Jagdmesser: Longhorn Bowie (Tops Knives)

Manchmal ist es schlimmer, endlich etwas gefunden zu haben, als lange nach etwas zu suchen. Wie andere Jäger kaufe ich gerne neue Messer. Im Bereich große Messer habe ich nach vielen Jahren meinen persönlichen Standard gefunden: Das Longhorn Bowie von Tops Knives. Ich habe es seit fünf Jahren und hatte es u.a. auf Jagdreisen mit ausgedehnten Fußmärschen nach Lappland und in die Hügel Irlands bei mir. Seitdem habe ich weitere, ähnlich große Messer gekauft. Keines davon hat mich so überzeugt, wie das Longhorn Bowie.

Das Longhorn Bowie ist aus 1095 Kohlenstoffstahl- wie die meisten Messer von Tops Knives. Die Leute von Tops beherrschen die Härtung dieses Stahls außerordentlich gut und geben ihm zudem mit dem Black River Wash eine gute Korrosionsbeständigkeit. Von daher trifft der übliche Vorbehalt gegenüber Kohlenstoffstahl, dass er schnell rostet und leicht stumpf wird, hier nicht zu.

Das Messer hat eine Bowie- oder Hechtklinge mit Flachschliff von 18 cm Länge und 6,5 mm Dicke. Es ist sowohl mit Micarta-Griffschalen, als auch mit den etwas gröberen G10-Griffschalen verfügbar, die mir persönlich nicht so gut in der bloßen Hand liegen. Mit 299 Gramm ist das Messer kein Leichtgewicht und mit über 200 Euro auch nicht billig. Ich habe mir dennoch zwei dieser Messer gekauft, denn sie überzeugen mich wie kein anderes für grobe Arbeiten.

Umso mehr verwundert mich übrigens, dass keiner der Messer-Reviewer auf Youtube, denen ich folge das Messer je behandelt hat - obwohl sie ansonsten überproportional viele Tops-Messer besprechen. Vielleicht ist diese Bowieklingenform zu sehr "old school".

G10- vs. Micarta-Griffschalen

Mich interessiert die Geschichte des amerikanischen Westens und mir gefällt die historische Figur Jim Bowie (1796 bis 1836), diesem Jäger, Westmann, Soldaten, Politiker und Spekulanten, der seinen Tod in der Schlacht am Alamo für die Unabhängigkeit von Texas von Mexiko fand und der der Erfinder dieser Klingenform ist. Aber das ist nicht der wirkliche Grund, dieses Messer zu mögen.

Longhorn Bowie vs. ESEE 6

Ich habe mit dem Longhorn Bowie Blinds (provisorische Ansitzeinrichtungen) gebaut, kleine Bäume gefällt, Feuerholz gespalten und Anzündespäne geschnitzt, einen Berg- und einen Watstock geschnitzt und Fische getötet. Das Messer liegt durch die Fingermulde für den Zeigefinger gut in der Hand und damit läßt sich trotz der Größe und des Gewichts präzise arbeiten. Ich komme damit zum Beispiel wesentlich besser zurecht, als mit dem etwas kleineren ESEE 6.

Leider kommt das Longhorn Bowie wie viele Tops Messer in einer Nylonscheide, die ich unpraktisch und hässlich finde und ich habe mir deshalb für rund 50 Euro eine Lederscheide anfertigen lassen. Diese verursacht auch keine Geräusche, wenn beispielsweise der Gewehrkolben dagegen schlägt oder, wenn sie beim Kriechen am Erdboden ankommt.

Messer und Lederscheide haben beide auf den genannten Reisen und bei vielen, vielen Einsätzen in heimischen Wäldern nicht gelitten - trotz Regen, Schnee, harter Beanspruchung und stellenweise auch ungeeigneter Lagerung in einem feuchten Keller.