10 Goldene Regeln für die Jagdreise

Meiner Erfahrung nach wissen viele Jäger, die immer nur in Deutschland oder gar in ihrem eigenen, bestens vertrauten Revier gejagt haben, nicht, worauf es bei der Vorbereitung einer Jagdreise ankommt. Manche verreisen deshalb nicht und verzichten auf viele spannende Erlebnisse. Im Folgenden habe ich aufgelistet, worauf es meiner Erfahrung nach im Wesentlichen ankommt.

Meine Liste beinhaltet nur Themen, die für das Reiseziel wesentlich sind. Das Reiseziel ist - stark verkürzt gesagt - in meinen Augen immer die gesunde und sichere Heimkehr mit der gewünschten Jagdbeute und vielen Erlebnissen. Im Text finden Sie viele auf andere Beiträge hier im Blog verweisende Links.

Viele andere kleine Dinge, die es vielleicht komfortabler, schöner oder lehrreicher machen, habe ich hier nicht aufgezählt. Diese würden den Rahmen sprengen und sind in den anderen Beiträgen hier im Blog oder meinen Büchern über die Jagd in Afrika oder Europa beschrieben.

1) Beherrsche sicher den Schuss bis 300 m.
Nicht nur im Gebirge sind die Schussentfernungen häufig größer als in unseren engen heimischen Revieren. Man sollte also auch auf 200, 250 und 300 m zuverlässig treffen. Und zwar nicht nur unter optimalen Bedingungen wie sitzend aufgelegt vom Hochstand aus (den es in aller Regel nicht gibt!), sondern liegend über den Rucksack oder das Zweibein und ggf. über Schießhilfen wie das (hohe) Zwei- oder Dreibein. Weitschuss und andere Anschlagarten kann man nicht aus Büchern lernen, sondern nur mit einem guten Schießlehrer auf dem Schießstand. Im Entfernungsschätzen kann man sich auch alleine üben.




2) Sei fit genug für einen mehrstündigen Marsch mit Tagesrucksack und Waffe - auch in schwierigem Gelände.
Außer beim Nachsetzen nach einem flüchtenden und angeschossenem Wild, wird schnelles Laufen in der Regel auf einer Jagdreise nicht verlangt. Nur Joggen bereitet deshalb nicht ausreichend vor. Gewichtheben auch nicht. Körperliche Fitness bedeutet vielmehr, stundenlang mit Tagesrucksack und Waffe marschieren zu können - und zwar ohne sich extrem dabei zu verausgaben (am Ende muß man immer noch ruhig schießen können) fallweise auch bergauf oder in schwierigem Gelände, also abseits des Weges in Schnee und auf Eis bzw. über unregelmäßigen Untergrund. Genau das sollte man auch trainieren.

3) Bringe gut eingelaufenes und geeignetes Schuhwerk mit.
Dies ist in gewisser Weise eine Vorbedingung für den Punkt 2). Wer keine geeigneten und gut eingelaufenen Schuhe hat, wird Schmerzen erleiden, deshalb vielleicht aufgeben müssen, nasse oder kalte Füße bekommen und deshalb vielleicht krank werden und sich zudem in Gefahr bringen. In der Regel sind gute und gut gepflegte Bergschuhe das Mittel der Wahl für möglichst viele verschiedene Reiseziele.

4) Achte auf Hydrierung.
Wer sich körperlich verausgabt und nicht genug trinkt, schwächt sich, wird unaufmerksam und gefährdet seine Gesundheit. Bestimmte Reiseziele verlangen größere Trinkmengen, als gewohnt (z.B. große Höhe, große Kälte und Hitze). Das gleiche gilt für besondere körperliche Anstrengung. Oft genug fehlt dann aber das Durstgefühl. Man kommt also nicht umhin, die eigene Trinkmenge zu kontrollieren und konsequent zu trinken. Wenn nötig, muss man dazu Ausrüstung (Wassertransport/ Erhitzung/ Wasserfilter) mitführen.

5) Bringe geeignete Bekleidung zum Nässe- und Kälteschutz (inkl. Wechselwäsche) mit.
Geeignete Kleidung kostet Geld, und zwar je nach Anforderung des Reiseziels (körperliche Anstrengung bei großer Kälte, permanente Nässe etc.) auch viel Geld. Was geeignet ist, muss man ggf. ausprobieren. In der Regel sind bekannte Spezialmarken, die ihre Produkte auf die Anforderungen von Jagd/ Outdoor/ militärischer Einsatz etc. zuschneiden am ehesten Garanten für Qualität. Beim Einkauf sind einige hier aufgeführte Hinweise sinnvollerweise zu beachten.

6) Bring deinen Körper so weit in Ordnung, dass dich keine Überraschungen erwarten und du die Reise ohne Schäden überstehst (Kontrollbesuch beim Hausarzt/Zahnarzt).
Eine ungeheilte oder gar unerkannte Krankheit kann nicht nur die Reise gefährden, sondern läßt einen auch die Gesundheit und das Leben riskieren. Insbesondere Reisende, die nicht permanent auf hohem Niveau Sport betreiben und ihren Körper nicht so gut kennen, gehen ohne ärztliche Abklärung ihres Vorhabens ins Risiko. Allerdings können plötzlich auftretende Zahnschmerzen jeden betreffen. Eine entsprechende Vorsorge im Hinblick auf die eigene Situation und die Anforderungen der Reise (Impfungen etc.) ist deshalb unerläßlich.

7) Kenne das Wild gut genug für einen guten Treffersitz.
Es ist nicht notwendig, für die Reise eine wissenschaftliche Weiterbildung vorzunehmen, um das Wild im Gastland vielleicht so gut zu kennen, wie das im heimischen Revier. Es ist aber absolut unumgänglich einige Kenntnisse zu besitzen: Wohin schieße ich (Anatomie) und zwar womit (Geschoss/ Kaliber/ Patrone - in dieser Reihenfolge)? Wie sehen vor Ort die Lebensgewohnheiten des Wildes und seine Trophäen aus (ein schottischer Hirsch sieht in der Regel anders aus als einer aus Ungarn, ein türkischer Keiler anders als unsere)? Wie verhält sich das Wild (insbesondere das gefährliche)?

8) Verstehe genug von der Sprache für den Reisezweck.
Auch hier gilt: Man kann und muss nicht jede lebende Sprache seines Reiseziels perfekt beherrschen. Aber man sollte so viel sprechen und verstehen, dass man zusammen mit örtlichen Führern auf die Jagd gehen kann - selbst, wenn man einen Dolmetscher mithat (der vielleicht in kritischen Augenblicken gerade nicht da ist). So rund 50 Wörter im jagdlichen und Alltagskontext (Essen, Trinken) und Gefahrensituationen dürften reichen.

9) Treffe Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz gegen Unfälle/Kriminalität.
Nicht nur auf den Überlandfahrten zu Hochgebirgsjagden in Asien, sondern schon auf den großen Autobahnen nach Südfrankreich gerät man ggf. in das Fadenkreuz von Kriminellen. Es sollte daher selbstverständlich sein, sein Eigentum, insbesondere Geld, Wertsachen (Waffe!) und Dokumente/ Tickets zu verbergen und sicher aufzubewahren. Genau so gehört eine Auslandsreisekrankenversicherung und ggf. ein Rückholdienst zum Notfallplan und man sollte für den Fall irgendwelcher Probleme Adressen und Reiseroute sowie seine Erreichbarkeit bei seiner Familie hinterlassen. Eine Vorinformation über Risiken vor Ort über eine tropenmedizinische Beratung und die Informationsseiten des Auswärtigen Amtes gehören auch zwingend zur Reisevorbereitung.

10) Vergleiche vor Buchung die Angebote (sorge dabei für ausreichende Transparenz) und hole dir Empfehlungen ein.
Wem ich meinen wertvollen Urlaub opfere und vielleicht einige tausend Euro, von dem will ich auch ganz genau wissen, was er mir bietet - und was das selbe woanders kostet. Und ich möchte volle Transparenz haben, also jede Position auf der später kommenden Endabrechnung einschätzen können. Messen wie die Jagdmesse in Dortmund oder die in Salzburg und das Internet leisten hier wertvolle Dienste. Wichtig wären auch noch Referenzen und Verzicht auf unsinnige Gebühren (z.B. für Fehlschüsse oder unübliche Trophäenbewertung).