Kosten und Zahlungsmodalitäten auf Jagdreisen

Früher empfand ich großen Widerwillen dagegen, Wild "ein Preisschild umzuhängen", also für Abschüsse zu bezahlen. Insbesondere die Berechnung von Zentimetern, Gramm oder CIC-Punkten zur Festlegung des genauen Preises einer Trophäe störte mich. Im Prinzip sehe ich das immer noch so, es gibt aber pragmatische Gründe, warum dies für einen Jagdreisenden die anzustrebende Zahlungsmodalität ist.
Es gibt grob gesagt drei unterschiedliche Zahlungsmodalitäten für Jagdreisen:
  • Pauschalpreise (z.B. drei Jagdtage, Jagdführung 1:1, Unterkunft und Verpflegung und ein männliches Stück Gamswild bis zum Alter X kosten XY)
  • Pauschalpreise ohne Abschuss (drei Jagdtage etc.; Abschuss wird gestaffelt, z.B. nach CIC-Punkten, extra berechnet)
  • Summe von Einzelpreisen (ein Jagdtag 1:1 kostet X, Unterkunft pro Tag kostet Y, jeder gefahrene Kilometer XY etc.)

Norfolk, England


Die drei Probleme bei Pauschalpreisen
Das erste Problem beim Pauschalpreis ist die Intransparenz: Man kann damit nur schwer vergleichen, was die gleiche Reise bei einem anderen Anbieter kostet (oft vermitteln mehrere Reiseveranstalter den gleichen Outfitter mit der gleichen Jagd) und man kann noch schwerer feststellen, was der Outfitter verlangt und ob man nicht besser bei ihm direkt bucht (sofern er das macht). Ein weiterer Trick, Reisen intransparent anzubieten, ist es, den Outfitter zu verschweigen. Gerade bei schwierigen Reisen, etwa auf wehrhaftes Wild, will ich aber wissen, wer mich führt.

Das zweite Problem ist die mangelnde Flexibilität. Als ich einmal im Rahmen einer Schottland-Reise mit Familie zwei Jagdtage in den Highlands machen wollte, fand ich keinen Vermittler, der eine so kurze Zeit im Angebot hatte. Jeder wollte mir sein "Paket" mit mindestens drei Tagen Dauer verkaufen. Beim Outfitter direkt war dies hingegen gar kein Problem.

Das dritte Problem tritt bei Mißerfolg auf, also dann, wenn man kein Wild erlegen kann. Die Frage, was dafür ursächlich war, ist oft nicht einfach zu beantworten. Vielleicht war das Wild zu weit entfernt oder bewegte sich stetig oder kam nur kurz in den Anblick. Wessen Schuld ist es dann, wenn ein verantwortungsbewußter Jäger nicht schießt, weil er sich des Schusses nicht sicher ist? Was passiert, wenn der Guide/Führer sich als inkompetent und/oder körperlich untauglich erweist (wie ich wie beschrieben selbst in Schottland erlebt habe)?
Alle diese Probleme vermeidet man, wenn man keinen Pauschalpreis zahlt.


Probleme bei Einzelpreisen
Das Problem bei Einzelpreisen ist paradoxerweise ebenfalls fehlende Transparenz, weil bei vielen Einzelelementen einer solchen Reise entweder unklar ist, im welchem Umfang sie anfallen oder was in der Summe alles auf einen zukommt. Man kommt nicht umhin, über alles genau "Buch zu führen", wenn man böse Überraschungen vermeiden will.


Probleme bei weiteren Preisbestandteilen
In der Regel gilt "angeschweißt zählt als erlegt" (also ein verwundetes Stück Wild wird genau so gezahlt, wie ein erlegtes). Dieser Mechanismus dient nicht nur den Interessen des Outfitters, sondern auch denen des Wildes, denn er hilft, leichtfertige Schüsse zu verhindern (wer reist schon gerne erfolglos und ohne Geld wieder nach Hause?).

Mich stört es allerdings aus finanziellen und aus ethischen Motiven, wenn kein Interesse an einer Nachsuche besteht. Mir ist klar, dass es in kaum einem Land ein Nachsuchewesen gibt wie bei uns und dass das in der Wildnis, im Busch oder im Hochgebirge auch nur schwer einzurichten wäre. Aber es müssen notfalls auch ohne Hund alle möglichen Anstrengungen unternommen werden, einem Wild unnötige Leiden zu ersparen. Ich habe sowohl erfolglose, als auch erfolgreiche Nachsuchen in Afrika und im Hochgebirge mitgemacht. Es ist immer möglich gewesen, etwas zu versuchen, auch wenn es lange gedauert hat.

Zu der Vermeidung von Anschweißen gehören aber auch schon der Probeschuß nach Anreise und das Suchen einer guten Waffenauflage und das Vermeiden von Hektik bei der Schußabgabe. Schon aus Eigeninteresse sollten Jäger darauf achten - egal, was der Outfitter sagt. Die Schußabgabe bleibt die Verantwortung des Schützen.

Was ich jedoch nicht akzeptiere, sind Kosten für folgenlose Fehlschüsse. Wer so etwas in seinem Angebot stehen hat, kommt egal, was er sonst anbietet für mich nicht mehr als Reisevermittler in Frage. Einem Outfitter oder Vermittler entstehen bei einem klaren Fehlschuß, zu dem es insbesondere bei körperlich harten Jagden in schwierigem Gelände immer kommen kann, ja keine Kosten und ein "Schießer" sollte anders dazu bewegt werden, sich zu mäßigen.


Schutz gegen Betrug
Wenn nach Zentimetern, Gramm CIC-Punkten oder anderen Bewertungen berechnet wird, sollte man sich nicht nur sehr gut auskennen (z.B. Wie verändert sich zu welchem Zeitpunkt und unter welchen Rahmenbedingungen wie z.B. Temperatur durch Trocknung das Gewicht?* Welches sind die Bewertungskriterien und wer darf eine solche überhaupt vornehmen?), sondern man sollte auch Vorsicht walten lassen, ob man am Ende die Trophäe des erlegten Wild auch tatsächlich erhält und nicht etwa eine andere, die "teurer" ist. Das bedeutet nicht nur, dass man selbst zum Erlegungsort geht (was ohnehin selbstverständlich sein sollte), sondern auch ein Foto macht, das man später mit der zu vermessenden oder gar fertigen Trophäe vergleichen kann.

Gelegentlich wird die Unterzeichnung eines Protokolls verlangt, in dem u.a. das Trophäengewicht u.ä. beschrieben sind. Ich habe noch nie ein solches Protokoll unterschrieben und werde es auch künftig nicht tun. Ich kann die ermittelten Werte ja gar nicht nachvollziehen und würde mit meiner Unterschrift meine Rechtsposition bei einer Auseinandersetzung unnötig schwächen. Was kann denn passieren, wenn ich nichts unterzeichne? Nichts.

Begegnet mir hingegen ein Mangel, so artikuliere ich ihn sofort und zwar auch beim Reisevermittler, sofern ich einen solchen habe. Gerade bei einem deutschen Vermittler mit deutschem Kundenstamm und Gerichtsstand in Deutschland ist das erfolgversprechend.

Und schließlich schadet es gar nicht, nach der Heimkehr, einem erfahrenen Präparator die Trophäe zu zeigen, auch wenn er daran nichts mehr zu arbeiten hat - einfach so, um eine Einschätzung zu bekommen, ob der bezahlte Preis in Ordnung ist.

Einer der Gründe, warum ich so gern nach Schottland fahre, ist, dass bei den bekannten Estates (Landgütern) mit ihren oft jahrzentelang beschäftigten Stalkern weder eine Berechnung nach Enden oder Gewicht o.ä. üblich ist, noch man damit rechnen muß, so wie leider in manchen osteuropäischen Jagdreisezielen, sagen wir, "übervorteilt" zu werden.
Obwohl ich weiß, dass es auch in Schottland eine Winterfütterung gibt und die Highlands letztlich eine von Menschen geschaffene Umwelt sind, besteht schon aufgrund der Bedeutung von Gewicht und Länge in osteuropäischen Ländern Anlass, eine fast gatterartige Haltung und Fütterung zu befürchten. Mit Jagd wie ich sie verstehe, hat das nicht mehr viel zu tun.



*Auszug aus den Allgemeinen Geschäftsbedingungen eines deutschen Jagdreisevermittlers: "In den osteuropäischen Ländern gilt als Bemessungsgrundlage für die Abschussgebühr bei Rot-, Dam- und Elchhirsch das Geweihgewicht mit ganzem Schädel einschließlich Oberkiefer ohne Abzüge, bei Rehbock abzüglich 90 Gramm, gewogen 24 Stunden nach dem Abkochen. ... Sollte der Jäger während der letzten Pirsch einen Trophäenträger erlegen, so muss das vor Ablauf der 24 Stunden ermittelte Gewicht anerkannt werden."
Ehrlich gesagt: Auf solche Reiseziele verzichte ich. Erstens ist nicht gesagt, was mit der Trophäe vor dem Wiegen zu passieren hat, also ob sie überhaupt bestmöglich trocknen kann (z.B. in einem geheizten Trockenraum). Zweitens müsste man ja beim Wiegen dabei sein, wenn man das Gewicht bestätigen soll, was oft genug nur schwer möglich ist. Und drittens ist eine Pirsch, bei der ich eine faire Trophäenbewertung von vornherein gar nicht mehr erleben kann, an sich schon eine Übervorteilung.