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Warum ich im Ausland jage ...

Die Frage, warum ich im Ausland jage, ist eng verknüpft mit der Frage, warum ich überhaupt jage. Aber anders als bei der Jagd in heimischen Revieren, für die Jäger und Jagdverbände eine ganze Reihe von echten und scheinbaren Legitimationen gefunden haben, muss ich mich als Reisender nicht nur Nichtjägern gegenüber erklären, sondern auch einem Teil der deutschen Jägerschaft, der nicht verreist und bestenfalls Unverständnis für Jagdreisen aufbringt, schlimmstenfalls aber Missbilligung.
Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warum ich als Jäger reise, die ich hier nacheinander besprechen möchte. Am Ende gibt es aber einen wirklich ausschlaggebenden Grund.

Erlebnis und Abenteuer
Zunächst einmal suche ich das Erlebnis, gerade auch das innere Erlebnis, also meinen Umgang mit einer schwierigen Situation und die Reflektion darüber, wie ich mich verhalten habe. Ich lerne dabei etwas über mich, erkenne, überwinde und verschiebe meine eigenen Grenzen.

Beispiel: Wie oft kommt man beispielsweise im Hochgebirge oder in großer Kälte an seine Grenze? Auf der Jagd ist ja nicht allein der Weg das Ziel, sondern die erfolgreiche Erlegung von Wild. Man kann also nicht einfach aufgeben. Undenkbar. Was lernt man in diesen Momenten über sich? Was machen solche Situationen mit einem? Ich habe den Eindruck, daran zu wachsen.

Außerdem suche ich das Abenteuer: spektakuläre Landschaften wie die Tundra, die Wüste, die Highlands oder das Hochgebirge; körperliche und mentale Anstrengungen von einer Art wie sie mir mein Berufsalltag nicht bietet; das Nachstellen und Aufsuchen und teilweise auch das Aufeinendertreffen mit fremdem Wild, darunter auch wehrhaftes Wild oder Wild in gefährlicher Umgebung wie dem Hochgebirge; das Kennenlernen und tagelange gemeinsame Jagen, Leben und Arbeiten mit fremden Jägern, schottischen Stalkern, irischen Bauern, Buschmännern, Inuit, Afrikaaner und viele mehr.

Diorama im Übersee-Museum Bremen. Homo erectus. Jäger und Sammler.

Sinngebung
Aber es ist nicht nur jungenhafte Abenteuersuche oder philosophische Selbstreflektion - obwohl ich daran nichts Falsches erkennen kann.
Die Auslandsjagd hat in den meisten Fällen auch einen echten Nutzen für das Jagdland, seine Bevölkerung und häufig auch für das dortige Wild und die Natur.

Ich habe in meinem Buch "Afrikanerherz" im Schlusskapitel viele Studien zur Auslandsjagd zusammengefasst und zitiert, die zeigen, dass bei legaler Jagd und unter den geeigneten Rahmenbedingungen, wie sie in vielen afrikanischen Reiseländern wie Namibia, Tansania oder Sambia herrschen, die örtliche Bevölkerung und das Wild einen finanziellen Anteil bekommen, das Nichtwildern und die Erhaltung von Natur incentiviert wird und eine große Anzahl Jobs in teilweise entlegenen Gebieten bestehen - darunter auch Gebiete, die weit entfernt vom (im Übrigen ökologisch nachteiligeren) Massentourismus liegen.

Hinzu kommt häufig genau wie bei uns wenigstens in den meisten Fällen die Gewinnung gesunder Lebensmittel und die Regulation von Wild.

Beispiel: In Schottland wird Rotwild jährlich zu Hunderten erlegt, um der Landschaft von der Zahl her angepasst zu sein. Warum sollte dies nicht in Teilen in Form einer Jagdreise geschehen? Vor der Jagd wird ein Probeschiessen gemacht und das harte Gelände hält ohnehin ungeeignete Jäger ab. Was unterscheidet also meinen Schuss von dem eines Stalkers? Nichts. Wir bergen das Wild und es wird fachgerecht weiterverarbeitet und verzehrt.

Eine Werbung, die nicht lügt: "Getting there is half the fun".

Interkultureller Austausch
Wer als Pauschaltourist verreist, ist in seinen Kontakten im Gastland oft auf die Bedienung in Hotel und Restaurant beschränkt. Vielleicht hat man noch einen örtlichen Führer, wenn man sich z.B. in Afrika einen "Bushwalk" traut. Neben der Oberflächlichkeit dieser Begegnungen ist die Unterordnung des Einheimischen dabei symptomatisch.

Jagd ist es anders: Es gelten erstens die Maßstäbe und Gebräuche des Gastlandes und ich versuche diesen zu entsprechen, auch zu lernen.
Ich versuche zweitens mit meinem Jagdführer Schritt zu halten. Wörtlich genommen. Denn ich bin derjenige, der mit dem oft schwierigen Gelände und Klima weniger vertraut ist. Ich versuche mir dabei die Achtung meines Gegenübers zu erwerben.
Und Jagd funktioniert drittens nur im Team. Man verbringt dabei viele Tage und Stunden miteinander. Und zwar nicht im Lehnstuhl, sondern auch schwitzend, frierend, hoffend und bangend. Und nicht umsonst bin ich oft bei meinen Jagdkameraden zu Hause eingeladen gewesen. Als Gast.

Lernen und in Form bleiben
Es mag sein, dass Sport gesund ist. Aber ich habe nach einen über zehnstündigen, harten Bürotag einfach keine Lust mehr dazu. Aber trotzdem gehe ich Schwimmen, Laufen und Marschieren und mache Gymnastik und etwas Kraftsport - und das nur aus einem einzigen Grund: ich bereite mich auf anstrengende Jagdreisen vor. Um zu Hause auf einen Hochsitz zu steigen, wäre das nicht nötig.

Und mehr noch: ich schiesse besser als es für deutsche Jagdverhältnisse nötig wäre und verstehe mehr von Kalibern und Geschossen; ich befasse mich mit Geographie, Politik und Geschichte des Ziellandes; ich lerne etwas über das dortige Wild inklusive seiner Anatomie; ich befasse mich mit allen möglichen Ausrüstungsgegenständen vom Bergschuh über das GPS bis zu neuen Textilien für extreme Belastungen. Wenig davon ist nützlich für meinen Alltag, aber alles erweitert meinen Horizont, beschäftigt mich intellektuell und bereitet mir Freude.

Tierrechtler auf Irrwegen
In meinen Augen sind das vier gute Gründe für die Auslandsjagd. Wer die Jagd und damit das Erlegen von Wild prinzipiell ablehnt, den werden sie nicht überzeugen. Es gibt aber ebenfalls drei Gründe, warum eine solche Ideologie falsch ist.
Erstens sind Tierrechts- und andere jagdfeindliche Bewegungen häufig genug nicht nur von großer Naturferne ihrer Verfechter gekennzeichnet, die u.a. nicht erkennen, dass das Töten und Fressen Teil des Lebens der Tierwelt ist und die Partizipation daran und die Nutzung durch den Menschen es weder besser noch schlechter machen.

Hinzu kommt zweitens der Ethnozentrismus und die Weltfremdheit dieser Leute, die glauben, anderen Staaten und Kulturen aus ihrer engen westlichen Perspektive vorschreiben zu können, wie diese mit ihrem Wildbestand umzugehen haben.

Mein Hauptvorwurf an diese Leute ist aber ein anderer: Wild wird in seinem Bestand von einer Reihe von Faktoren bedroht, die mit der Jagd nichts zu tun haben. Im Gegenteil ist legale Trophäenjagd einer der wenigen Faktoren, die dem entgegenstehen. Es handelt sich um: Bevölkerungszunahme und damit verbunden Rodung und Abnahme von Lebensraum; um Überweidung und daraus resultierend Versteppung und auch dadurch Rückgang von Lebensraum, um Fleischkonsum, der auch wieder durch die Bevölkerungszunahme gesteigert wird, um kommerzielle Wilderei zur Erbeutung von Elfenbein, Rhino-Horn, Krokodilleder und anderen teueren Materialien sowie politische Instabilität bis hin zum Bürgerkrieg, die Wildtierschutz verunmöglichen. Zu all dem hört man von Tierrechtlern nichts und dadurch delegitimieren sie sich komplett.

Der fünfte Grund
Es gibt aber noch einen fünften Grund. Er liegt in mir selbst. Viele Jäger werden ihn verstehen können. Die Jagd und auch die Jagd im Ausland ist irgendwie in mir angelegt. Ich kann es nicht genau erklären, aber es gehört zu meinen elementarsten Bedürfnissen, mit meiner Büchse in den Highlands, im Busch oder am Berg zu jagen.

Dieser Grund ist so alt wie der Mensch selbst. Es wäre nicht nötig gewesen, dass die Höhlenmenschen die Wände ihrer Behausung mit Jagdmotiven schmücken oder sich mit jagdlichem Schmuck ausstaffieren. Mit Nahrungsgewinnung hatte das nichts zu tun. Freude an der Jagd. Darum ging es.