruchung - gemeinsam mit meinem Messer eine Art Lebensversicherung. Sogenannte Notsägen verschiedener Art sind einige Gramm leichter. Aber sie sägen meiner Erfahrung nach nicht annähernd so gut.

Die Natanoko (ca. 65 Euro; 485 Gramm) ist keine Klappsäge, sondern steckt in einem Köcher. Ihr Sägeblatt ist dicker, als die der anderen hier genannten Sägen. Sie arbeitet aber ähnlich effektiv und liegt deshalb bei meinen Holzvorräten, um sie schnell zur Hand zu haben, wenn Äste vor dem Aufstapeln zersägt werden müssen oder im Garten etwas ausgelichtet werden muss. Sie ist eine exzellente Säge für die Jagdhütte, aber kein Leichtgewicht und deshalb auch nichts für eine Reise.


Saubere und schnelle Schnitte


Und schließlich erwarb ich die große Katana Boy (ca. 200 Euro; 900 Gramm), um nach einem Windwurf an einem steilen Hang damit eine Reihe von Stämmen mit 15 bis 20 cm Durchmesser zu sägen. Die Katana Boy arbeitet naturgemäß mit ihrer großen Zahnung sehr viel effektiver, ist aber wegen ihrer Länge auch schwieriger zu handhaben. Eingeklappt läßt sie sich gut transportieren. Sie ist ein Werkzeug, dass immer im Revierfahrzeug bleiben kann, weil es so gut wie keinen Platz oder Treibstoff braucht. Sie ist im Fahrzeug so unauffällig unterzubringen, dass sie anders als eine Motorsäge in einem Kombi- oder Geländewagen für Diebe leicht unsichtbar zu machen ist. Sie ist die Säge der Wahl für mein Revierfahrzeug. Für Bushcraft oder ähnliches ist die Säge hingegen absolut überdimensioniert.

Die hier genannten Sägen gibt es jeweils mit verschiedener Blattlänge und mit verschiedenen Zahnungen. Silky hat darüber hinaus für alle Modelle Wechselblätter.

Hinweis: Genau so wie ich heute beim Motorsägen Schutzkleidung für selbstverständlich halte, trage ich im Gelände, außer bei Extremtouren, wo es auf jedes Gramm ankommt, insbesondere beim Umgang mit Handsägen mit grossen Zähnen Schnittschutzhandschuhe. Draußen ein stark blutender Schnitt über den Handrücken oder in die Finger, hätte fatale Folgen.

Nachtrag: Einer der wenigen Youtube-Kanäle, die ich in Bezug auf Tipps für Messer, Sägen etc. ernst nehme, ist Gideons Tactical. Gerade erst (im Juni 2018) wurde dort die bisherige Empfehlung für Silky-Sägen zurückgenommen, da zwei von diesen beim Gebrauch gebrochen sind. Dies wird der Härtung des Stahls zugeschrieben. Anwenderfehler schließe ich bei der nachweisbar großen Erfahrung des Machers dieses Youtube-Kanals aus.
Ich habe diese Erfahrung nicht gemacht. Ich habe meine Silky-Sägen zwar monatelang in hartem Gebrauch gehabt, auch wenn dies nicht an das extreme Ausmaß der Nutzung meiner Bahco Lapplander heranreicht. Für die hier beschriebenen Zwecke, auch für Extremjagden, sehe ich deshalb keinen Grund, meine Empfehlung zurückzunehmen. Dennoch wollte ich gerne diese kritische Stimme hier zur Kenntnis bringen. Das Review von Gideons Tactical finden Sie hier.