Die Jagd auf Schwarzbären

Warum sollte man Schwarzbären jagen? Ganz einfach: Erstens ist es die günstigste Wildnisjagd in Kanada, die man machen kann, und zweitens ist dieses Großraubtier etwas Besonderes. Ihn zu konfrontieren ist fast so aufregend wie die Jagd auf eine Großkatze (Puma oder Leopard).
Ich hatte Anfang 2020 in British Columbia auf Puma gejagt und war dabei zum ersten Mal überhaupt in Kanada gewesen. Die Pandemie hatte es dann zwei Jahre unmöglich gemacht, wieder hinzureisen.
In den Katalogen der Jagdreisevermittler findet man im Wesentlichen Elch und Schwarzbär und zwar weit überwiegend in British Columbia und Neufundland (Elch) sowie Alberta (Bär). Alaska/USA und Braunbärjagden sind ungleich teurer und auch die Elchjagd kostet in der Regel noch das Doppelte eines Schwarzbären und sie alle sind wesentlich weniger erfolgssicher.
Der Schwarzbär ist bei sechs bis sieben Jagdtagen für unter 4.000 Euro (ohne Flug) zu jagen und zwar mit im Frühjahr sehr guten Erfolgsaussichten. In einem guten Gebiet mit halbwegs guten Wetter dürfte man fast immer wenigstens einen Bären schießen können.


Jagdarten
Je nach örtlichen Möglichkeiten, Gesetzen und Gewohnheiten, jagt man Schwarzbären entweder vom Ansitz am Luder aus (z.B. in Alberta, in B.C. nicht erlaubt), mit Hunden oder auf der Pirsch.
Pirsch bedeutet hier Spot and Stalk, also Gelände abfahren, abglasen und dann, wenn ein geeigneter Bär ausgemacht ist, auf Schussdistanz angehen. Ansitzen empfand ich als langweilig, die Jagd mit Hunden, die ich so gerne mit meiner Marlin im Kaliber 45-70 unternommen hätte, konnte ich nirgendwo finden und ich mochte British Columbia so gerne, dass ich es mir wieder und jetzt zu einer anderen Jahreszeit erlaufen wollte.



Training
Wegen meiner permanenten Marschiererei, den ständigen Eigengewichtsübungen und den unzähligen Stunden auf dem Fahrrad beeindruckte mich die körperliche Herausforderung nicht sehr und ich reicherte mein Training lediglich um regelmäßige "Ausflüge" querfeldein an und schleppte meinen Rucksack schlammige Hügel und Kahlschlagflächen mit viel Restholz hinauf und wieder hinunter, denn genau dorthin würden wir den Bären folgen, die nach dem Winter dort das erste Grün äsen wollten.
Natürlich war ich übertrieben vorbereitet und kam nicht einmal in die Nähe von Erschöpfung. Ich schlief im Camp um die sechs Stunden pro Nacht und schleppte insgesamt drei Bären und allerhand anderes Zeug im Laufe der sieben Tage, aber nichts davon war sehr anstrengend (wenn man in Form war).



Waffe
Das Studium einiger Bücher ließ mich den oft belächelten Schwarzbären ernst nehmen und ich folgte Craig Boddingtons Rat "Don't underestimate him". Ausserdem meinte Boddington mit Recht, man könne erstens überall auf einen Riesen treffen und es sei zweitens grundsätzlich etwas anderes, einen Schwarzbären nur zu töten als ihn an den Platz zu bannen, damit er weder annehmen noch ins Dickicht fliehen konnte.

Also spielte die Kaliber- und Munitionswahl eine sehr wichtige Rolle.
Die von J. Y. Jones interviewten Outfitter und Guides nutzten für Spot and Stalk-Jagden wie meine .338, .375 und als Untergrenze 30er Kaliber. Ihre eigenen Back-up-Waffen waren tendenziell schwerer und auch Craig Boddington meinte, er habe die .375 niemals als zu schweres Kaliber empfunden.
Ich entschloss mich gegen meine .300 Winchester Magnum und für den Wechsellauf in .375 Holland & Holland, mit dem ich schon Moschusochsen, Oryx und Hippo gejagt hatte.
Am Ende wurde es doch eine .300. Und das hatte durchaus Nachteile. Aber Einzelheiten dazu muss man bitte meinem vierten Buch, das kommendes Jahr erscheint, entnehmen. 

Da Munition im Kaliber .375 nicht erhältlich war, nutzte ich Restbestände von der Professionell Hunter-Serie von Norma, die ich einmal mit Softnose-Geschoss und einmal als Vollmantelpatrone hatte. Beide hatten beachtliche 350 Grains. Der Geschossabfall war zwar beachtlich (über 20 cm auf 200 m), aber ich hatte eine Absehenschnellverstellung und ermittelte die Klicks auf 125, 150, 175 und 200 m (bei einer auf 100 m Fleck eingeschossenen Waffe). Ich musste also nur die Entfernung zuverlässig mit dem Entfernungsmesser ermitteln und auch das Schätzen noch einmal trainieren. Ich nahm außerdem ein Ersatzmagazin mit, um schneller nachladen zu können. Das hatte mir schon bei einem annehmenden Cape Buffalo geholfen.

Zur .300 nur so viel: Es bannte den Bären nicht an den Platz. Auch die 30-06 meines Kumpels nicht. Von drei Bären erforderten zwei eine, wenn auch kurze Nachsuche. Mein Geschoss war noch dazu weich und brach keinen Knochen. Eine Splitterwirkung wie bei dem RWS Speed Tip Professional, wäre gut gewesen.


Ausrüstung
Mit dem inzwischen umfangreichen Kuiu-Outfit, das ursprünglich genau für Wildnisjagden in Nordamerika konzipiert worden war, empfand ich mich als gut ausgerüstet. Letztlich war es relativ heiß und absolut trocken, aber das war Zufall.

Ich nahm trotzdem einige besondere Kleidungs- und andere Gegenstände mit:
  • Eine gefütterte und manuell sorgfältig gewachste Hose von Fjällräven (leider aber halbwegs laut bei der Annäherung).
  • Das Randall-Messer Hunter, das sich als bemerkenswert guter Skinner erwies.
  • Meine alten sorgfältig geputzten und imprägnierten Haix-Jagdstiefel nebst einem Ersatzpaar (es war hier und da sumpfig).
  • Ein paar Drahtkleidertbügel zum Trocknen meiner Kleidung in der Cabin.
  • Einen Moskitonetz für über den Kopf (Anfang Juni an manchen Stellen, etwa beim Warten im Gelände oder bei der Wildversorgung absolut unverzichtbar).

Da es immer wieder Diskussionen um die Trophäenjagd im Ausland gibt, noch ein paar anschließende Punkte: Es gibt in British Columbia zwischen 120.000 und 160.000 Schwarzbären. In ganz Kanada vier Mal so viel. Der Schwarzbär ist so verbreitet, dass Verkehrsunfälle und auch unerwünschte Begegnungen mit Menschen häufig sind. Das Limit für Audlandsjäger sind zwei Schwarzbären pro Jahr für die man staatliche Erlaubnisse ("tags") kauft. Der Abschuss und seine Begleitumstände (insbesondere der Ort der Erlegung) werden anschließend gemeldet. Jagdtourismus ist gerade in B.C. ein eigener Wirtschaftszweig mit zahlreichen Beschäftigten (Outfitter, Guides, Camp Personal, Verpflegung, Unterkunft und Transport vor, während und nach der Jagd, Taxidermie).
Das Wildfleisch wird weitestgehend verwertet (auch bei meinem Bären und Puma).
Müll habe ich nicht hinterlassen, sondern im Gegenteil auf unseren Fahrten den Müll Dritter (insbesondere leere Konserven- und Bierdosen) entfernt.
Es ist also nicht erkennbar, warum man dieses weit verbreitete und komplett genutzte Wildtier nicht jagen sollte. Im Gegenteil ergeben sich außer der Jagdfreude und dem Erholungswert, die ich hatte, ausschließlich nützliche Konsequenzen.


Literatur
  • Craig Boddington: The Perfect Shot North American. Shot Placement for North American Big Game. Long Beach 2003.
  • Dunken Gilchrist: On Bears and Bearhunting. New Jersey 1984 (Kapitel Black Bear)
  • J. Y. Jones: Ask the Black Bear Guides. Long Beach 2008.
  • Jack O'Connor: Hunting on Three Continents. Long Beach 2013. (Kapitel Black Bear Basics; die Artikel stammen aus der Zeit von 1973 bis 1977)