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Rucksack für die Jagd

Eigentlich müsste dieser Beitrag heißen “Rucksäcke für die Extremjagd“, denn um Ihre Thermoskanne und ihre Brote mit zur Drückjagd zu nehmen, brauchen Sie keinen besonderen Rucksack. Sie brauchen nur dann einen oder sogar mehrere, wenn Sie über einen längeren Zeitraum ihre Ausrüstung ganz oder teilweise unter erschwerten Bedingungen transportieren und dafür trainieren müssen.
Ich habe jahrelang den Jägerrucksack der Bundeswehr als kleinen "Tagesrucksack" für die sportliche Jagd zum Beispiel in Schweden, Schottland, Slowenien oder Frankreich verwendet.

Aber von vorne: Warum nehme ich überhaupt einen Rucksack mit auf den Berg oder in die Tundra? Zunächst einmal kommt Ersatzwäsche (Regen/Kälte), Erste Hilfe-Material, etwas zum Essen und zu Trinken und der ein oder andere Ausrüstungsgegenstand für Notfälle* (die insbesondere am Berg leicht eintreten können) in den Rucksack.
Und dann nutze ich den Rucksack natürlich auch als Deckung und Schießauflage. Ich erspare mir damit, wenn möglich, das zusätzliche Gewicht eines Zweibeins bzw. die Suche nach einer Auflage und schieße im Bestfall ganz bequem mit einer Dreipunktauflage (vor allem, wenn ich noch dazu ein kleines Säckchen mit Kunststoffgranulat für den Hinterschaft mitführe).

In Nordschottland im Januar (hier das Reiseerlebnis)

Der alte Rucksack
Der Jägerrucksack, den ich verwendete, ist robust, hat mit 30 Litern die richtige Größe für alles, was ich an einem harten Jagdtag brauchen könnte, und ist mit entsprechender Imprägnierung einige Stunden regendicht. Vor allem bekommt man ein gut erhaltenes Exemplar schon für rund 50 Euro.

Zwar ist nicht immer militärische Ausrüstung die beste, aber erstens haben sich bei der Beschaffung - gerade solch einfacher Ausrüstungsgegenstände in großer Stückzahl - Spezialisten jahrelang Gedanken gemacht und zweitens gibt es millionenfache Erfahrungen mit solchem Material und Mängel sprechen sich schnell herum. Allerdings ist ein Rucksack für reguläre Truppen (anders als Ausrüstung für Spezialkräfte) ein Gebrauchsgegenstand, der weder besonders teuer, noch aufwändig zu pflegen oder zu warten bzw. einzustellen sein darf.

Als ich das Marschtraining mit Gewichten (je nachdem 10 oder 12 kg) ausgeweitet habe, wurde mir irgendwann klar, dass der Jägerrucksack nicht so gut an meinem Rücken sitzt, dass er mich das Gewicht gut tragen läßt. Eine regelmäßige Dauerbelastung von 2 bis 4 Stunden mit einer für die Wirbelsäule nachteiligen Gewichtsverteilung kann jedoch zu vermeidbaren Schäden führen.

Zu Hause im Revier spielt die Art des Rucksacks eine untergeordnete Rolle

Der neue Rucksack
Also suchte ich einen neuen Rucksack, der über folgende Eigenschaften verfügen sollte:
- Er sollte in etwa das gleiche Fassungsvermögen (30 bis maximal 45 Liter) haben.
- Er sollte von der Größe her verstellbar sein (damit ich ihn an meinen Rücken anpassen kann).**
- Er sollte gut gepolstert sein (sowohl die Gurte, als auch die Fläche, die an meinem Rücken anliegt) und diese Polsterung sollte belüftet sein.
- Er sollte einen guten Hüftgurt haben, damit der Rücken optimal entlastet wird.
- Der Rücken sollte stabilisiert sein.
- Er sollte so robust sein, dass er einen harten, jagdlichen Einsatz auch über mehrere Tage hinweg problemlos bewältigt.
- Die Farbe sollte jagdlich verwendbar sein.
- Es sollte einen passenden Regenübezug geben.


Auswahl
Bei diesem "Pflichtenheft" wird schnell klar, dass der Großteil dessen, was in Jagdausstatterkatalogen angeboten wird, nicht in Frage kommt.
Auch ist klar, dass man den Großteil der Ausrüstungsbesprechungen in Internet, insbesondere bei Youtube, nicht ernst nehmen kann, denn diese Leute werden erstens oft genug "gesponsort" (häufig nicht erkennbar) und sind in den seltensten Fällen kritisch (es gibt z.B. wenige "Reviews", die von einem Kauf abraten) und erproben zweitens das Material nicht so, wie ich es einsetzen werde. Das "Testen" eines Rucksacks einen Nachmittag im Wald, bedeutet keine Kaufempfehlung für etwas, dem ich im Extremfall mein Leben und meine Gesundheit anvertraue.

Ich bestellte mir also ein paar Rucksäcke - und zwar ausschließlich als robust geltende bzw. so positionierte Modelle renommierter Marken - nach Hause und probierte sie mit Gepäck aus. Ich blieb schließlich bei dem Halftrack von Eberlestock im Tarnmuster Multicam, der mit rund 350 Euro nicht preisgünstig ist.
Er ist leichter zugänglich als mein alter Rucksack, denn er wird als "Frontlader" von vorne und nicht von oben befüllt. Zudem verfügt er über eine Zweiteilung und weitere Ordnungshilfen wie eine Menge Schlaufen und ein Netzfach (z.B. für nasse Wäsche). Unter dem Rucksack befindet sich ein kleines Fach mit integriertem Regenüberzug.


Resümee
Der entscheidende Punkt ist, dass ich Ihnen nicht den Eberlestock Halftrack empfehle, sondern lediglich beschreibe, wie ich zu meiner Auswahl für diesen speziellen Einsatzzweck gekommen bin. Eine Jagdreise nach British Columbia im Winter, auf der ich zwei bis drei Tage draußen unterwegs bin, würde beispielsweise einen sehr viel größeren Rucksack erfordern.

Klar ist deshalb: Für Ihr Anforderungsprofil, Ihren Körperbau und Ihr Reiseziel kann die Auswahl völlig anders aussehen.

Vor allem aber möchte ich mit diesem Beitrag Ihren Blick dafür schärfen, dass ein gut sitzender, ergonomisch gestalteter Rucksack für eine Extremjagd fast so wichtig ist, wie ein paar hochwertiger und gut eingelaufener Bergschuhe.


* Beispielsweise eine Sam Splint Schiene und eine Rettungsweste von Blizzard Survival (beides in Deutschland über Onlineversender für medizinische Notfallprodukte erhältlich).
** Hier eine gute Anleitung auf Youtube zum Einstellen der Größe.