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Trophäenjagd im Ausland: Nachhaltiger Beitrag für Wild und Bevölkerung

Anders als manche Medienberichte und Tierrechtsorganisationen glauben machen wollen, kann die Trophäenjagd auf afrikanisches Wild nachhaltig sein und einen signifikanten Beitrag zum Schutz des Wildes und zur Verbesserung der Lebenssituation der lokalen Bevölkerung leisten. Problematisch ist diese Jagd, wenn sie illegal oder nicht waidgerecht ausgeübt wird (wie z.B. das "Canned Hunting").
Der International Council for Game and Wildlife Conservation (CIC) fasst in seinem Positionspapier zum nachhaltigen Jagdtourismus treffend die Fehlwahrnehmung der Trophäenjagd zusammen:
„Hunting is often referred to as the ‘consumptive’ use of wildlife in contrast to the ‘non-consumptive’ forms of use (e.g. photo- or nature tourism). Every type of tourism consumes natural assets. Natural resources can suffer heavy damage through mass tourism, even through eco-tourism. In contrast thereto, hunting as a ‘soft’ form of nature tourism, does not require an elaborate infrastructure, nor does it require permanent structures. Relatively high revenues can be generated by few clients. The well-regulated take-off of 1 to 2% of prime or post-prime males does not damage the respective game populations. If funds generated through sustainable hunting tourism are directed towards conservation and if local populations share the economic benefits, this form of the use of natural resources can play a direct role in reducing rural poverty and contributes to conservation efforts.”
Diese Aussagen werden durch eine Vielzahl internationaler wissenschaftlicher Studien belegt. Deutliche Aussagen finden sich z.B. in Arbeiten über Namibia, Sambia, Südafrika und Tansania:
  • „The conclusion can be made that the trophy hunting industry in Namibia is significant economically. … Trophy hunting makes up an estimated 14% of the whole tourism industry in Namibia … Trophy hunting occupies an important role as a generator of income and contributor to development, and it provides financial incentives for investments in wildlife.” (Humavindu und Barnes)
  • „International trophy hunting is currently generating significant economic benefits for residents of game management areas in Zambia.” (Lewis und Alpert)
  • „The purpose of this paper was to determine the economic value of game farm tourism. Even though this was the purpose, one cannot but mention also the conservation value of game farm tourism. … Over and above the fact that game farm, tourism in South Africa generated approximately, R874 m, the 7,000 game farms also employ approximately 63,000 people.” (van der Merwe und Saayman über Südafrika)
  • „Die im Rahmen der Arbeit durchgeführten interdisziplinären Betrachtungen der ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Auswirkungen der unterschiedlichen Wildtiernutzungsstrategien haben gezeigt, dass sie neben den Chancen zur Sicherung der Wildtierbestände Möglichkeiten zur Senkung der ländlichen Massenarmut sowie zu einer sanften regionalen Entwicklung von unabhängigen Wirtschaftsformationen bieten. … Insbesondere eine naturnahe Bewirtschaftung von Lebensräumen durch Jagdtourismus verspricht an marginalen Standorten vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten und ist somit als Ansatz der ländlichen Entwicklung im Rahmen eines utilaristischen Schutzkonzepts zu begrüßen.“ (Schüle über Tansania)
  • „The preferences of hunting clients highlight the potential for trophy hunting to create incentives for wildlife conservation and community development in Africa, in multiple countries, including those where ecotourism may not be viable, and in areas within well-visited countries that are off the tourist circuit.” (Lindsey et al)
  • „In vielen Ländern ist Trophäenjagd eine sehr lukrative Art der Wildtiernutzung (wenige Touristen, hohe Einnahmen) und Wildtiermanagement zugleich. Im Vergleich zum Foto-(Massen-) Tourismus wird der Aufwand für die Infrastruktur wie Hotels und Straßen als geringer angesehen. Projekte, bei denen der örtlichen Bevölkerung die Verantwortung über die nachhaltige Nutzung ‚ihrer’ Wildtiere übertragen wird (z.B. CAMPFIRE, Torghar Conservation Project), bewirken oft die (Wieder-)Inwertsetzung von Wildtieren, welche vorher nur Nahrungskonkurrenten oder eine direkte Bedrohung für das eigene Leben darstellten.“ (Bundesamt für Naturschutz)



Nutznießer der Afrikajagd
Wesentliche Teile der Wertschöpfungskette bei Jagdreisen befinden sich im Reiseland selbst und damit auch eine große Zahl von Nutznießern:
  1. die lokale Bevölkerung, die unmittelbar im Jagdgebiet als Berufsjäger, Spurenleser („Tracker“), Fahrer, Zerwirker/Häuter („Skinner“), Hotel- und Gaststättenpersonal oder Personal von Präparatoren und logistischen Dienstleistern Arbeit findet und ein Einkommen generiert (sowie teilweise Anteil am Wildbret erhält) 
  2. weitere mittelbar involvierte Bevölkerungsteile im Land, die in Ausbildungseinrichtungen oder Behörden die erste Gruppe unterstützen oder die Transferleistungen erhalten, die auch über von Jägern und Jagdveranstaltern geleistete Steuern und Abgaben generiert werden
  3. die privaten bzw. staatlichen Landbesitzer (inklusive der Parks und anderer geschützter Lebensräume) sowie das Wild auf diesem Land, das mit den durch die Trophäenjagd insbesondere generierten Geldern gegen Wilderei geschützt werden kann
  4. die in der Regel lokalen Jagdveranstalter (wenn nicht mit den Landbesitzern identisch) und in der Regel ausländischen Jagdreisevermittler sowie weitere Unternehmen im Reiseland oder Herkunftsland des Jägers (z.B. afrikanische Fluglinien und andere Transportunternehmen oder Hotels außerhalb des Jagdgebiets)
Im Unterschied zur Fleischjagd der lokalen Bevölkerung oder zum Fototourismus generiert die Trophäenjagd einen wesentlich höheren Ertrag und verursacht eine wesentlich geringere Belastung der Lebensräume des Wildes.
Statt zu schädigen trägt Trophäenjagd durch ihre Erträge wesentlich dazu bei, Wild zu schützen. So konstatieren Lewis und Alpert:
„In present practice wildlife conservation and wildlife use are inseparable. A major reason is that conservation has a cost.”
In der Dissertation von Schüle ist ein aufschlussreicher Erlösvergleich zwischen Jagdtourismus und Fototourismus in Tansania veröffentlicht. Dieser stellt 600 Jagdtouristen 500.000 Fototouristen gegenüber. Die Verweildauer der Jagdtouristen belief sich auf 10.141 Tage gegenüber zwei Millionen Tagen der Fototouristen. Die Gesamterlöse durch Jagdtouristen betrugen 14 Mio. US Dollar gegenüber 106 Mio. US Dollar der Fototouristen. Es ist klar, wer mit weniger Belastung der Umwelt mehr Einkommen generiert.
Außerdem kann die Trophäenjagd in politisch und wirtschaftlich instabileren Gebieten ausgeübt werden und in Gebieten, die weiter von Touristenzielen entfernt sind, weniger andere Attraktionen besitzen und weniger Komfort bieten können. Lindsey et al stellen in zwei Arbeiten aus gesamtafrikanischer Perspektive dazu fest:
„ Clients are willing to hunt in areas lacking high densities of wildlife or attractive scenery, and where people and livestock occur, stressing the potential for trophy hunting to generate revenues where ecotourism may not be viable.”
„Trophy hunting generates more income per client than tourism and has potentially lower environmental impact through disturbance, fossil fuel use, and habitat conversion. Hunting operations do not rely on the costly infrastructure required for ecotourism and can generate revenues where ecotourism may not be viable, such as remote areas (e.g., northern Mozambique), degraded areas with low wildlife densities (e.g. ranches during early stages of game ranching), areas where people and livestock are present (e.g. Zambian game management areas), and in politically unstable areas (e.g. Central African Republic).”
In Gebieten wie dem Kongo ist Trophäenjagd sogar die einzige denkbare Form des Tourismus und schon deshalb alternativenlos, wenn man zumindest ansatzweise Wild in seinen natürlichen Lebensräumen bewahren will, weil es keine anderen Finanzmittel zu diesem Zweck gibt, als die Jagd wie Caspari erläutert:
„Wildlands in Africa must generate, directly or from donor contributions, funds sufficient to cover both the operating costs of conservation and the opportunity costs of foregoing other forms of resource use.“
Wie der deutsche Experte Rolf Baldus, der 13 Jahre im Wildtiermanagement in Afrika verbracht hat, bestätigt, ist afrikanisches Wild in seinem Bestand nicht durch die Trophäenjagd bedroht, sondern vielmehr durch folgende Einflussfaktoren:
  1. die Bevölkerungszunahme führt zur Rodung von Land (der Lebensraum des Wildes nimmt ab)
  2. die nicht angepasste Landnutzung (Überweidung) führt zu Versteppung (der Lebensraum nimmt ab)
  3. Fleischkonsum (die Bevölkerungszunahme wirkt auch hier verschärfend) führt zu kommerzieller Fleischwilderei
  4. Bedarf an illegalem Elfenbein, Rhino-Horn und Krokodilleder – zumeist aus Asien – führt zu Wilderei
  5. Bürgerkrieg und andere bewaffnete Konflikte führen zu Wilderei und zum Zusammenbruch der Ordnung (inklusive Passivität bzw. Rückzug der Wildhüter)
Schüle stellt einige Zahlen gegenüber: In Tansania wurden in einem Jahr rund 451.000 Tiere erlegt. Jagdtouristen erlegten davon lediglich 4.000 (0,89%). Legitime Fleischjagd führte zur Erlegung von 30.000 Tieren (6,65%), Abschuss von Schadtieren (Problem Animal Control) erfolgte in 7.000 Fällen (1,55%). Der kommerziellen Wilderei fielen hingegen rund 410.000 Tiere zum Opfer (91%).



Wahrnehmung in Europa
Die Ächtung der legalen Trophäenjagd im Ausland durch westliche Kritiker trägt vielfach neokolonialistische Züge, wie der CIC berechtigt feststellt, denn es handelt sich dabei um die Entscheidung souveräner Staaten im Sinne ihres Wildes und ihrer Bevölkerung:
„Numerous states – including many developing countries – make use of their wildlife through controlled hunting. Increasingly, noticeable revenues are finding their way towards local rural populations – or are reinvested into the conservation of wildlife. Emotional and ideological attacks from the animal rights movement … against such forms of use are rightly viewed by developing nations as an attack on their sovereignty and a clandestine form of ‘neo-colonialism’. It is ethically questionable that certain non-governmental organizations, which drive these anti-use campaigns in rich countries, collect immense sums through donations of the unsuspecting public, and spent most of it for themselves or on elaborate PR campaigns. At the same time, the rural populations of the poor countries and the game populations there get little or nothing.”
Die Annahme, dass die eigene Meinung westlicher Tierrechtler universell maßgeblich sei, ist nicht nur ethnozentrisch, sondern wegen ihrer potenziell negativen Auswirkungen auf afrikanische Jagdländer auch ethisch bedenklich. So erläutert Baldus:
„Dabei ist der Jäger einer der ganz wenigen Leute, die für den Erhalt der Tierwelt bares Geld bezahlen. Sicher, auch ein Fototourist bezahlt Eintrittsgelder, wenn er einen Nationalpark betritt. In vielen Fällen (nicht in allen) reicht dieses Geld aber noch nicht einmal aus, um die Kosten des Tourismus zu bezahlen, geschweige denn, dass es viel zum Unterhalt der Parks beiträgt. Fast alle Nationalparks in Afrika sind deshalb auch hoch defizitär. … Auf die frei lebende Tierwelt in Afrika bezogen, bedeutet Nutzung die Gewinnung von Fleisch, Häuten, Hörnern oder Elfenbein, sowie Fototourismus und die Erlegung von Tieren durch Jagdgäste, die dafür ein Entgelt leisten. Die häufig angewandte Unterteilung in konsumtive und nicht-konsumtive Nutzung ist irreführend, da auch der vermeintlich ‚nicht-konsumtive’ Fototourismus die Ressource Naturraum verbraucht und sie als Massentourismus schwer schädigen kann. Kontrollierte Safarijagd als ‚konsumtive’ Nutzung hat demgegenüber meist eine geringere Naturbelastung zur Folge. Insofern verdient sie den heute vielfach irreführend benutzten Begriff ‚Ökotourismus’.“
Ähnlich urteilt Schüle
„Die Arbeit hat ergeben, dass ökosystemgerechter Jagdtourismus wie keine andere Form des Tourismus die idealistischen Ansprüche des Ökotourismus abdeckt und die festzustellende Ablehnung eines gesetzlich abgesicherten und nachhaltigen Jagdtourismus jeglicher wissenschaftlichen Grundlage entbehrt. Sie basiert nahezu ausschließlich auf emotionalen und an Einzelfällen festgemachten Argumenten, die für eine dem Naturschutz kontraproduktive Meinungsbildung missbraucht werden, indem das mangelnde Verständnis der Öffentlichkeit für ökosystemare Zusammenhänge und die Notwendigkeit zu einer Bewirtschaftung der Wildtiere durch das bewusste Verschweigen von Tatsachen manipuliert wird.“

Resümee
Es liegen zahlreiche überzeugende Belege für die Nachhaltigkeit der Trophäenjagd im Ausland vor – und zwar aus vielen Einzelbetrachtungen afrikanischer Staaten, aber auch aus Querschnittsbetrachtungen mehrerer Länder.
Nicht berücksichtigt wurden dabei naturgemäß einige wichtige Aspekte der Jagd in Afrika, die für den Auslandsjäger wichtig sind und in dieser Form von anderen Touristen nicht oder nicht in dieser Form geteilt werden können: das Erleben und die Herausforderungen einer fremden Tier- und Pflanzenwelt, die Faszination der Jagd in ihrer ursprünglichsten Form, wie der Pirsch, und schließlich auch neue Freundschaften mit Afrikanern und das Lernen-Können von ihren beeindruckenden jagdlichen Kenntnissen.


Literatur
  • J.E. Baker: Trophy Hunting as a Sustainable Use of Wildlife Resources in Southern and Eastern Africa. Journal of Sustainable Tourism 4/1997.
  • R.D. Baldus: Braucht Afrika die Jagd? In: Jagdzeit International 1/2010.
  • R.D. Baldus: Antilopen statt Rinder? Afrika Post 8/1987.
  • H.U. Caspary: Wildlife Utilization in Côte d’Ivoire and West Africa - Potentials and Constraints for Development Cooperation Tropical Ecology. Eschborn 1999. 
  • International Council for Game and Wildlife Conservation (Hg.): Best Practices in Sustainable Hunting. A Guide to Best Practices from around the World. Budakeszi 2008.
  • C. Große et al: Trophäenjagd auf gefährdete Arten im Ausland. Bonn 2001. (Bundesamt für Naturschutz-Positionspapier)
  • M.N. Humavindu und J. I. Barnes: Trophy hunting in the Namibian Economy: An As-sessment. In: South African Journal of Wildlife Research 2/2003.
  • D.E. Lewis und P. Alpert: Trophy Hunting and Wildlife Conservation in Zambia. In: Con-servation Biology 1/1997.
  • P.A. Lindsay et al: Trophy Hunting and Conservation in Africa: Problems and One Potential Solution. In: Conservation Biology 2006.
  • C. Schüle: Ökosystemare Aspekte von Wildtiernutzungsstrategien auf der Südhalbkugel. Trier 2001.(Dissertation).
  • P. van der Merwe und M. Saayman: Determining the Economic Value of Game Farm Tourism. In: Koedoe 2/2003.