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Jagdreise, Landeskunde, Sprache und Fortbildungskiste

Jagdreisen bieten in der Regel mehr Möglichkeiten, Land und Leute kennenzulernen, als Massentourismus. Man verbringt viel Zeit mit den an der Jagd Beteiligten (z.B. Führer, Wildhüter, Hundeführer, Forstbeamte), man ist oft in Gebieten, die abseits des Tourismus liegen, man ist zu den unmöglichsten Uhrzeiten an den merkwürdigsten Orten im Gebirge, im Busch oder in der Tundra und man wohnt häufig sehr einfach und ortsüblich. Um aus diesen Möglichkeiten etwas zu machen, bedarf es aber einiger Voraussetzungen.

Aber im Einzelnen:

Sprache: Die erste Voraussetzung ist, dass man sich verständlich machen kann. Ohne Fremdsprachenkenntnisse geht es nicht.
Anstatt das als Problem zu sehen, sollte man es als Chance und Anreiz bewerten, etwas für die eingerosteten Kenntnisse zu tun oder gar etwas Neues zu lernen.
Natürlich kann man, wenn man viel reist, nicht die Sprache jedes besuchten Landes beherrschen. Aber ein solides Englisch, insbesondere die jagdlich wichtigen Begriffe und ein kleiner Grundwortschatz in der jeweiligen Landessprache, sollten zur Verfügung stehen.
Abgesehen von der Möglichkeit, sich alleine wenigstens ein bisschen verständlich zu machen, bezeugt es Respekt vor dem Gastland und dem Gegenüber und beeinflusst das Verhältnis zu den Menschen vor Ort positiv.
Ich habe vor der Türkei-Reise beispielsweise einige Stunden Türkischunterricht genommen und genug Vokabeln gelernt, um einigermaßen auf der Jagd zurecht zu kommen. Es gab im Jagdgebiet in Ostanatolien aber auch niemanden, der Deutsch, Englisch oder Französisch gesprochen hätte.


Litauen, Estland, Türkei: drei spannende Jagdreiseziele


Landeskunde: Man muss sich nicht monatelang in einer Bibliothek einschließen, aber ich halte es für normal, dass man einige Kenntnisse des Reiselandes, seiner Geschichte und Kultur und seiner Gegenwart erwirbt. Es reicht sicherlich, sich dazu ein Standardwerk zu kaufen und im Internet ein bisschen nachzuforschen, was gegenwärtig über das Gastland in neutralen und internationalen Medien wie z.B. der Neuen Zürcher Zeitung, dem Economist oder in der London Times steht.

Wildkunde: In vielen Fällen ist das Jagdwild unbekannt und man muß, um einen sicheren Schuß anbringen zu können, wenigstens einigermaßen die Anatomie kennen. Bücher wie "The Perfect Shot" von Kevin Robertson für afrikanisches Wild oder "Perfect Shot North Amerika" von Craig Boddington für nordamerikanisches Wild geben einen guten Aufschluß über die Organe und den geeigneten Treffersitz, sowie über eine passende Geschoss- und Kaliberauswahl.
Wenn man sich besser vorbereiten möchte, besorgt man sich noch Literatur zum Verhalten des Jagdwildes und macht sich mit den zu erwartenden Spuren vertraut - und zwar nicht nur für fremde Wildarten, sondern auchfür bekanntes Wild in fremder Umgebung. Anders ausgedrückt: Schottisches Rotwild sieht von den Proportionen her anders aus als ungarisches und verhält sich auch anders.

Fortbildungskiste: Ich bilde mich vor einer Jagdreise auf eine bestimmte Art weiter. Ich recherchiere zunächst, was es an Büchern bzw. Hörbüchern zu den drei Themen gibt. Ich ergänze es um Ausdrucke von Texten aus dem Internet, eigene Aufzeichnungen, Vokabelkarten, Wörterbücher, Trainingspläne etc. und lege das alles in eine Kiste, die nur diesem einen Reiseziel vorbehalten ist.

Auch meine beiden eigenen Bücher über die Jagd in Afrika oder Europa empfehle ich. Denn sie handeln nicht von "der guten alten Zeit" und einem Berufsjäger oder reisenden Millionär, sondern von hier und heute und einem ganz normalen Jäger - nicht viel anders als Sie selbst...

In den darauf folgenden Wochen oder Monaten arbeite ich die ganze Kiste so durch, wie es mir Spaß macht. Auf jeder Flugreise, bei jedem dienstlichen Hotelaufenthalt und in manch freier Stunden am Wochenende beschäftige ich mich mit dem Inhalt dieser Kiste.

Am Ende ist es nicht nur das Jagderlebnis, das ich mit nach Hause bringe und das durch eine Trophäe als Erinnerung immer gegenwärtig ist. Hinzu kommen die neuen Erfahrungen und Kenntnisse um die Jagd herum. Selbst, wenn ich sie nicht unmittelbar im Alltag verwenden kann, haben sie mich intellektuell gefordert und reifen lassen.